Ein altes Haus in Eitorf: Sanierung, statt Abriss

Altes Haus wird wieder neu, Eitorf, Rhein-Sieg-Kreis.

Altes Haus
Quadratisch, praktisch, profitabel – das ist der Trend beim modernen Städtebau. Immer mehr historisch gewachsene Viertel verlieren ihr Gesicht, da alte Häuser abgerissen und gegen neue funktionale Kästen ersetzt werden. Das gilt im Besonderen, wenn die alten Häuser nicht unter Denkmalschutz stehen. Dieses Schicksal hätte auch ein altes Haus in Eitorf ereilt. Es ist ein typisches Stadthaus aus dem Jahr 1925 auf einem etwa 300 Quadratmeter großen Grundstück.

Auf diesem wäre durchaus Platz für ein zweites oder eben ein deutlich größeres gewesen. Nachdem die letzte Bewohnerin verstorben war, hatten ihre Nachkommen, alle bereits selbst Haus-Eigentümer, beschlossen, das Haus zu verkaufen. Schon kamen Investoren auf den Plan. Denn das Grundstück an der Asbacher Straße hätte sich bei optimaler Ausnutzung des Platzes bestens für ein größeres Objekt geeignet.

Das Haus hat Interessenten

Doch es gab noch weitere Interessenten. Der Nachbar hätte es gern gekauft und für seine Kinder genutzt – allerdings ohne eine Sanierung. Und dann gab es noch eine Interessentin, die sich in das alte Haus verliebt hatte und es gerne wieder schön herrichten wollte. Sie bekam den Zuschlag, denn der Erbengemeinschaft war die Erhaltung ihres Elternhauses wichtiger, als eine möglichst hohe Kaufsumme.

Doch ein Haus aus den 1920er Jahren zu sanieren, stellt einen vor einige Herausforderungen – insbesondere, wenn man es nicht selbst machen kann. Das begann schon damit, dass das Grundstück nicht vermessen war. Ein Architekt aus dem Bekanntenkreis wurde beauftragt und dieser wiederum besorgte einen Vermessungstechniker. Schließlich ging es auch darum, zwei eine alte Blech- und eine Holzgarage hinter dem Haus abzureißen und den Neubau eines Carports zu planen.

Das Haus erst einmal entrümpeln

Dann stand eine Entrümpelung an und es musste festgelegt werden, was alles erneuert werden muss. Dabei sollte das Ganze möglichst behutsam erfolgen, um nicht den Charakter des Hauses zu sehr zu verändern. Während zunächst noch überlegt wurde, wie man die einzelnen Gewerke wie Installateur, Elektriker, Trockenbauer etc. ohne Architekt richtig takten könne, kam der Zufall zu Hilfe.

Über eine Freundin lernte die neue Eigentümerin einen Allrounder kennen, der schon mehrfach ältere Häuser saniert hatte. „Ich mache alles, nur keine Installation und kein Elektro“, sagte er bei der ersten In-Augenscheinnahme des Objektes. Dass er mit „alles“ auch das Entrümpeln meinte, war ein noch größerer Glücksfall.

Die Kosten wurden hoch geschätzt

Während der Architekt nach einer ersten Schätzung der Kosten und vor allen Dingen der benötigten Sanierungs-Zeit die zugegebenermaßen etwas naiven Vorstellungen der neuen Eigentümerin ziemlich gedämpft hatte, sah die Welt nun anders aus. Der Generalunternehmer wollte nach Stunden bezahlt werden und besorgte das benötigte Material selbst. Und er konnte sofort loslegen.

Das mühevolle Suchen nach einzelnen Handwerkern hätte ansonsten viel Zeit in Anspruch genommen. So musste lediglich ein Installateur, ein Elektriker, ein Fensterbauer und ein Schreiner für den Carport gesucht werden, während der Allrounder nach dem Entrümpeln sofort mit dem Herausreißen der alten Teppichböden begann. Der Installateur war nötig, da sich in dem Haus mit drei Stockwerken nur im Erdgeschoss ein Mini-Badezimmer befunden hatte. So war ziemlich von Anfang an klar, dass im ersten Stock, wo auch das Schlafzimmer eingerichtet werden sollte, ein Badezimmer gebaut werden musste.

Das Haus barg einige Überraschungen

Das einstige, sehr große Schlafzimmer befand sich direkt über dem kleinen Bad im Erdgeschoss. So bot sich ein abgeteilter Bereich von diesem für ein großzügiges neues Bad an, für das allerdings auch eine Öffnung für ein Fenster gemacht werden musste. Der Rest des Schlafzimmers sollte als Ankleidezimmer dienen, während das einstige Nähzimmer genug Platz für Bett und Kommoden bot. Daneben, im einstigen Gästezimmer, sollte das Arbeitszimmer eingerichtet werden.

Das Dachgeschoss, in das die historische Holztreppe führt, war verbaut. In den 1960er Jahren hatte es dort nur ein Zimmer gegeben. Der Rest wurde als Speicher genutzt. So hatte der Vater der Erben für diese dort in Eigenregie ein weiteres Zimmer gebaut und Holzwände eingezogen. Die sollten nun wieder weg, um ein sich über die gesamte Breite des Hauses erstreckendes Musik-Zimmer zu erhalten. Die Idee, die Decke bis zum Krüppelwalmdach zu öffnen, wurde aus Kostengründen verworfen. Das übrige kleine Zimmer sollte so bleiben und als Gästezimmer dienen.

Ein altes Haus wird wieder neu, Treppenhaus, Eitorf, Rhein-Sieg-Kreis.

Alte Holzverkleidung erstrahlt in Weiß

Die Decken im zweiten Obergeschoss waren, wie im gesamten Haus, holzverkleidet, was das ganze Innere dunkel erscheinen ließ. Auch die damals üblichen dicken Gardinen schluckten jede Menge Licht – schon ihr Entfernen war eine Wohltat gewesen. Sie wurden später durch leichte Plissees ersetzt. Die wunderschöne Holztreppe war mit Linoleum zugeklebt, das geschwungene Holzgeländer in Braun gestrichen.

Im Erdgeschoss befand sich eine kleine Wohnküche, die mit einer schmalen Tür mit dem Esszimmer verbunden war. Dieses wiederum war vom Wohnzimmer durch eine halbe Wand abgeteilt. Früher waren das einmal zwei separate Zimmer, nämlich Küche und Wohnzimmer gewesen, da hier im und im ersten Obergeschoss zwei Familien gelebt haben. Das Wohnzimmer selbst war dunkel vertäfelt.

Alte Küche verschenkt

Die Kücheneinrichtung entstammte den 1970er Jahren, war aber noch völlig intakt. Sie sollte verschenkt werden, da es darum ging, aus ökologischen Gründen möglichst wenig wegzuschmeißen. Schnell fand sich eine osteuropäische Familie, die sich darüber freute und sie selbst abbaute. Das einstige Badezimmer sollte in ein Gäste-WC umfunktioniert werden, wozu die Badewanne rausgerissen werden musste, so dass Platz für eine Waschmaschine entstand.

Der Fliesenboden im Flur war ebenfalls noch völlig intakt, zwar in langweiligem Beige, aber da würde sich schon was finden, um das aufzupeppen. Das Laminat in der Küche warf Wellen. Die Verbindung zwischen Küche und Esszimmer sollte so vergrößert werden, dass es wie ein Raum wirkt. Die halbe Wand zwischen Ess- und Wohnzimmer sollte noch einmal verkleinert werden, so dass der gesamte Bereich offen und großzügig wirkt.

Renovierung so schonend wie möglich

Fest stand, dass nicht alle Tapeten und die Holzvertäfelung abgerissen, sondern alles, was noch in Ordnung war, weiß gestrichen werden sollte. Und so ging es recht zügig voran. Nach Beginn im Mai 2021 war schon im Juli und August der Installateur am Werk, nachdem im ersten Obergeschoss bereits die Zwischenwand für das neue Bad eingezogen worden war.

Im September kam der Fensterbauer und baute schalldichte Fenster ohne Rollladen ein. Denn wie auf einem historischen Bild zu sehen, sollten wieder Fensterläden installiert werden. Die Fliesen in Küche und im alten Bad wurden einfach überputzt, wobei als Gag eine Wand mit den alten rosa Fliesen im künftigen Gäste-WC sichtbar bleiben sollte.

Ein Balken kam zum Vorschein

Die Verbreiterung des Durchganges zwischen Küche und Esszimmer stellte sich als schwierig dar, da sich an der Wandseite zur Küche und auf deren Rückseite Heizkörper befanden. So wurde entschieden, dass die Öffnung maximal 1,20 Meter groß sein könnte. Beim Herausbrechen der Wand tauchte das nächste Problem auf: ein Balken kam zum Vorschein. Der  Generalunternehmer schlug vor, ihn zu beseitigen und die Wand abzufangen. Gerade noch rechtzeitig sah das die Bauherrin und entschied, der Balken bleibt. Er ist heute ein Designmerkmal.

Als das Schwierigste stellte sich der Zustand der Elektrik heraus. Denn diese bestand zum Teil noch, wie zur Bauzeit des Hauses üblich, aus stoffummantelten Kabeln. Als der Elektriker kam, mussten teilweise bereits fertig weiß gestrichene Wände nochmals aufgerissen werden. Die Vertäfelung im Wohnzimmer musste nun doch weichen, denn darunter lagen alte, teilweise ungenutzte Kabel. So kam es, dass eine moderne Paneele in Betonoptik nun die Rückwand des Wohnzimmers ziert. Der Stromverteilerkasten, der sich im Treppenflur zwischen dem ersten und zweiten Obergeschoss befunden hatte, musste in den Keller verlegt werden.

Holzböden in Ochsenblut-Farbe

Die Holzböden im gesamten Haus waren durch Teppichkleber und diverse Aufbauten unbrauchbar. Sie wurden mit Designdielen in Eiche-Optik belegt. Einzig im Obergeschoss war der alte Holzboden im Gästezimmer noch in Ordnung und konnte erhalten werden. Im Musikzimmer waren Teile noch mit Ochsenblut-Farbe gestrichen, aber der Boden war nicht homogen. Es sah so aus, als ob hier einmal zwei Räume gewesen waren. Aus diesem Grund wurde der Holzboden mit einem echten Berberteppich belegt. Die Designdielen hätten dort wegen des ungleichen Untergrundes einen besonderen Aufbau nötig gemacht.

Auf der Treppe war ebenfalls der alte Ochsenblut-Anstrich zum Vorschein gekommen und so kam die die Idee auf, diesen zu erhalten beziehungsweise mit der gleichen zu erneuern. So entstand ein spannender Kontrast zwischen dem historischen Dunkelrot und dem schneeweiß gestrichenen Geländer.

Das Dach war noch in Ordnung

Das Dach und die Heizung schienen noch in Ordnung, da sie noch nicht so alt waren. Doch fiel die erst acht Jahre alte Gastherme immer wieder aus, nachdem im Keller zwei Heizkörper installiert worden war. Der Einbau der Heizkörper im Keller geschah unter anderem aus energetischen Gründen – die Wärme aus dem Keller sollte hochsteigen, da die Zwischendecke nicht isoliert werden sollte. Im Keller ging es nicht, da dieser ohnehin nur 1,80 Meter Deckenhöhe aufweist. In den Räumen darüber wollte man es nicht, da dann der Boden hätte aufgerissen werden müssen.

Ansonsten erwies sich das alte Haus als erstaunlich gut isoliert. Grund hierfür sind die sehr dicken Außenwände, so dass mit Einbau der neuen Fenster ein gutes energetisches Ergebnis erzielt werden konnte, wie sich nach dem Einzug schon im Januar 2022 heraus stellte. Nach gut acht Monaten war das Haus innen einzugsbereit. Was zu diesem Zeitpunkt noch fehlte, war die Außensanierung. Ein neuer Anstrich sollte einen Rotton enthalten. Wie ein historisches Gemälde des Hauses zeigte, war es wohl immer in Lachsrot gestrichen gewesen. Die Farbe gefiel der Bauherrin jedoch nicht, daher wurde es jetzt ein Himberrot. Der Sockel war in anthrazit gestrichen, was nur erneuert werden musste.

Ein altes Haus wird wieder neu - vor der Renovierung, Eitorf, Rhein-Sieg-Kreis,

Weiße Fensterläden

Vor der Haustür befindet sich ein Vorbau, der den mit grauen Fliesen belegten Eingang schützt. Die Balken waren in braun gestrichen, die Holzwände wiesen einen verblassten Holzton auf. Die Balken wurden in Ebenholz gestrichen, die Wände dazwischen in weiß, was einen schönen Kontrast bildet und zu den weißen Fensterläden passt.

Die weißen Fensterläden sollten eigentlich aus Holz sein. Nach einigem Hin- und Herüberlegen entschied man sich jedoch für Alu, da diese optisch nicht von Holz zu unterscheiden sind. Dafür sind sie aber deutlich wartungsärmer und müssen nicht regelmäßig neu gestrichen werden.  Zu der Roten Außenfassade stellen die Fensterläden und weißen Fensterlaibungen einen tollen Kontrast her.

Das Fenster zum Hof

Das Küchenfenster zum Hof hinaus, war zu einer Tür erweitert worden, die nun über ein paar Stufen auf die neue Terrasse führt. An dieser Stelle hatten zuvor die alten Garagen gestanden. Hinter der Terrasse bietet der ebenfalls in Weiß gehaltene Carport nicht nur Schutz für die Fahrzeuge, sondern gleichzeitig eine Teilüberdachung der Terrasse. Die Tür zum Hof erhielt ebenfalls einen großen weißen Fensterladen.

Eine neue Blechgarage neben dem Haus schirmt den Garten zur Straße hin ab und beherbergt Fahrräder, Anhänger und Gartengeräte. Auch ein Gartentor dient zur Abschirmung, ebenso eine neue Hecke, die einen Sichtschutz zu einer seitlich am Grundstück vorbei führenden Gasse bildet.

Letztlich gelang es, das historische Haus, dessen Baujahr 1925 nun stolz auf seiner Vorderseite prangt, so behutsam und kostensparend wie möglich herzurichten. Auch die Madonna, die schon seit Beginn in einer Wandnische im Treppenhaus wacht, steht wieder an ihrem alten Platz. Der große Dank gilt dem Allrounder, der dies in die Tat umgesetzt.