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Werwolf tötete 13 Kinder

Der Werwolf von Epprath, Rheinland.

Der Werwolf von Eprath

„In seiner menschlichen Gestalt erkennt man einen Werwolf an seinen gelben Augen und den zusammengewachsenen Augenbrauen. Häufig wachsen ihm Haare aus den Ohren und den Nasenlöchern“, so heißt es in alten Schriften. Die Figur des Werwolfs kommt in allen Kulturen vor. In der Mythologie ist ein Werwolf ein Mensch, der sich in einen Wolf verwandeln kann. Diese gelten als blutrünstig und aggressiv. Sie fressen Menschenfleisch und infizieren andere mit ihrem Biss, die sich dann wiederum, wie bei den Vampiren, in Werwölfe verwandeln.

Eine noch gar nicht so alte Geschichte berichtet vom angeblich letzten Werwolf in Trier. Es war Vollmond nach einem nebligen Herbsttag im Jahr 1988. An der Luftwaffenbasis Hahn machte sich eine kleine Gruppe amerikanischer Soldaten auf den Weg zu ihrem Posten nach Morbach. Dort sollten die Männer ein großes Munitionsdepot bewachen. Unterwegs kamen sie an einem Heiligenhäuschen vorbei, das der Jungfrau Maria geweiht ist. Normalerweise flackert hier ständig eine Kerze. Denn eine Legende besagt, dass wenn diese erlischt, der letzte Werwolf, der einst in Wittlich getötet wurde, zurückkehrt. Aber die Kerze war erloschen. Den Wachsoldaten war das egal.

Der Werwolf von Epprath Wolf

Löste ein Werwolf Alarm aus?

Im Munitionslager angekommen, hörten sie, wie die Sensoren an der kilometerlangen Umzäunung Alarm auslösten. Als die Soldaten die Stelle der Alarm-Auslösung erreichten, sahen sie eine hundeartige Gestalt, die sich auf die Hinterläufe stellte und über den drei Meter hohen Zaun sprang. Im Sprung aber löste sich die Erscheinung auf. Einer der Soldaten brüllte: „Stehenbleiben, Sie nähern sich einem Sicherheitsgelände der US-Army. Wenn Sie sich nicht zu erkennen geben, habe ich den Befehl, von der Schusswaffe Gebrauch zu machen.“ Doch es blieb totenstill.

Dann geschah etwas Seltsames. Der Wachmann berichtete davon, dass das Wesen plötzlich wieder da war und auf ihn zulief. Er zog seine Waffe, brachte sie in Anschlag und brüllte: „Das ist meine letzte Warnung! Geben Sie sich zu erkennen oder ich schieße!“ Daraufhin erschall ein lautes Gebrüll im nahen Wald. Es hörte sich an wie ein Mensch in Todesangst. Weitere Soldaten und ein Suchhund machten sich auf Richtung Wald. Vor einem Dickicht jedoch zog der Hund den Schwanz ein und bewegte sich keinen Meter mehr. Bald nach der Veröffentlichung des Vorfalls meldete sich ein weiterer US-Soldat, der die nächtliche Begebenheit als real bestätigte. Noch heute brennt in dem Heiligenhäuschen eine Kerze.

Was ist ein Werwolf?

Das Wort „Wer“ kommt aus dem Germanischen und bedeutet Mann. Der Ursprung des Glaubens an den Werwolf wird in den Bräuchen steinzeitlicher Jäger vermutet, die sich vor der Jagd in Wolfsfelle hüllten. Der Grund: die Stärke und der Mut des Raubtieres sollte auf sie übergehen. Ganz realitätsfremd ist der Mythos des Werwolfs indes nicht. Es gibt Krankheiten wie Tollwut oder eine seltene Form der Schizophrenie, deren Symptome an die mystische Gestalt erinnern. Es gibt auch Krankheiten, bei denen die Menschen extrem behaart sind.

Wie Hexen wurden Werwölfe im Mittelalter verfolgt. Die Grundlage der Werwolf- und Hexenverfolgung geht auf das 13. und 14. Jahrhundert zurück. In Schriften formulierte man den Glauben an die Hexen als Verkörperung von Frauen, die von Natur aus schlecht waren. Und eine Variante bei den rund 100.000 Hexenprozessen in Deutschland und Frankreich war der Werwolf. Unter Folter gestanden Menschen, in Gestalt eines Mensch-Wolfs nicht nur Tiere gerissen, sondern auch Menschen zerstückelt zu haben.

Der Werwolf von Epprath alte Zeichnung

Der weltweit bekannteste Prozess gegen einen Werwolf

Im Mittelalter war der Glaube an den Werwolf weit verbreitet. Wie bei den Hexenprozessen wurden auch so titulierte Werwölfe verurteilt. Meistens waren dies Männer, später kamen Frauen hinzu. Die Werwölfe wurden wie die Hexen auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Wie viele Opfer dieser Aberglauben forderte, ist nicht bekannt. Schätzungen reichen bis zu mehren Hunderttausenden. Die meisten Prozesse gab es mit 15. bis 17. Jahrhundert in Frankreich. Wie die Hexen wurden auch die Werwölfe grausam verfolgt. Dabei hatte in Bayern noch die morgendliche Begegnung mit einem Wolf als gutes Omen gegolten, während die abendliche Begegnung mit einem Hasen ein schlechtes sein sollte.

Bekannt geworden ist der Fall eines Vieh-Hirten aus Köln. Johann Huke praktizierte im 17. Jahrhundert als Tierarzt. Ihm wurden magische Kräfte nachgesagt. Die Bauern brachten ihr Vieh zu ihm und ließen es segnen, damit es nicht angegriffen werde. Eines Tages erfolgte doch der Angriff eines Wolfes. Huke wurde beschuldigt, die Tiere in einer Wolfsgestalt selbst gerissen zu haben. Er gestand unter Folter und wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Der weltweit bekannteste Werwolf-Prozess fand jedoch im 16. Jahrhundert im Rheinland statt. Peter Stubbe ein Bauer aus Epprath bei Bedburg, wurde gemeinsam mit seiner Tochter und seiner „Gevatterin“ festgenommen. Sie wurden vor das Blutgericht gebracht und am 31. Oktober 1589 wegen Hexerei und Werwolferei auf fürchterliche Art und Weise hingerichtet.

Der Werwolf soll 13 Kinder ermordet haben

Peter Stubbe wurde 1540 in Epprath geboren und soll schon als Kind böse gewesen sein. Um seine abartigen Begierden zu befriedigen, hieß es, habe er seine Seele dem Teufel übergeben. Dieser machte ihn dafür zum Werwolf. Es wird berichtet, dass Stubbe jahrelang den Menschen im Umland von Bedburg auflauerte und sie auf grausamste Art verstümmelte. In einer Flugschrift aus dem Jahr 1590 wird gar berichtet, dass er 13 Kinder ermordet haben soll, darunter seinen eigenen Sohn. Wenn er keine Menschen fand, riss er das Vieh. Die Körperteile der toten Tiere und Menschen lagen verstreut auf den Feldern. Das Entsetzen war groß.

Eines Tages rotteten sich die Bauern zusammen und versuchten ihn mit Hilfe von Hunden zu hetzen, aber das gelang lange Zeit über nicht. Nach Jahren wurde er gefasst und im Kerker von Schloss Bedburg der Folter unterzogen, damit er gestand. Die Hinrichtung erfolgte ebenfalls auf das Grausamste auf einer Erft-Halbinsel. Tausende Menschen versammelten sich, um dabei zuzuschauen, wie der „Werwolf von Epprath“ auf ein Rad gelegt und festgebunden wurde. Nach den fürchterlichen Torturen der Räderung schlug man ihm den Kopf ab. Sein Körper wurde zusammen mit den beiden Frauen auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Der Kopf des Werwolfs als Mahnmal

An Ort und Stelle wurde danach eine Stange aufgestellt, auf die der Kopf des vermeintlichen Werwolfs gesteckt wurde – als ständiges Mahnmal an seine Gräueltaten. Ob Peter Stubbe tatsächlich ein Werwolf war und die ihm vorgeworfenen Taten begangen hat, konnte nie bewiesen werden. Aber man kann auf seinen Spuren wandeln: Von Alt-Kaster nach Schloss Bedburg verläuft der Werwolf-Wanderweg, an dem an sieben Stationen Schautafeln von den einstigen Grausamkeiten berichten.

Verwunschene Landschaften entlang der Erft und dem Kasterer See und spukige Geschichten begleiten den Wanderer auf dem neun Kilometer langen Rundweg. Geprägt durch den ehemaligen Braunkohleabbau ist das gesamte Gebiet seit den 1990er Jahren renaturiert und heute ein Naherholungsgebiet. Historisch sind indes die beiden Orte Bedburg und Alt-Kaster. Insbesondere in Letzterem scheint die Zeit stehengeblieben zu sein: Stadttore, Backsteinbauten und Kopfsteinpflaster zeugen von einer längst vergangenen Zeit – und vom Werwolf von Epprath. Dessen Geschichte sollen sich sogar die Menschen bis London und Augsburg erzählt haben.

Der Werwolf von Epprath Feuer

Die Hexen von Ahrweiler wurden auch verfolgt

Ein ähnliches Schicksal wie dem Werwolf von Epprath wurde den vermeintlichen Hexen zuteil. In Ahrweiler bildeten Bürger sogar einen Hexenausschuss. Schon im Jahr 1501 klagte man die erste Hexe hier an. Im Jahr 1517 wurden sechs Frauen verhaftet, zwei davon freigelassen, vier zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Im Jahr 1609 verbrannte man die Hebamme Trein und Susanne Ohligschläger als Hexen, andere kamen frei. Doch das war erst der Anfang. Ab 1610 ging es richtig los mit den Anschuldigungen. Ein Jahr später forderten Bürger, die Hexenverfolgung noch stärker zu betreiben und bildeten den Hexenausschuss.

In Ahrweiler kostete die Hexen-Hysterie in den Jahren 1628 bis 1632 über 70 Menschen das Leben. Selbst als der Hofrat die Hexenprozesse einstellen ließ, protestierten die Bürger heftig dagegen. 48 Prozent der Verurteilten waren Männer, 52 Prozent Frauen. Unter den Qualen der Folter gestanden die Beschuldigten Dinge wie Hexenflüge, Hexensabbate und Schadenszauber. Der Glaube an Hexen war Ende des 16. bis Anfang des 17. Jahrhunderts überall in Europa weit verbreitet.

Die Hexen aus dem Bergischen

Auch aus dem oberbergischen Morsbach wird von Hexenverfolgungen berichtet. In einem Brief aus der Zeit 1640 bis 1650 wird von 28 Personen berichtet, die „geschwembt worden seindt“. Angeklagte wurden an Händen und Füßen gefesselt für die Hexenprüfung in einen Teich geworfen. Gingen sie unter, galten sie als unschuldig, schwammen sie obenauf, wurden sie hingerichtet. In der Herrschaft Homburg gestanden die meisten Verdächtigen nach einer grausamen Folter. Als Grundlage für das Verhör diente der Fragebogen zur „Zauberey-Sach“. Nur wer sich zur Zauberei bekannte, sollte gefoltert werden. Es gibt Dokumente über eine Massenhinrichtung von sieben Menschen in Nümbrecht im Jahre 1631.

In Bensberg erinnert eine Gedenktafel an den Mauerresten des alten Schlosses am heutigen Rathaus an die Hexenprozesse und die Verbrennung von acht Frauen im Jahr 1602. Die letzte Hinrichtung der vermeintlichen Hexe Katharina Güschen fand dort 1613 statt. Sie wurde nach einjähriger Haft im Hexenturm von Bensberg am Steinenbrückchen, unweit von Lustheide, erst erhängt und dann verbrannt. Ihr war zum Verhängnis geworden, dass sie im Herbst 1611 ihren dritten Ehemann, der sie schlecht behandelt hatte, beim Gericht in Odenthal angezeigt hatte. Ihre vorherigen beiden Ehemänner waren gestorben und hatten ihr einen kleinen Hof hinterlassen. Als Tagelöhnerin versuchte sie, sich und ihre Tochter zu ernähren.

Der Werwolf von Epprath Hexenturm Rheinbach

Werwolf und Hexen von Rheinbach

Nach Rheinbach sprang der Hexen-Funke über, nachdem eine als Hexe angeklagte Frau aus einem Nachbardorf in die Stadt geflüchtet und dort aufgegriffen worden war. Nach und nach wurden 130 Menschen Opfer des Hexenwahns. Vielfach waren es ältere Frauen oder Männer, die als Werwölfe verdächtigt wurden. Der Hexenturm erinnert noch an diese Zeit, in der die Menschen in ständiger Angst lebten, dass sie jemand wegen Hexerei anklagte. Sie konnten niemals auf einen gerechten Prozess hoffen.

Der unterste Raum des Hexenturms, der Überrest einer alten Burg ist und aus den Steinen des einstigen Römerkanals im 12. Jahrhundert errichtet wurde, wurde als Hexenkerker genutzt. Der Turm war der Schauplatz der Prozesse und der grausamen Nadelprobe. Dabei stach der Henker in auffällige Hautstellen der Verdächtigen. Zeigte diese keinen Schmerz, war sie als Hexe überführt. Die Hexenbefragungen in Rheinbach fanden vor allem zwischen 1631 und 1636 statt. Vermutlich wurden rund 130 Menschen dort als Hexen angeklagt, gefoltert und verbrannt, nachdem sie zuvor im Kerker des ehemaligen Bergfrieds eingesperrt worden waren.

Hexen- und Werwolf-Hysterie in Deutschland

Die Nachbarn hatten einen Vorteil, wenn sie Menschen als Hexe oder Werwolf verleumdeten, denn das hinterlassene Hab und Gut der Besagten wurde nach deren Tod günstig versteigert. Die Hexen- und Werwolf-Hysterie dauerte Jahrhunderte an. In Deutschland und anderen europäischen Ländern gab es zwischen 1440 und 1750 zahlreiche Hexenprozesse. Die meisten Hinrichtungen fanden zwischen 1570 und 1690 statt. Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland zwischen 40.000 und 80.000 Menschen den Hexenprozessen zum Opfer fielen.

Der Hexenhammer war das Handbuch für Hexenjäger. Er hatte maßgeblich zur Verbreitung der unmenschlichen Verfolgungen beigetragen. Oftmals waren es religiöse Vorstellungen, die dazu führten. Die Verbindung zwischen dem Werwolf und der Hexe ist, dass beide in einem ähnlichen Kontext betrachtet wurden. Sie galten von Natur aus als böse und vom Übernatürlichen beeinflusst. In Wahrheit waren aber insbesondere die vermeintlichen Hexen heilkundige Frauen und Hebammen, die von den Menschen um Hilfe bei Krankheiten und Geburten gebeten wurden. Unterlief ihnen ein Fehler und starb ein Mensch, waren sie ihres Lebens nicht mehr sicher. Am 8. April 1775 wurde in Kempten im Allgäu die letzte Hexe zum Tod durch das Schwert verurteilt.

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