Grube Silberhardt: 270 Meter tief im Berg
Von Inga Sprünken
Es ist dunkel, eng und feucht in der Grube Silberhardt. Die Luft ist stickig. Trotz strahlendem Sonnenschein sind es nur etwa acht bis zehn Grad in den engen dunklen Gängen des Stollens. In der Grube Silberhardt haben einst Menschen zwölf Stunden am Tag, sechs Tage die Woche liegend oder kniend von Hand Löcher in den Stein geschlagen.
Nach Jahrhunderten mit mehrmaliger Einstellung und Wiederaufnahme der Bergbautätigkeit in der Grube Silberhardt, fuhren die Kumpel 1926 das letzte Mal ein. Heute können sich Besucher über 200 Meter tief in den Berg führen lassen, nachdem einige Idealisten den im Jahr 1930 verschlossenen und später verschütteten Eingangsstollen wieder ausgegraben haben.
Die Grube Silberhardt stürzte ein
Ein ehemaliger Bergmann hatte damals versucht, die Erzreste aus den Halden zu holen und die Grubenstützen entfernt und vermarktet. So kam es zu der Verschüttung. Am 15. November 1997 begannen einige Bergbau-Fans damit, den Stollen wieder auszugraben. Sie gründeten einen Förderverein zur Erhaltung der Bergbau- und Hüttentradition und richteten ein Besucherbergwerk ein, das am 13. November 1999 erstmals öffnete.
So können sich heute Menschen durch die Engstellen des Stollens zwängen, durch die die damals auch hier arbeitenden Kinder problemlos hindurch passten. An Klaustrophobie sollte man also nicht leiden, wenn man in die Grube Silberhardt einfährt. Zuvor erfährt man im Besucherzentrum einiges über deren Aufbau und Geschichte.
Die Geschichte des Bergbaus
Während einer optischen Zeitreise in die historischen Montantätigkeiten vom Mittelalter bis zum Ende des 20. Jahrhunderts wird die Geschichte des Erzabbaus, der Kohlenmeilerei und der Verhüttung erklärt. In der Praxis lässt sich dies auch bei einer 1,7 Kilometer langen Wanderung auf dem Bergbauwanderweg rund um die Gruben Silberhardt und Eisenstein erfahren.
Seit der Gründung des Fördervereins sind dessen 56 Ehrenamtler damit beschäftigt, immer mehr Geheimnisse der historischen Grube ans Licht zu bringen. Dabei entdecken sie neue Stollen und Schächte in dem in 800 Jahren vom Bergbau zerfurchten Berg und machen sie wieder zugänglich. Immer wieder stoßen die Ehrenamtler auf noch ältere Stollen oder versuchsweise gehauene Löcher.
Auf der Suche nach Erz
Die Menschen waren im Laufe der Jahrhunderte stets auf der Suche nach Erz, Silber, Blei, Zinkblende, Mangan und Eisen. Der aktuell geöffnete obere Stollen der Grube Silberhardt erschließt Strecken aus dem 15., 18. und 20. Jahrhundert und führt bis zu 270 Meter tief in die Erde. Vielfach werden dabei auch Spuren des Mittelalters sichtbar.
In den oberirdischen Gebäuden – das Steigerhaus ist noch erhalten – dokumentieren nicht nur Fotos das gefährliche und mühsames Leben der Bergleute. Über 20.000 Exponate erzählen die Geschichte des Bergbaus. Grubenlampen- und -telefone, Hammer, Meißel, Bohrer, Steigerstöcke, Schnupftabakdosen oder Henkelmänner stammen aus Schenkungen.
Sammlungen ehemaliger Bergleute
Hinzu kommen Mineraliensammlungen ehemaliger Bergleute. Zu den inzwischen etwa 10000 Mineralien kommen noch rund tausend Fossilien hinzu. Alles in derzeit auf 85 Quadratmetern in geschenkten Bürocontainern ausgestellt. Aktuell bauen die Ehrenamtler an und wollen die gesamte Ausstellung eines Tages auf 1600 Quadratmetern präsentieren.
Dabei soll dass Entree wie ein Grubeneingang gestaltet werden. Im Rahmen der Regionale 2025 ist eine finanzielle Unterstützung in Sicht, so dass möglicherweise dann auch Platz für größere Dinge wie die drei historischen Gruben-Loks oder Teile einer geschenkten historischen Schmiede ist.
Die vier Stockwerke der Grube Silberhardt
Denn nicht nur Schmieden, sondern auch viele andere Gewerke gehörten im Jahr 1880 zu den Aufbauten rund um die Grube Silberhardt, wo 300 Menschen beschäftigt waren. Heute verzeichnet das Besucherbergwerk etwa 5000 Besucher im Jahr. Am spannendsten sind die Stollen des einst vier Stockwerke umfassenden Bergwerks.
Tief unten im Berg gelangt man in den „Frühstücksraum“ der Bergleute – ein größerer Hohlraum, in dem ein Erwachsener stehen kann. Dort findet sich noch ein Kübel, den die Bergleute für ihr Geschäft nutzten. Darum war einer der wichtigsten Mitarbeiter der „Kübelmajor“, der für den Abtransport der Fäkalien zuständig war.
Der Bergbau in Windeck und der Grube Silberhardt
Die Anfänge des Bergbaus im Windecker Land liegen in der keltischen Zeit. Als Karl der Große um 800 den Silberdenar als reichsweit geltende Währung einführte, ging es steil bergauf damit. Im Bereich Windeck lässt sich vor 1200 eine Verhüttungstradition in Form von Rennfeueröfen in den Siefen um die Grube Silberhardt nachweisen.
Führungen finden in der Sommersaison an den Wochenenden zu jeder vollen Stunde sowie wochentags um 11.30 Uhr statt: https://www.grube-silberhardt.de/://www.grube-silberhardt.de.
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