Keine Leichen gefunden: Ehepaar aus Bonn bleibt verschwunden
Von Inga Sprünken
40 Jahre ist es in 2024 her, dass das Bonner Millionärs-Ehepaar Winfried und Doris Hagen (50 und 48 Jahre alt) samt seinem Hund spurlos verschwand. Bis heute konnte kein Mord bestätigt werden, weil es keine Leichen gibt. Allerdings geriet der Sohn des Paares in Verdacht. Er war eigentlich der Sohn von Doris Hagen und von deren Ehemann adoptiert worden. Im August 1994 hatte er in der Redaktion des Generalanzeigers Bonn angerufen und berichtet, dass seine Eltern spurlos verschwunden seien. Die Polizei habe noch nichts unternommen.
Eine Reporterin des Generalanzeigers traf sich mit dem Sohn des Ehepaares in der Villa des einstigen Kautex-Geschäftsführers in Beuel-Heidebergen. Zu diesem Zeitpunkt waren das Paar schon seit mehreren Wochen verschwunden. Am 13. Juli war das Millionärs-Paar zum letzten Mal gesehen worden. Es soll sich für eine Reise zu seiner Yacht am Ijsselmeer vorbereitet haben. Durch den Verkauf der Firmenanteile zu Geld gekommen, befanden sich Hagens regelmäßig auf Reisen. In Holland war das Paar aber nicht angekommen.
Die Polizei ermittelt
Während die Polizei davon ausging, dass das Ehepaar einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein könnte, verweigerte der Sohn die Zusammenarbeit. Das war nicht verwunderlich, stand er doch als Alleinerbe auf der Liste der Verdächtigen. Die Kripo Bonn glaubte, dass es gezielt so ausgesehen haben sollte, dass das Paar auf dem Weg in den Urlaub gewesen sei. Die Polizei hatte das Anwesen gründlich durchsucht und auch die Behörden in den Niederlanden und im Allgäu, den Orten, wo die Familie Ferienunterkünfte hatte, benachrichtigt. Selbst in den USA, in Kanada, Frankreich, Spanien und Osteuropa wurde erfolglos ermittelt und keine Leichen gefunden.
Die Polizei leitete ein Ermittlungsverfahren gegen den Sohn ein. Der Verdacht lautete: Beteiligung an einem Tötungsdelikt. Doch die Leichen des Paares wurden bis heute nicht gefunden. Auch eine Belohnung in Höhe von bis zu einer Million D-Mark brachte keinen Erfolg. Im Jahr 1999 wurde das Ermittlungsverfahren gegen den Sohn wegen Mangels an Beweisen eingestellt. Sechs Jahre später ließ er seine Eltern für tot erklären und beantragte das Erbe, zu dem auch die Villa in Bonn gehörte.
Neue Hinweise auf Leichen
20 Jahre nach dem Verschwinden des Millionärs-Paars gab es einen Hinweis auf vergrabene Leichen auf einem familieneigenen Grundstück in Meckenheim. Doch die daraufhin durchgeführten Bagger-Arbeiten brachten nichts zutage. Immer mal wieder gingen Hinweise ein, aber die Staatsanwaltschaft stellte das Ermittlungsverfahren ein. Allerdings wird der Fall aktuell im erst im Oktober 2023 gestarteten Cold-Case-Programm der Polizei behandelt.
Denn ein Mord verjährt nie. In der Cold Cases-Datenbank der Polizei NRW gibt es knapp tausend ungeklärte Mord-Fälle, die teilweise von pensionierten Ermittlern aus Papierakten in elektronische Akten übertragen werden. So werden auch Altfälle noch einmal analysiert und systematisch abgearbeitet. Zum Team gehören LKA-Profiler, Rechtsmediziner und forensische Psychiater. Die Fälle reichen bis in die 70er Jahre zurück.
Werden die Leichen jemals gefunden?
Mit einem Fallbearbeitungssystem unter Einbeziehung moderner Software können sämtliche Informationen zu einer Tat neu bearbeitet werden. Daher speichert das LKA NRW seit Anfang 2018 ungeklärte Tötungsdelikte zentral in dieser Datenbank. Neben den Altfällen erfasst man auch aktuelle und als ungeklärt abgeschlossene Tötungsdelikte. Mögliche Tatzusammenhänge werden recherchiert und Tatabläufe rekonstruiert. Finden sich Mordmerkmale, können die Ermittlungen und kriminaltechnischen Untersuchungen wieder aufgenommen werden.
Totschlagsdelikte, die im Gegensatz zu Mord verjähren können, werden dabei priorisiert behandelt. Sobald sich neue Ermittlungsansätze erkennen lassen, erfolgt eine neue Fallanalyse. Vielleicht wird so eines Tages auch der Fall Hagen aufgeklärt und ihre Leichen gefunden, damit der Täter seiner gerechten Strafe zugeführt werden kann. Die neu eingerichtete BAO Cold Cases ist für interessierte ehemalige Kriminalisten sowie für Angehörige von Opfern und möglichen Hinweisgebern unter der Rufnummer 0211/939 3176 sowie per E-Mail über BAOColdCases.LKA@polizei.nrw.de erreichbar.