Das Mysterium der Schönheit

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Es ist ein Geheimnis der Natur – und der Schönheit: der Goldene Schnitt. Seit Jahrhunderten fasziniert er Wissenschaftler und Künstler und gibt noch immer Rätsel auf. Dabei ist die schon von den alten Griechen entdeckte Proportionsregel überall in der Natur zu finden. Viele Blüten und Blätter sind nach dem Goldenen Schnitt aufgeteilt. So etwa die Blätter der Bergulme, die des Feigenbaumes, die der Akelei oder der Heckenrose. Sie haben jeweils fünf Blütenblätter, die genau im Goldenen Schnitt zueinander stehen. Auch die braunen Schuppen der Ananasschale verlaufen nach dem Goldenen Schnitt spiralförmig nach links oder rechts, in acht, 13 oder 21 Spiralen. Diese wiederum entsprechen der Fibonacci-Reihe, der auch die Blüten von Gänseblümchen und Margeriten folgen.

Der berühmte Mathematiker des Mittelalters, Leonardo Fibonacci, entdeckte die unendliche Folge von Zahlen, deren Summe jeweils die Summe der folgenden Zahl ergibt: 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55. Und genau diesen Zahlen folgt beispielsweise die Fortpflanzung von Kaninchen. Denn wie viele Kaninchen-Paare in einem Jahr aus einem Paar entstehen, ist diesen Zahlen zu entnehmen. In den ersten beiden Monaten ist das Paar allein, im dritten und vierten Monat bringt es Junge zur Welt, im fünften Monat sind es schon zwei Paare, die Junge zur Welt bringen – und so weiter. Und nun kommt es: Das Verhältnis zweier aufeinanderfolgender Fibonacci-Zahlen ähnelt auch dem Verhältnis des Goldenen Schnittes.

Der Goldene Schnitt. Bild von Rafael Javier, Pixabay

Symmetrie und Asymmetrie

Unter den unzähligen Möglichkeiten, eine Strecke zu teilen, gibt es nur eine symmetrische und eine asymmetrische. Dabei verhält sich der kleinere Teil zum größeren Teil wie der größere Teil zum Ganzen. Klingt kompliziert, ist aber einfach: man braucht nur die Zahl 1,61, um das Größenverhältnis beim Goldenen Schnitt zu ermitteln. Denn der größere Teil (bei einem Rechteck die Längs-Seite) ist 1,61 mal größer, als der kleinere. Die Kenntnis über den Goldenen Schnitt ist seit der Antike nachweisbar. Bilder wurden danach gemalt, Gesichter, die dem Goldenen Schnitt entsprechen, als besonders schön und edel empfunden, Architektur wurde danach ausgerichtet.

Berühmte Künstler wie Leonardo da Vinci, Albrecht Dürer und Michelangelo folgten dem Goldenen Schnitt. In der Renaissance wurde die Formel, die vielfach auch intuitiv verwendet wird, wiederentdeckt. Der Goldene Schnitt ist also eine geheimnisvolle Ordnung der Natur, nach der sich auch viele berühmte Bauwerke wie das Pantheon in Athen richten. Und selbst der menschliche Körper folgt dem Goldenen Schnitt. Kopf und Rumpf bis zum Bauchnabel sowie vom Bauchnabel bis zu dem Beinansatz und von diesen bis zu den Füßen folgen dieser Regel. Hierbei ist die längere Seite, also die von Kopf und Rumpf zusammen genommen, 1,61-fach größer als die Breite. Der Goldene Schnitt entspricht also auch dem Schönheitsideal des Menschen.

Der menschlich Körper entspricht dem Goldenen Schnitt. Foto: Pixabay, Nicole Metscher

Kein Kunstprodukt

Zudem beweist das Auftreten dieser Proportionen am menschlichen Körper, dass der goldene Schnitt kein Produkt der Kunst ist, sondern sich in Wachstumsmustern von allen Lebewesen, also Pflanzen und Tieren widerspiegelt. Bei genauer Betrachtung der Abfolge der Blätter am Stängel einer Pflanze finden sich immer wieder bestimmte Blattanordnungen, die dieser in symmetrische und asymmetrische aufzuteilenden Formel entsprechen. Die Fibonacci-Zahlen finden sich auch in der Natur immer wieder, die Blattstellungen sind nicht zufällig, sondern folgen dieser Regel.

Und was hat der Goldene Schnitt nun mit dem Rheinland zu tun? Mal ganz abgesehen davon, dass auch hier viele Bauwerke dieser Regel folgen, ging es ganz konkret darum, an einem alten Haus in Eitorf eine Jahreszahl anzubringen. Um die Frage zu beantworten, wo dafür der richtige Platz ist und wie groß die Zahl im Verhältnis zur Breite der Plakette sein sollte, landet man automatisch beim goldenen Schnitt. Denn alles, was diesem folgt, wird als harmonisch empfunden.

Wassermassen in Eitorf

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