Die Rodenkirchener Brücke ist der Zwilling der Golden Gate Bridge

Die Rodenkirchener Bruecke in Koeln, Rheinland.

Rodenkirchener Brücke als Zwilling der Golden Gate Bridge
Die Pfeiler der Rodenkirchener Brücke wirken wie Tore und das ist kein Zufall. Ihr Konstrukteur, Fritz Leonhardt hat das „Tor zu Europa“ bewusst so eingerichtet. So majestätisch wie sich einerseits in den Himmel erhebt, so gefährlich war sie einst für den südlichen Kölner Stadtteil. Die Rodenkirchener Brücke war für den Bombenhagel im Zweiten Weltkrieg verantwortlich. Denn diese wichtige Verbindung sollte gekappt werden. Für die Bewohner war ihr Bau daher Fluch und Segen zugleich.

Eine echte Hänge-Brücke

Die Rodenkirchener Brücke war die Nachfolgerin der allerersten Autobahnbrücke über den Rhein, erbaut zwischen 1938 und 1941. Damals wollte man ein internationales Fernstraßennetz aufbauen, dass die Strecke London-Istanbul in Richtung Skandinavien erschließen sollte. Ihre Planer waren Paul Bonatz, Karl Schaechterle und Fritz Leonhardt. Letzterer war einer der bekanntesten Brückenbauer des 20. Jahrhunderts und hatte auch schon die Deutzer Brücke, die Zoobrücke, die Severinsbrücke und Mülheimer Brücke geplant. Leonhardt hatte in den 1920er Jahren ein Stipendium in den USA gehabt.

Dort beeindruckte ihn zum einen die Brooklyn Bridge über den East River in New York. Sie war zur Zeit ihrer Eröffnung 1883 die längste Hängebrücke der Welt. Zum anderen erhielt er Einblick in die Pläne für die Golden Gate Bridge, die als „goldenes Tor“ 1937 eröffnet werden sollte.

Die Rodenkirchener Bruecke als Golden-Gate-Bruecke in Koeln.

Die Rodenkirchener Brücke als Tor

Und ein Tor sollte auch die Rodenkirchener Brücke sein. Noch während der Zeit von Oberbürgermeister Konrad Adenauer wurde die Idee vom europäischen Fernstraßenprogramm von Reichsverkehrsminister Julius Dorpmüller umgesetzt. Es war eine Zeit großer Technikfaszination und Planungen für die Zukunft. So fand von 1939 bis 1940 die Internationale Weltausstellung in New York statt, die wichtige Inspirationen für die Technikgeschichte gab. In Köln war für 1940 die Internationale Verkehrsausstellung (IVA) in den Deutzer Messehallen geplant. Bei der sollte das gesamte Spektrum der Verkehrstechnik gezeigt werden. Sie wurde allerdings wegen des Zweiten Weltkriegs abgesagt.

Schon vor ihrer Fertigstellung hatte die damals noch „Adolf-Hitler-Brücke“ genannte Rodenkirchener Brücke für Unmut gesorgt. Für das 567 Meter lange – und damit zu dieser Zeit längste Hängebrückenbauwerk Europas – mussten beliebte Stätten weichen. Dazu gehörte etwa das erst 1930 am Ortseingang von Rodenkirchen eröffnete und sehr beliebte Gartenlokal „Rheinterrassen“. Mit 3000 Stehplätzen war es das größte Tanzlokal seiner Zeit. Es wurde 1938 abgerissen, ebenso Vereinshäuser, zahlreiche Bootshäuser, das Schwimmbad und die Rodenkirchener Boots- und Holzbauzone.

Zerstörung und Wiederaufbau der Rodenkirchener Brücke

Nur kurze Zeit nach ihrer Fertigstellung war die Rodenkirchener Brücke schon wieder kaputt. Die Alliierten hatten es nämlich insbesondere auf die Zerstörung dieser europäischen Fernstraßenverbindung abgesehen. Über diese rollten im Krieg unzählige Militärfahrzeuge. Ein Bombenteppich ging über Rodenkirchen nieder. Diesem fiel die im September und Oktober 1941 sowohl symbolisch als auch verkehrstechnisch eingeweihte Rodenkirchener Brücke nach Treffern zunächst an den Stahlseilen, später an den Fahrspuren zum Opfer. Der zerstörerische Angriff erfolgte im Januar 1945. Sofort nach Kriegsende machte man sich an den Wiederaufbau, der Anfang der 50er Jahre erfolgte. Ihre Pylone konnten wieder verwendet werden und 3.350 Tonnen Stahl wurden verbaut. 59,4 Meter hoch ragt die Brückenkonstruktion seither in den Himmel.

1954 war sie wieder vierspurig befahrbar und das für die nächsten Jahrzehnte. Das immer größer werdende Verkehrsaufkommen auf der Bundesautobahn 4 führte schließlich dazu, dass zwischen 1990 und 1994 ein Zwillingsbau auf der Nordseite der Rodenkirchener Brücke entstand. Dieser erweiterte sie auf sechs Fahrspuren. Auch das reicht heute nicht mehr aus. Acht Spuren sollen es sein, so dass immer mal wieder laut über den Abriss der unter Denkmalschutz stehenden Rodenkirchener Brücke nachgedacht wird. Eine Erweiterung gilt als unmöglich.

Die Rodenkirchener Brücke ist Teil der A4

Die Bundesautobahn 4 ist die viertlängste Autobahn in Deutschland. Sie entspricht fast im gesamten Verlauf der Europastraße 40 (E 40). Sie wurde bereits 1925 in der Weimarer Republik auf der bereits vermessenen ursprünglichen Eisenbahntrasse Köln–Düren–Eschweiler–Aachen geplant. Der erste Spatenstich erfolgte in Richtung Aachen im Abschnitt Eschweiler–Weisweiler am 22. März 1936. Zwei Wochen zuvor war das Rheinland im Auftrag des Unternehmens Reichsautobahn remilitarisiert worden.