Leuscheider Rudel: Wolf von Kamera in Kircheib erfasst
Der Wolf ist zurück gekehrt in den Rhein-Sieg-Kreis. Hier hat sich das Leuscheider Rudel gebildet. Doch nicht alle freuen sich darüber. In den sozialen Netzwerken schlagen die Wogen hoch, wenn Weidetierhalter von Rissen berichten. Naturschützer und Vertreter der Naturschutzverbände freuen sich indes, dass der Wolf wieder in Deutschland heimisch geworden ist. Landwirte und Weidetierhalter sorgen sich indes um ihr Vieh. Denn mit seiner Verbreitung in stark besiedelten Regionen steigen auch die Probleme.
Der Wolf unterscheidet bei seiner Suche nach Futter nicht zwischen einem Reh und einem Schaf. So gab es erst im April wieder elf tote Schafe und fünf vermisste Lämmer im Raum Hennef. Die hinzugezogenen Fachleute gehen von einem Wolfsangriff aus, denn es gab die typischen Kehlbiss-Spuren. Nahm man erst an, dass für diese Risse nicht das im Grenzbereich ansässige Leuscheider Rudel, sondern ein durchziehender Wolf verantwortlich ist, wird das nun nicht mehr völlig ausgeschlossen.
Herdenschutzhunde gegen Angriffe des Leuscheider Rudels
Simon Darscheid, der Bezirksvorsitzende des Schafzuchtverbandes Nordrhein-Westfalen, hat für so etwas vorgesorgt. Seit Dezember nennt er zwei Herdenschutzhunde sein eigen. Die beiden Pyrenäenberghunde leben mit der Herde und bewachen sie. Für sie ist die Herde wie die eigene Familie. Mit ihrem weißen wuscheligen Fell ähneln sie den Schafen sogar und sind damit die klassischen „Wölfe im Schafspelz“. Wenn sie ihre Herde gefährdet sehen, greifen sie an.
Lange hatte der Schafzüchter um eine Förderung dieser speziellen Hunde gekämpft, denn die zwei und drei Jahre alten Tiere kosten 14.000 Euro zusammen. Der Preis kommt durch ihre zweijährige Ausbildung beim Züchter zustande, der wiederum eine Zertifizierung durch die AG Herdenschutzhunde folgt. Derzeit gibt es solche Tiere nur in Brandenburg. Seitdem Teile des östlichen Rhein-Sieg-Kreises im August zum offiziellen Wolfsgebiet erklärt wurden, kann ihre Anschaffung gefördert werden.
Die B 8 ist eine Gefahr für das Leuscheider Rudel
Es gibt aber auch Zeitgenossen, die einen regelrechten Hass auf Wölfe entwickelt haben. So rief in den Sozialen Netzwerken vor Wochen ein Mann aus Much zu einer „Wolfsparty“ auf. Dabei wollte er das Leuscheider Rudel mit Steinsalz beschießen, um es zu vertreiben. Doch die Naturschutzbehörden machten ihm einen Strich durch die Rechnung, nachdem dies gemeldet worden war. Die Tiere sind streng geschützt, Aktionen gegen sie oder aber Aufrufe dazu stellen eine Straftat dar.
Der gleiche Mann freute sich vergangene Woche öffentlich darüber, dass wieder ein Wolf an der B8 überfahren worden war. Leider überquert das Rudel immer wieder die Bundesstraße, die den Staatsforst durchschneidet. Dr. Paul Bergweiler, der Wolfsbeauftragte der Landesforsten Rheinland-Pfalz, fand neben den Unfällen immer wieder Hinweise darauf, dass das Rudel die gefährliche Straße nicht als Hindernis ansieht. Im vergangenen Jahr wurde ein Welpe aus dem Leuscheider Rudel getötet und eine Fähe angefahren. Abhilfe könnten hier nur Wildtiertunnel oder -brücken schaffen.
Eine Spur der Wölfe fand sich im Wald bei Kircheib. Eine Wildkamera konnte ein Tier aufzeichnen. „Das Video wurde von unabhängigen Experten als sicherer Nachweis gewertet“, bestätigte der Wolfsexperte. Hier geht’s zum Wolfs-Video: https://youtu.be/EfkfJ7hqqk8