Corona und die Berichterstattung im Rundfunk

Mediengemachte Angst in der Corona-Zeit.

Corona-im-Rundfunk
Eine Mehrheit in Deutschland, nämlich über 75 Prozent der Bevölkerung, ist geimpft. Die Zahl der Corona-Infektionen steigt trotzdem. Schuld seien die Ungeimpften, hieß es anfänglich. Inzwischen wird auch eine neue Corona-Variante Omikron dafür verantwortlich gemacht. Sie sei zwar milder, aber ansteckender.

Zudem wirkten die mRNA-Impfstoffe nicht ausreichend gegen die Mutation, heißt es von den Fachleuten. Nachbarländer wie Dänemark (Inzidenz bei 5000) und Großbritannien sehen in der neuen Mutation eine Chance für eine Herdenimmunität bei gleichzeitig milden Krankheitsverläufen.

Deutschland hält an den Corona-Maßnahmen fest

Dass Deutschland weiter an seinem bisherigen Kurs festhält, wird damit begründet, dass „nur“ 88 Prozent, statt wie in Dänemark 95 Prozent der Risikogruppen (Menschen über 60 Jahre), geimpft sind. Dabei werden alle über 60-Jährigen unabhängig von ihrer körperlichen Konstitution über einen Kamm geschert. Die Situation in den Krankenhäusern ist trotz einer Inzidenz von über 1000 in Deutschland vergleichsweise entspannt.

Andererseits werden immer wieder Fälle bekannt, in denen Sportler an Herzmuskelentzündung erkranken oder gar sterben. Auch die Reihen der Babyboomer-Generation lichten sich. „Plötzlich und unerwartet“ ist in einer zunehmenden Zahl der Todesanzeigen zu lesen. Inzwischen gibt es gar einen Twitter-Hashtag #plötzlichundunerwartet.

Die Impf-Skeptiker protestieren

Das ist nur einer der Gründe, warum die Impfskeptiker nicht weniger werden. Neben der Angst vor Nebenwirkungen treibt die Impfkritiker auch der Wunsch nach freier Entscheidung über ihre Gesundheit und ihren Körper um. Während dessen diskutieren die Politiker über eine Impfpflicht für das Gesundheitswesen – und danach für alle.

Bundesweite Protestaktionen in Form von Demonstrationen, Spaziergängern oder – nach dem Vorbild in Kanada – Auto- und Lkw-Korsos halten dagegen. Im Rhein-Sieg-Kreis treffen sich inzwischen in jeder Gemeinde montags die Menschen zu Mahnwachen und Spaziergängen. Das macht die Maßnahmen-Befürworter ein wenig hilflos. Sie organisieren Gegen-Demos.

Berichterstattung über Corona

Spiegel-TV suchte in einer Zeitungsanzeige Laien-Darsteller für eine Gegen-Demo in einer Reportage über einen Bürgermeister in der Oberpfalz. Dieser hatte die Demonstranten als  „Affen“, „Gesocks“ und „Nazis“ bezeichnet und hat seither einen Personenschützer. Der Dreh fand jedoch nie statt.

Die Berichterstattung nicht nur über die Spaziergänge steht derweil in der Kritik. Laut einer Forsa-Umfrage werfen 89 Prozent der Impfskeptiker den Medien eine einseitige Berichterstattung vor. Ist da etwas dran? Die Bilder der „Särge von Bergamo“ in den Anfängen der Pandemie könnten zu dieser Schlussfolgerung führen, bestätigen auch Medienwissenschaftler. Als die Corona-Krise begann, vermittelten solche Bilder tagelang in den Nachrichten, dass die Menschen massenweise an dem neuartigen Corona-Virus sterben. Und dass alles getan werden müsse, um Sars-CoV-2 zu bekämpfen.

Akzeptanz des Lockdowns begründet

Unter anderem bereitete dies den Grundstock für die Akzeptanz der Lockdowns – weltweit. In einer empirischen Studie zur Qualität der journalistischen Berichterstattung der Rudolf-Augstein-Stiftung  kamen die Professoren Dr. Marcus Maurer und Simon Kruschinksi aus Mainz sowie Dr. Carsten Reinemann aus München zu dem Schluss, dass es anfangs eine starke Konzentration auf Politiker, Ärzte und Wissenschaftler gegeben habe.

Von der Infektion Betroffene und Corona-Skeptiker seien kaum zu Wort gekommen. Es sei überwiegend ein Konsens in der Wissenschaft unterstellt, Vergleiche mit der Gefährlichkeit des Influenza-Virus nur selten angestellt worden. „Die Unsicherheit von wissenschaftlichen Prognosen wurde oft nicht vermittelt“, heißt es in der Studie.

Rundfunk zur Einseitigkeit verpflichtet

Derweil macht eine neue Initiative auf sich aufmerksam. Mitbegründer ist der Münchner Filmproduzent Jimmy Gerum. Das Aktionsbündnis „LeuchtturmArd“ verweist auf die Medien-Initiative TNI. In der „Trusted News Initiative“, auf die es im Internet nur wenige Hinweise gibt, haben sich die Leitmedien weltweit dazu verpflichtet, nicht kritisch über die Impfung zu berichten.

Ende 2019 aus Anlass der Wahlen in Großbritannien, Taiwan und den USA gegründet, haben sich alle großen Medienanstalten und -plattformen hier zusammen geschlossen. Sie wollen sicherstellen, das zwar „berechtigte Bedenken hinsichtlich möglicher Impfungen gehört“, aber „merkwürdige Desinformationsmythen aufgehalten werden“, wie es auf der Webseite der BBC heißt. Dorthin gelangt man über die Google-Suche, obwohl es auch bei der EBU, der European Broadcasting Union, in der ARD, ZDF, SRG und ORF zusammen geschlossen ist, ein paar Zeilen über TNI findet.

Desinformationen über Corona

BBC-Generaldirektor Tim Davie argumentiert auf der Webseite: „Mit der Einführung mehrerer möglicher neuer Covid-19-Impfstoffe hat es eine Zunahme von ,Anti-Impfstoff‘-Desinformationen gegeben, die sich online an Millionen von Menschen verbreiten“. Als Beispiele nennt er die Verbreitung von „Unwahrheiten über Impfstoffe“ und das Herunterspielen der Risiken des Coronavirus.

Tatsächlich erhält die TNI ihre Informationen rund um das Thema Covid-19 aus den gleichen Quellen wie die Regierungen. So soll die Initiative etwa verhindert haben, dass die Menschen in den USA zunächst nichts über eine Behandlungsmöglichkeit von Covid-19 erfuhren. Stattdessen sind alle Leitmedien der Regierungslinie gefolgt, die das Impfen der Bevölkerung zum Ziel hatte.

Absprache der Rundfunkanstalten in Sachen Corona

Nach offizieller Leseweise haben sich die TNI-Partner verpflichtet, „sich gegenseitig auf Desinformationen aufmerksam machen, die eine unmittelbare Bedrohung für das Leben darstellen, damit Inhalte umgehend von den Plattformen überprüft werden können, während die Herausgeber verhindern, dass sie nicht unwissentlich gefährliche Unwahrheiten veröffentlichen“.

Mit Parntern sind alle großen Leitmedien gemeint: AP, AFP, BBC, CBC/Radio-Canada, European Broadcasting Union (EBU), Facebook, Financial Times, First Draft, Google/YouTube, The Hindu, Microsoft, Reuters, Reuters Institute for the Study of Journalism, Twitter, The Washington Post.

Mitarbeiter im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk gespalten

LeuchtturmARD nimmt diese Verabredungen zum Anlass, die Menschen dazu aufzurufen, ihre Rundfunkgebühren zurück zu fordern. „Keinen Cent mehr“ für die einseitige Berichterstattung von ARD und ZDF lautet die Forderung. Das Ziel ist die Rückkehr zu einer unabhängigen Berichterstattung. Dass Kritik an den Regierungsmaßnahmen, der Impfung oder aber der (einseitigen) Berichterstattung nicht erwünscht ist, mussten auch Journalisten-Kollegen erleben.

Einem Mitarbeiter des Südwestrundfunks wurde gekündigt. Ole Shambraks hatte im Oktober im Online-Magazin „Multipolar“ offen gelegt, wie wenig ausgewogen die Berichterstattung in der Rundfunkanstalt war. Mit Martin Ruthenberg äußerte sich kürzlich der zweite Mitarbeiter des SWR kritisch über die Berichterstattung. Bei Youtube findet sich sein Wut-Video in dem er die erzählt, dass vieles anders dargestellt werde, als er es selbst bei der Teilnahme an Spaziergängen in Freiburg erlebt hätte. Aktuellstes Beispiel für einen Medienschaffenden, der dem Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk den Rücken kehrt, ist Tom Bohn. Der Tatort-Regisseur ist laut eigener Aussage fassungslos über „die Einseitigkeit und offensichtliche Regierungshörigkeit von ARD und ZDF“.