Vögel greifen an – ein Horrorfilm wird wahr
Der Himmel verdunkelt sich – ein großer Schwarm Vögel fliegt heran. Die Krähen setzen sich auf umliegende Bäume. Plötzlich, wie auf ein geheimes Kommando hin, fliegen die Vögel auf und stürzen sich auf die Kinder. Wer kann sich nicht an diese Szene aus dem Horror-Film „Die Vögel“ aus dem Jahr 1963 erinnern? Der gute alte Alfred Hitchcock hat darin die Vorlage der englischen Schriftstellerin Daphne du Maurier aus dem Jahr 1952 spannend filmisch umgesetzt.
An diese Szene fühlte man sich erinnert, wenn man im März die Nachrichten aus dem kleinen Ort Flamstead in Großbritannien hörte. Dort hatten es zwar keine Krähen auf Menschen abgesehen, es waren Greifvögel. Genauer gesagt war es ein Wüstenbussard, der sich auf hochgewachsene Männer spezialisiert hatte. Ein 91-Jähriger wurde zweimal Opfer einer Attacke des Greifvogels. Laut einem BBC-Bericht riss der Vogel dem Mann ohne erkennbaren Grund den Hut vom Kopf.
Vögel stürzen auf Menschen herab
Dass Greifvögel Menschen angreifen, ist nicht ganz ungewöhnlich. Zwar sind diese Vögel Menschen gegenüber eigentlich zurückhaltend, doch es gibt Situationen, in denen das anders ist. Laut dem NABU passiert dies, wenn die Tiere brüten. Wenn man dann in der Nähe des Horstes spazieren geht, joggt oder Fahrrad fährt, fühlen sie ihre Brut bedroht. Dann kann wie aus dem Nichts ein Bussard oder ein Rotmilan auftauchen und im schlimmsten Fall auf einen herabstürzen.
Die Vögel (#Link zum Nabu-Vogelbuch) fliegen zunächst erst einmal einen Scheinangriff. Sie fliegen den vermeintlichen Feind an und überfliegen ihn. Wenn der Mensch sich dann weiter in ihren Augen bedrohlich verhält, weil er nicht weggeht, können die Vögel auch schon mal den Kopf als höchsten Punkt attackieren. Mit diesem Überraschungseffekt und ihrer imposanten Spannweite von 120 Zentimetern bei Bussarden und bis zu 180 Zentimetern bei Rotmilanen versuchen die Vögel, den Menschen aus ihrem Revier zu verscheuchen.
Vögel werden aggressiv, wenn sie Junge haben
Ein Greifvogel reagiert meistens in der Zeit von Mai bis Juli so aggressiv. Dieser Zeitraum beinhaltet die Brutzeit und die Zeit, wenn die Jungvögel gerade geschlüpft sind. Es geht darum, die Jungen vor Störenfrieden zu verteidigen. Dieses Verhalten von Greifvögeln entspricht ihrer Natur. Um Attacken zu verhindern, sollte man also die Bereiche meiden, in denen schon einmal Vögel auffällig geworden sind.
Es ist dann besser, eine andere Jogging- oder Spazierstrecke zu wählen, um nicht in den Brutbereich zu gelangen. Bei Angriffen rät der NABU einen Schirm oder einen Stock über den Kopf zu halten, da die Vögel immer den höchsten Punkt anfliegen. Auf keinen Fall sollte man nach dem Tier schlagen oder stehen bleiben. Auch wer wild mit den Händen fuchtelt, könnte verletzt werden. Schützen kann man sich auch, indem man sich an ein Verkehrsschild, einen Strommast oder einen großen Baum stellt, da die Tiere dann keine freie Flugbahn mehr haben.
Masten bieten Schutz vor Vögeln
So rettete sich ein Jogger auf freiem Feld, als er im rheinland-pfälzischen Kircheib einen Greifvogel über sich kreisen sah. Zunächst glaubte er, das Tier jage nach Mäusen. Doch der Vogel drehte seine Runden immer tiefer über dem Kopf des Mannes, bis dieser plötzlich einen Windhauch über seinen Haaren wahrnahm. Da war ihm klar, dass der Vogel es auf ihn abgesehen hatte.
Der Jogger klatschte in die Hände, brüllte laut und warf kleine Steinchen nach dem immer tiefer fliegenden Vogel. Doch der Bussard ließ sich nicht beeindrucken. So stellte sich der Angegriffene geistesgegenwärtig an einen Telefonmast. Er setzte seinen Weg fort, indem er sich von Mast zu Mast bewegte. Der Vogel konnte ihn nicht mehr anfliegen. An einer bestimmten Stelle dann – vermutlich am Rande seines Reviers – gab er auf und drehte ab. Später gab es noch weitere Attacken auch in der Ortslage Asbach.
Männliche Vögel sind angriffslustiger
Meistens sind es männliche Vögel, die Angriffe fliegen. Sie sind nicht nur für die Nahrungsbeschaffung, sondern auch für den Schutz der Jungen zuständig. Horste der imposanten Greifer befinden sich häufig auf Bäumen am Waldrand. Führt ein Weg in der Nähe vorbei, empfinden sie große, sich schnell bewegende Menschen als Bedrohung. In besonderem Maße gilt dies, wenn die Menschen grelle Kleidung tragen.
Bei den Angriffen in Großbritannien war es jedoch anders. Sie erfolgten im März dieses Jahres, also außerhalb der Brutzeit. Eine Türklingel-Kamera nahm auf, wie der Greifvogel auf den Kopf eines Hausbesitzers hinabstieß. Insgesamt gab es an die 50 Angriffe des Wüstenbussards. Dabei schlug der Vogel mehrfach seine Krallen in den Nacken von Spaziergängern oder riss ihnen die Hüte vom Kopf.
Das aggressive Tier konnte eingefangen werden
Anfangs war das Tier den Erzählungen zufolge noch ganz friedlich gewesen. Es hatte Lederschnüre an den Beinen, die darauf schließen ließen, dass es in Gefangenschaft aufgezogen worden war. Das erklärte seine fehlende Zurückhaltung gegenüber Menschen. Zu guter Letzt hatte ein Falkner versucht, den Greifvogel anzulocken, um ihn einzufangen. Da der Vogel aber von anderen Bewohnern mit Fleisch gefüttert wurde, gelang dies nicht.
Doch die Geschichte ging gut aus. Der Bewohner des Hauses, auf dessen Grundstück sich der männliche Wüstenbussard eingenistet hatte, konnte das Tier Anfang April mit einem vom Falkner zur Verfügung gestellten Käfig einfangen. Man geht davon aus, dass sich der mächtige Greifvogel über ein Jahr lang in Freiheit befunden hatte, da seine Lederschnüre ganz eingetrocknet waren.
Mit Möwen ist nicht zu spaßen
Auch an der deutschen Küste mehren sich die Angriffe von Vögeln auf Menschen. Der Diebstahl von Fischbrötchen und Eis durch Raubmöwen ist heutzutage schon fast an der Tagesordnung. Wie Küstenbewohner bestätigen, gab es früher deutlich weniger Angriffe von Möwen. Die Gründe dafür könnten der rückäufige Fischfang sein und die Tatsache, dass es keine Mülldeponien mehr gibt. Die Möwen müssen sich daher andere Nahrungsquellen suchen.
Hinzu kommt, dass Menschen die Möwen oftmals füttern. Durch das Füttern haben die Vögel ihre Scheu verloren, wie Möwenforscher sagen. Zugebaute Küsten tun ein Übriges. Die Strände sind überfüllt mit Menschen und es gibt kaum Ruhezonen für die tierischen Küstenbewohner.
Die ersten Angriffe von Möwen
Die erste Veränderung im Verhalten der Tiere gab es Anfang der 2000er Jahre auf Helgoland und später auf Sylt. Danach ging es an der Ostsee-Küste los mit den Angriffen. Die Möwen gehen ebenso wie die Greifvögel auf Menschen los, wenn sie ihre Brut bedroht sehen. Eine Möwe etwa flog einen Scheinangriff auf zwei Besucher, die ein leer stehendes Herrenhaus auf einem Fels an der spanischen Küste besucht hatten. Sie drehte aber wieder ab.
Außerhalb der Brutzeit geht es den Möwen wie beschrieben um Nahrung. Die intelligenten Tiere schauen das Verhalten voneinander ab. So gibt es beispielsweise an Englands Küsten ganze Schwärme von Silbermöwen, die sich auf Imbiss-Buden spezialisiert haben. Bei dem Versuch, an Futter zu gelangen, kennen sie nichts. Sie verletzen auch Hunde und Kinder.
Die Krähen kommen
Ebenso wird in den Medien immer wieder von aggressiven Krähen berichtet. In Passau etwa musste eine Radfahrerin nach einen Angriff im Krankenhaus behandelt werden. Sie war beim Versuch, dem Angriff auszuweichen gestürzt. Auch bei den Krähen hängt dieses Verhalten im Mai und Juni mit der Brutzeit zusammen, wie der NABU berichtet. Von Rabenvögeln wie Elstern und Krähen ist dieses Verhalten zwar nicht so bekannt, wie von Greifvögeln. Allerdings fliegen die Rabenvögel eher Schein- als tatsächliche Angriffe, um ihre Jungen zu beschützen.
Die Häufung der Attacken liegt an der zunehmenden Population von Krähen und Elstern in Großstädten etwa wie Berlin. Dort sind es überwiegend Nebelkrähen, die es schon mal auf Menschen abgesehen haben. Laut dem NABU ist deren Brutbestand in den vergangenen 25 Jahren um 50 Prozent gestiegen. So treffen Mensch und Vogel vermehrt aufeinander.
Die Vögel kümmern sich um ihre Jungen
Grundsätzlich gilt folgende Regel: Fällt eine Jungtier aus dem Nest, bleibt es in der Regel in Rufkontakt mit seinen Eltern. Oftmals erklimmen die Jungvögel nach einer Weile von selbst wieder den Baum, von dem sie herunter gefallen sind, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Nähern sich Menschen den hilflosen Jungvögeln, fassen die Eltern dies als Bedrohung auf und starten Angriffsflüge.
Auch bei Singvögeln sollte man Jungvögel am Boden nicht einfach aufnehmen, sondern erst einmal abwarten und schauen, ob sich die Eltern um die Kleinen kümmern. Denn das gesamte Verhaltensrepertoire zeigen auch Singvögel. Bei Letztern jedoch nimmt man die Angriffsflüge weniger wahr und weniger ernst. Singvögel fangen oftmals auch nur an, wie wild zu Tschilpen.
Der Galgenvogel verbreitet Angst und Schrecken
Auch Elstern lassen sich vermehrt in Städten nieder. Ursprünglich kamen sie vor allem in offenen Agrarlandschaften vor. Dort gab es wenig Berührungspunkte mit Menschen. In den Städten ist dies anders. Elstern sind nicht besonders beliebt, da sie sich von den Eiern von Singvögeln ernähren. Allerdings gibt es in Gebieten, in denen viele Krähen leben, eher wenig Elstern. Insgesamt gehören Rabenvögel zu den intelligentesten Vögeln.
Vor diesen fürchten sich die Menschen schon seit dem Mittelalter. Der Begriff Galgenvogel kommt nicht von ungefähr und geht zurück auf die Raben. Als Aasfresser hielten sie sich die Nähe von mittelalterlichen Hinrichtungsstätten auf. Denn es war üblich, Gehängte zur Abschreckung längere Zeit am Galgenstrick zu belassen. Die Raben pickten den Leichen dann die Augen aus. Das brachte ihnen den Ruf Galgenvogel ein und erzeugte Grauen vor diesen Vögeln.
Die Papageien sind harmlos
Keine Gefahr geht indes von den kleinen grünen Papageien aus, die sich entlang des Rheins in vielen Städten angesiedelt haben. Die Halsbandsittiche fühlen sich in vielen Großstädten wohl. Anzutreffen sind sie etwa in Düsseldorf mitten in der Stadt. Ein Baum nahe der Königsallee dient den Tieren als Nachtlager. In Köln sind die Tiere an der Rheinpromenade und in Rodenkirchen zu finden. Und auch in Bonn fallen sie durch ihr charakteristisches Piepsen auf. In den Städten können sie überwintern und kommen auch mit niedrigeren Temperaturen klar.
Biologen schätzen, dass etwa 20.000 Exemplare der grünen Vögel in der Region leben. Die Tiere haben ein leuchtendes Gefieder und die Männchen einen schwarzen Kragen. Sie suchen sich zumeist in großen Gruppen ihre festen Schlafbäume und zeigen ein typisches Papageienverhalten. Mit ihren Füßen greifen sie nach Ästen, um an die Sämereien zu kommen. Laut Biologen sind sie kein Problem für den deutsche Ökosystem.
Angriff auf grelle Farben
Zusammenfassend ist zu sagen, dass verschiedene Gründe gibt, warum Vögel Menschen angreifen. Manchmal kann es auch einfach nur Spieltrieb sein, wenn insbesondere die schlauen Rabenvgel Sturzflüge auf Menschen und Tiere unternehmen. Ganz oft ist dieses Verhalten menschengemacht, denn durch das Füttern haben die Vögel ihre natürliche Angst verloren. Manche werden auch von Menschen groß gezogen und dann frei gelassen. Sie sind an Menschen gewöhnt und übertragen die fehlende Angst auch auf ihren Nachwuchs. Besonders abgesehen haben es auch Rabenvögel auf grelle Farben wie gefärbte Haare oder rote Kopfbedeckungen.
Eine Erklärung für die Angriffe auf Menschen im amerikanischen Horror-Film „Die Vögel“ bleibt der Film schuldig. Hier erfolgte der erste Vogel-Angriff von Möwen. Sie hackten der Hauptprotagonistin Melanie (Tippi Hedren) auf einem Boot in den Haaransatz. Neben Möwen und Krähen waren auch Spatzen die Angreifer im Küstenort Bodego Bay. Von den beiden zahmen Papageien, die Melanie gekauft hatte, ging keine Gefahr aus.
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