Das Phantom von Merten
Ein touristischer Anziehungspunkt ist der Eitorfer Ortsteil Merten mit Schloss und Burg. Doch nicht jeder weiß, dass sich hier auch ein Phantom befindet. Dieses ist dem damaligen Schlossherr Graf Felix Droste zu Vischeering von Nesselrode-Reichenstein zu verdanken. Im Jahr 1909 hatte er das bereits 1803 aufgelöste Kloster der Augustinerinnen in Merten samt der gegenüber liegenden Burg gekauft und es zu einem Schloss umfunktioniert.
Im Garten seines Sommersitzes, der zwischen den beiden Weltkriegen auch zu seinem Hauptwohnsitz wurde, ließ er eine neobarocke Orangerie errichten. In deren Sichtachse wiederum baute er einen Tempel im Schlosspark. Angelehnt an den aus der französischen Gartenarchitektur bekannten „Point de Vue“ ließ er auf der gegenüberliegenden Siegseite ein Spiegelbild des kleinen Tempels errichten.
Der kleine Tempel ist das Phantom
Seine Familie nannte das kleine Tempelportal scherzhaft Phantom. Dieses geriet später in Vergessenheit und wurde im Lauf der Zeit überwuchert. Im Rahmen der Regionale 2010 wurde es jedoch wieder zum Leben erweckt. Das Phantom liegt heute hoch über der Sieg am Erlebnispfad, der bis nach Blankenberg führt, und ist nur von der Orangerie aus zu sehen (https://naturregion-sieg.de/poi-details/17935/das-phantom/details).
Die einstige Gründung des Klosters Merten war vermutlich von der benachbarten Burg aus erfolgt. Es soll von Gräfin Mathilde von Sayn gestiftet worden sein und wurde erstmals erwähnt in einer Urkunde von Otto von Kappenstein und seiner Gattin Kunigunde aus dem Jahre 1217. Erbaut wurde die Klosteranlage vermutlich um 1160, denn im Jahr 1181 wird im „Mirakelbuch von Siegburg“ eine „Eila aus dem Dorf der heiligen Märtyrerin Agnes“ genannt. Neben der spätromanischen Klosterkirche St. Agnes, die einen Doppelturm aufweist, sind heute noch der Süd- und Ostflügel aus dem Mittelalter erhalten.
Kloster, Schloss und Burg Merten
1582 war das Kloster mit dem Kloster Herchen zusammen gelegt worden, weil das Herchener von einer Seuche heimgesucht worden war und hohe Schulden hatte. Nur noch zwei Ordensschwestern waren übrig. Nach der Säkularisation wurde das geräumte Mertener Kloster, in dem neben der Äbtissin nur noch fünf Ordensschwestern lebten, im Jahr 1870 von der Familie Hatzfeld-Trachenberg erworben.
Die gegenüber liegende Burg, die 1247 erstmals erwähnt wurde, wurde von den Herren von Wildenburg errichtet. Sie ging zusammen mit dem Schloss an die Familie derer von Nesselrode-Reichenstein. Sie befindet sich noch heute in deren Besitz. Nach den starken Zerstörungen im Krieg wurde Schloss Merten indes aufgegeben und am 1. Juli 1955 an die Katholische junge Mannschaft, Arbeitsstelle Köln, verkauft.
Das Phantom gerät in Vergessenheit
Das Anwesen sollte nach und nach ostdeutschen Familien einen ersten Wohnraum und kinderreichen Familien eine Ferienunterkunft bieten. Ein Jahr später begann die Katholische junge Mannschaft die maroden Räume des Herrenhauses zu sichern. Mit Hilfe von Landesmitteln wurde ein Notdach errichtet. Von 1958 bis 1972 baute die Organisation, die sich seit 1962 „Kuratorium von Schloss Merten an der Sieg“ nannte, Orangerie, Torhaus, Nord- und Südremisen aus. Vom Land gab es Fördermittel.
Bis 1991 diente das Schloss als Familien-, Erholungs- und Tagesstätte, das Phantom geriet in Vergessenheit. Dann wurde das Anwesen an die Familie de Schrevel veräußert. Diese betreut heute ein Alten- und Pflegeheim in den Schlossanlagen. Zu diesen ist derzeit jeglicher Zutritt wegen der Corona-Pandemie untersagt. Die Orangerie, in der sich ein öffentliches Café befand, ist seither geschlossen. Von hier hatte man einen direkten Blick auf das Phantom, das später mit Landesmitteln wieder sichtbar gemacht wurde.
Auf dem nebenan gelegenen Friedhof finden noch heute Beisetzungen statt. Es heißt jedoch, dass hier die Toten nicht verwesen. Zudem liegt der Friedhof, wie die Klosterkirche, direkt am Abhang über der Sieg. Immer wieder gibt es dort Abbrüche und damit auch Befürchtungen, dass der Friedhof eines Tages in der Sieg verschwindet.