Wolf mit Weidezäunen fernhalten – das Leuscheider Rudel
Einst ging es darum, Weidetiere vom Ausbrechen abzuhalten, jetzt geht es darum, den Wolf von ihnen fernzuhalten. Bei einem Info-Tag unter dem Titel „Wolfsabweisender Zaunbau für Nutztierhalter“ Anfang Mai in der NABU-Bildungsscheune Ölferbachtal informierte dieser über den effektiven Schutz von Weidetieren. Denn der besonders intelligente GW1896m bereitet den Weidetierhaltern in der Grenzregion zwischen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen immer wieder Probleme. Auch der NABU ist nicht von ihm verschont worden.
Im Ölferbachtal wo Schafe zur Beweidung im Naturschutzgebiet eingesetzt werden, riss er zwei Schafe. Die Tiere waren mit einem Knotengitterzaun und einer stromführenden Litze gesichert gewesen. Allerdings hatten Wildschweine den Zaun beschädigt, was der Wolf ausnutzte. Aufgrund des riesigen Geländes konnten die anderen Schafe flüchten und lösten nicht den gefürchteten Beuteschlag-Effekt, auch Surplus Killing genannt, aus. Denn wenn Weidetiere in ihrer Panik wild umherlaufen, während der Wolf frisst, veranlasst ihn das, mehr Tiere zu töten, als er fressen kann.
Zaunsysteme gegen den Wolf
Seit Nachweis des ersten Wolfs auf dem Stegskopf hatte der NABU Altenkirchen seinen zuvor nur 80 Zentimeter hohen Knotengitterzaun erhöht und mit einer stromführenden Litze ausgestattet. „Das ist wichtig, denn Wölfe springen nicht gerne“, wie der stellvertretende Vorsitzende Hardy Sigg den rund 15 Teilnehmern erklärte. „Sie versuchen zuerst, den Zaun zu untergraben. Wenn das nicht gelingt, klettern sie am Zaun hoch und lassen sich in das Gehege plumpsen“, bestätigte auch Jutta Kriegel vom Koordinationszentrum Luchs und Wolf (Kluwo). Das hat das Wolfs-Monitoring in Rheinland-Pfalz übernommen.
Das beschriebene Verhalten hatte sie in den Aufzeichnungen einer Wildtierkamera gesehen. Stromführende Litzen, die sowohl auf mobilen wie auch auf festen Zäunen oben und unten im Abstand von 20 Zentimeter angebracht sind, können das allerdings effektiv verhindern. „Wenn der Wolf den Strom einmal gespürt hat, versucht er das nie wieder“, erklärte Sigg, warf jedoch auch ein, dass die untere Litze vom nachwachsenden Gras freigehalten werden muss.
Eine Zumutung für die Halter?
Ein Damwildhalter aus Rennerod empfand das als Zumutung. „Ich kann nicht alle zwei Wochen 1,4 Kilometer Zaun mähen“, sagte er. Hilfe dabei bieten jedoch die Ehrenamtler von Wikiwolves. Das in 2015 im Norddeutschen gegründete Netzwerk engagiert sich in Anlehnung an das 2013 gegründete Wikiwood für eine friedliche Koexistenz von Mensch und Wolf. Freiwillige unterstützen Weidetierhalter sowohl beim Aufstellen von Wolfsschutzzäunen, als auch bei deren Freihaltung.
Es gibt aber auch Zaunsysteme, bei denen das nicht nötig ist. Dazu gehört etwa ein ein Meter hoher Knotengitterzaun mit einer oberen stromführenden Litze. Unten ist der Zaun auf einer Breite von 60 Zentimeter in der Erde vergraben, so dass ein Untergraben verhindert wird. Ebenfalls effektiv wirkt ein Litzen-Draht, der fünf Litzen im Abstand von 20 Zentimetern enthält.“ Die Tiere spüren das elektromagnetische Spannungsfeld und halten sich fern“, erklärte Sigg.
Strom hält den Wolf ab
Ein Teilnehmer sorgte sich angesichts dessen um Wanderer und Kinder, die sich auf einem Spielplatz unweit seines Grundstückes aufhalten. Doch das hat unsere Generation auch überlebt. Jeder Erwachsene, der als Kind in den 1970er und 1980er Jahren auf dem Land aufgewachsen ist, ist schon einmal mit einem stromführenden Zaun in Berührung gekommen. Der Strom ist bei weitem nicht stark genug, einen gesunden Menschen zu verletzen. Es ist lediglich unangenehm.
Bei dem Workshop im Ölferbachtal ging es darum, Maßnahmen aufzuzeigen, wie man Wolfsrisse verhindern kann. „Größere Weidetierhalter erhalten von uns eine Entschädigung, kleinere Hobbyhalter eine Förderung“, erklärte die Kluwo-Vertreterin. Es gibt sogar Möglichkeiten, die Weidetiere über einen Bachlauf zu sichern. Das geschieht mithilfe einer stromführenden Litze mit herabhängenden Ketten, die Wölfe von den Tieren fernhalten. Einige Teilnehmer gestanden ein, dass sie ihre Tiere nicht ausreichend gesichert hatten. Bei einem Fall waren vier von sechs Schafen im Spätwinter 2021 gerissen worden. Das Gehege war nicht mit Strom gesichert. Bei einem anderen Riss war eins von sieben Schafen getötet worden. Auch hier waren die Tiere nur durch einen einfachen Knotengitterzaun geschützt. Dieser wurde zwischenzeitlich dieser Zaun mit drei stromführenden Litzen nachgerüstet.