Eichen – das Geheimnis des Eichenhains in Eitorf-Stromberg
Eichen besaßen schon im Altertum eine große Symbolkraft. Damals wie heute gelten sie als Symbol für die Ewigkeit. Denn ein Eichenleben umfasst etwa 30 Menschenleben. Eichen waren im Altertum den blitztragenden Göttern gewidmet. Bei den Griechen war es Zeus. Bei den Germanen der Kriegsgott Thor.
In der antiken Stadt Dodona in Epirus gab es sogar ein Eichenorakel. Drei weiß gekleidete Frauen vernahmen aus dem Rauschen der Blätter der heiligen Eichen die Stimme des Göttervaters. Ebenfalls der griechischen Mythologie entstammen Waldnymphen mit Namen „Dryaden“, entlehnt vom griechischen Wort drys (Eiche).
Druide stammt von Eichen
In der römischen Götterwelt ist Zeus der Göttervater und Blitzgottheit und bei den Kelten galt die Eiche als Baum des Himmelsherrschers und Wettergottes Taranis. Es gab keine kultische Handlung ohne Eichenlaub. Die Bedeutung der Eichen macht auch das keltische Wort Druide deutlich. Der Name der keltischen Priester stammt von Duir (Eiche). Wer widerrechtlich einen Eichhain fällte, war bei den Kelten dem Tode geweiht.
Duir ist auch der Ursprung der Wörter Türe und Tor. Der Legende nach wurde der erste Mensch aus einer Eiche geboren. Die Germanen verehrten heilige Eichenhaine, in denen sie den Göttern opferten. Diese Haine durften von Unbefugten nicht betreten werden. Auch das Fällen von Bäumen, das Abknicken von Zweigen, das Töten von Tieren unter Eichen war bei Todesstrafe verboten.
Sieger tragen das Laub der Eichen
Der siegreiche Krieger hing seine seine Schlachttrophäen in Eichenhaine. Die Priester bekränzten ihn mit dem Laub der Eichen. In der nordischen Mythologie ist die Eiche dem Donner- und Kriegsgott Thor geweiht. Er wurde bei den Germanenstämmen Mitteleuropas Donar genannt. Der Legende nach fährt er mit einem Ziegenkarren über den Himmel. Dadurch entsteht der Donner, während er Blitze auf die Erde schickt.
Die Verbindung von Gewitter und Eichen kommt nicht von ungefähr. An dem Spruch, mit dem Kinder früher gewarnt wurden: „Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen“ ist tatsächlich etwas dran. Denn Eichen ziehen Blitze an, insbesondere wenn sie solitär stehen, wie man an einer vom Blitz getroffenen alten Eiche in Kircheib sehen kann. Das liegt an ihrem hohen Anteil an Wasser in Form von Pflanzensaft.
Der Fall der Donareiche
Im Rahmen der Christianisierung der heidnischen Germanenstämme beauftragte im Jahr 723 Papst Gregor Bonifatius, das bedeutende Baumheiligtum, die Donareiche, beim hessischen Geismar zu fällen. Noch weitere Baumheiligtümer fielen in den Folgejahren einer Fällung zum Opfer. Doch trotz des neuen Glaubens brachte die Landbevölkerung den Bäumen weiterhin Ehrfurcht entgegen. Und auch die Christen nutzten die Eiche später für ihre Symbolik. In der katholischen Kirche steht die Eiche als Allegorie für Jesus Christus und die Jungfrau Maria.
Alte Bräuche um Eichen konnten nicht ganz ausgerottet werden. Die Westfalen etwa verbrennen zur Wintersonnenwende (nach der Christianisierung zu Weihnachten) einen Eichenklotz, um das Haus vor Feuer zu bewahren und die Felder fruchtbar zu machen. In Schleswig hing man ein Stück Rinde einer vom Blitz getroffenen Eiche auf, um Bienenvölker daran zu hindern abzuwandern. Aus Mittelfranken ist der Brauch überliefert, drei Eichenpfähle in den Garten zu schlagen. Soweit der Schall zu hören war, waren die Hühner und Gänse vor dem Fuchs sicher.
Alte Bräuche um die Eichen
Noch heute sind Eichen ein starkes Symbol. Eichenblätter zieren die deutschen Cent-Münzen und geschichtsträchtige Eichenhaine wie etwa der in Eitorf-Stromberg sind streng geschützt. Um den bereits 1935 als Naturdenkmal eingetragenen Eichenhain am Siegufer ranken sich vielerlei Legenden. Sein Ursprung wird vermutet in dem Bemühen der Fronhöfe des Cassiusstiftes in Bonn, den Eichenbestand für die Schweinemast zu vermehren.
Wie alt der Eichenbestand tatsächlich ist, ist nicht bekannt. Eine 1990 umgestürzte Eiche wies 398 Jahresringe auf und stammt somit aus dem Jahr 1592. Wer unter den mächtigen Kronen des Eichenhains rastet, fühlt die Kraft und Weisheit der urtümlichen Bäume. Und wer weiß, vielleicht hört man ja auch die Stimme des Göttervaters im Rauschen der Blätter?