Blaualgen im See: wie kann man sich schützen?
Von Inga Sprünken
Wenn es warm wird, wünscht man sich einen Sprung ins Wasser. Aber das kann auch Gefahren bergen wie etwa Blaualgen im See. Während bei einem Pool das übermäßige Bakterienwachstum durch Chlor verhindert wird, ist das bei natürlichen Gewässern nicht der Fall. Darum gibt es ein paar Dinge, die man beachten sollte, wenn man lieber in einem See, als in einem Schwimmbad baden möchte.
Die größte Gefahr besteht aus klitzekleinen Bakterien. Denn bei wärmeren Temperaturen über einen längeren Zeitraum können sich Blaualgen im See breit machen, so geschehen vor kurzem im Allner See. Das wiederum zieht bei bewachten Seen sofort eine Badewarnung oder gar ein Badeverbot nach sich. Aber es gibt auch Seen, die nicht regelmäßig überwacht werden. Da sollte man selbst mal schauen, was sich dort so im Wasser befindet.
Was sind Blaualgen im See?
Blaualgen im See sind eigentlich gar keine Algen. Es sind Cyanobakterien, die einen grün-blauen Farbstoff enthalten, was ihren Namen erklärt. Bei langanhaltend hohen Temperaturen mit viel Sonnenschein und wenig Wind breiten sie sich in Gewässern aus. Befördert wird das Wachstum durch Nährstoffe aus landwirtschaftlicher Düngung.
So kann es zu einer Massenentwicklung der sogenannten Blaualgen kommen, die das ganze Gewässer befällt. Eine bläulich-grüne Verfärbung des Wassers kann immer ein Hinweis darauf sein, dass ein See mit Blaualgen belastet ist, wie der BUND mitteilt. Die besagten Bakterien produzieren eine Vielzahl von Giften. Einige davon gehören zu den stärksten natürlichen Giften und können für Menschen und Tiere gesundheitsgefährdend sein.
Was passiert durch Blaualgen im See?
Bei normaler Konzentration im Wasser stellen Cyanobakterien keine Gefahr für Mensch und Tier dar. Haben Sie sich aber extrem ausgebreitet, dann können sie für Tiere tödlich und für Menschen schädlich sein. Fische sterben und Menschen können sie beim Schwimmen durch die Haut aufnehmen oder aber beim Verschlucken von Wasser. Das kann zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Fieber, Atemnot oder Hautreizungen führen.
Auch Hunde können sich mit Blaualgen vergiften. Die ersten Symptome nach einer Vergiftung treten schon innerhalb von 30 Minuten auf. Eine Blaualgenvergiftung bei Hunden äußert sich durch starkes Speicheln, Erbrechen und Durchfall. Es kann sogar lebensbedrohlich werden, wenn es zu Atemnot, Muskelzuckungen und Krämpfen kommt. Sofort zum Tierarzt sollte man fahren, wenn der Hund sich auf die Seite legt.
Wie kann man sich vor Blaualgen im See schützen?
Bevor man bei großer und langanhaltender Sommerhitze einfach in einen unbewachtes Gewässer springt, sollte sich das Wasser mal genauer anschauen. Wer seine Gesundheit nicht aufs Spiel setzen möchte, sollte vorher prüfen, ob das Wasser grünlich oder bläulich-grün gefärbt wirkt. Auch Schlierenbildung oder größere Algenteppiche können ein Hinweis auf Blaualgen sein.
Eine wolkenartige Verteilung von Algen oder blau schimmernden Gebilden im Wasser zeigt Blaualgen an. Ebenso sollte man keinesfalls schwimmen gehen, wenn bereits tote Fische an der Wasseroberfläche treiben. Und wenn man hinein geht, gibt die freie Sicht auf seine Füße im knietiefen Wasser einen Hinweis auf eine Belastung mit Cyanobakterien.
Blaualgen im See – woran man sie erkennt
Wenn dies alles zutrifft, sollte man eher vom Schwimmen absehen, denn dann handelt es sich um eine Algenblüte. Als solche – manchmal auch Wasserblüte oder Algenpest – bezeichnet man eine plötzliche, massenhafte Vermehrung von Algen oder Cyanobakterien. Dadurch färbt sich die Wasseroberfläche grün, manchmal auch blau, rot oder braun.
Das Wasser wird trüb und „wolkig“. Schuld daran ist meistens eine Überdüngung des Gewässers mit Phosphat. Im besten Fall handelt es sich um harmlose Grünalgen, die in Massen aber auch unappetitlich sind. Eine genaue Bestimmung, ob es Blaualgen oder Grünalgen sind, ist allerdings nur im Labor möglich.
Ist glasklares Wasser gut?
Ein glasklares Wasser kann ein Hinweis auf eine gute Wasserqualität sein, muss es aber nicht. Denn auch wenn keine Algen enthalten sind, können trotzdem Krankheitserreger ins Wasser gelangt sein. Coli-Bakterien etwa gelangen durch Gülle oder die Kanalisation ins Wasser. Denn manch ein See wird von einem Fluss gespeist.
In der Nähe von Chemiebetrieben wie etwa im See von Immendorf/Meschenich (Köln) kann das Wasser auch mit anderen Stoffen belastet sein. Dort ist das Baden und Angeln seit Jahren strengstens verboten, weil sich krebsauslösende PFT (Perfluorierte Tenside) darin finden. PFT lagern in sich im Fettgewebe des Menschen ab. Es stammt von einer unterirdischen Belastung durch die nahe gelegene Raffinerie in Godorf.
Wasservögel auf dem Gewässer
Auch Wasservögel wie Enten und Gänse können das Wasser durch ihren Kot verunreinigen. Damit gelangen Bakterien ins Wasser, die beim Menschen zu Durchfallerkrankungen führen können. Enten können darüber hinaus dazu beitragen, dass sich Zerkarien im See entwickeln. Das sind die Larven von Saugwürmern. Sie können sich in die Haut bohren und lokalen Juckreiz oder Quaddeln auslösen.
Ansonsten sind Zerkarien zwar eklig, aber harmlos. Sie sterben in der Haut ab, die Hautreaktion klingt im Laufe von einigen Tagen wieder ab. Unhygienisch ist das trotzdem. Daher sollte man sich nach dem Baden im See besser abduschen und grundsätzlich Seen meiden, auf denen viele Wasservögel schwimmen.
Baden in Flüssen
Alternativ zum See bietet sich auch ein Fluss wie die Sieg oder die Agger zum Baden an. Allerdings können sich Flüsse nach Starkregen zu Keimschleudern entwickeln. Der Regen wäscht Gülle von landwirtschaftlichen Flächen und spült sie in die Gewässer. Hinzu kommen Verschmutzungen aus der Kanalisation. Diese können auch weiter flussaufwärts eingeleitet worden sein.
Hinzu kommt die Gefahr von starken Strömungen und Strudeln wie etwa beim „Totenloch“ in Eitorf“. Im Rhein sollte man aus diesem Grund ebenfalls nicht Schwimmen. In Köln-Rodenkirchen gibt es zwar schöne Sandstrände und ist der Bereich zwischen den Buhnen strömungsarm. Trotzdem kommt dort es immer wieder zu tödlichen Badeunfällen.
Wo gibt es welche Badeseen?
Der Allner See, der in einer Siegschleife in Hennef liegt, gilt nicht als offizielles Badegewässer und wird daher auch nicht überprüft. Hier ist das Schwimmen eigentlich verboten, wird aber toleriert. So wird der See auch nicht überprüft. Überdies gibt es hier sehr viele Wasservögel, die auch das Ufer mit ihrem Kot verschmutzen. In manchen Bereichen schwimmt Gänse- und Entenkot auf der Wasseroberfläche.
Leider gibt es in der Region Rhein-Sieg nur wenige Badegewässer. Denn auch im Himbergsee und dem Dachsbergsee bei Bad Honnef darf nicht gebadet werden. Ebenso wenig im Dornheckensee bei Bonn. Erlaubt ist das Baden indes im Rotter See bei Troisdorf. Der See ist allerdings durch die vielen Badeunfälle in den vergangenen Jahren ein wenig in Verruf geraten. Die Wassergüte hier wird jedoch regelmäßig überprüft und ist als hoch zu bezeichnen.
Der Heider Bergsee und Bleibtreusee
Schwimmen erlaubt ist auch im Heider Bergsee in der Nähe von Brühl. Er lädt mit 35 Hektar zum Schwimmen, Segeln und Tauchen ein. Der See ist ein Überbleibsel des ehemaligen Tagebaus und ist von einer Waldfläche umgeben. Allerdings ist das Strandbad mit Liegewiese und feinem Sandstrand hier kostenpflichtig. Aber es gibt noch andere lauschige Plätzchen am See, wo auch Hunde mit ins Wasser dürfen.
Der Bleibtreusee ist 74 Hektar groß und kann von April bis Ende Oktober fürs Schwimmen und Wassersport genutzt werden. Er ist ebenfalls beliebt bei Anglern, weil es hier viele Hechte, Aale, Barsche und Krebse gibt. Wer mit diesem Getier nicht klarkommt, sollte sich besser einen anderen See suchen.
Der Liblarer und Otto-Maigler-See
Ein schöner Badesee ist auch der Liblarer See. Am Nordufer gibt es einen 200 Meter langen und hundert Meter breiten Kiesstrand. Auch dieser 60 Hektar große See ist ein beliebtes Angelgewässer. Man kann hier auch Wassersport in Form von Segeln und Kanufahren betreiben.
Der Otto-Maigler-See bei Hürth entstand nach dem Braunkohletageabbau. Er ist ein beliebtes Badegewässer mit einem großen Strandbad, das aber Eintritt kostet. Im Sommer ist dieser Badesee naturgemäß recht überlaufen. Und auch an die Industrie-Kulisse muss man sich erst gewöhnen.
Der Fühlinger See
Der Fühlinger See, der gleich aus mehreren Seen besteht, entstand 1967 durch die Rekultivierung und Vereinigung mehrerer Kiesgruben. Er sollte Erholungsgebiet für die Trabantenstadt Chorweiler sein. Auch sollte er für Ruder-Trainings und als Regattabahn genutzt werden.
Insgesamt sieben Seen fassen die Regattastrecke zusammen. Gleichzeitig gilt der See als Freibad und wird genutzt zum Angeln und zum Tauchen. Nach Badeunfällen in 2021 war das Baden außerhalb des Strandbades verboten. Der Kölner Stadtrat hat aber für die Saison 2024 die Einrichtung von zwei unbewachten Badestellen am Fühlinger See beschlossen. Sie befinden sich an See eins und sieben.
Größtes Naturbad in der Region
Wer das See-Gefühl liebt, aber in Bezug auf die Wasserqualität auf Nummer sicher gehen möchte, kann auf das größte Naturbad in der Region ausweichen: Das Waldschwimmbad Thalhausermühle in Hamm. Zwar schon in Rheinland-Pfalz gelegen, ist es von den östlichen Teilen des Rhein-Sieg-Kreises schnell zu erreichen.
Für die Wasserqualität ist hier die Natur verantwortlich, denn hier findet man Schwimmbad und See in einem. Das riesige Wasserbecken ist zwar in Beton gegossen, aber das Wasser stammt frisch aus dem Seelbach und dem Marienthaler Stollen. Das Wasser ist wie in einem See völlig ungechlort. Die Wasserqualität wird regelmäßig vom Landesamt für Umwelt überprüft. Im See leben sogar Fische. Es gibt schöne Liegewiesen und jede Menge Platz.
Die Wasserqualität
An ausgewiesenen Badestellen wird die Qualität der Gewässer regelmäßig überprüft. Auf der Deutschlandkarte des Umweltbundesamtes kann man sich informieren. Das Umweltbundesamt hat im Jahr 2023 über 2000 deutsche Badegewässer untersucht. Davon erfüllten 98 Prozent die EU-Richtlinie. Gewässer, die nicht als Badegewässer ausgewiesen sind, werden jedoch meist nicht untersucht.
Sie können neben Blaualgen auch mit weiteren Schadstoffen belastet sein. Vorsicht ist auch an den meisten Flüssen geboten. Gülle-Einträge aus der Landwirtschaft belasten Seen und Flüsse. Viele Unternehmen und Kläranlagen leiten ihr Abwasser ein. Die oft hohe Belastung mit Keimen ist ein guter Grund, auf ein Bad im Fluss zu verzichten.
Der Aspekt Naturschutz
Wo ein Verbotsschild steht, sollte man nicht ins Wasser gehen. Hier könnten außer der Gefahr von Blaualgen auch Gefahren für die Natur den Ausschlag dazu gegeben haben. Denn Fische und Pflanzen sind empfindlicher, als Menschen. Das Ökosystem könnte durch das Schwimmen im See etwa auch durch Sonnenmilch belastet werden.
Zu viele Nährstoffe und hohe Temperaturen bringen den See aus dem ökologischen Gleichgewicht. Das stresst Fische, die daran sogar sterben können. Ein Überschuss von Nährstoffen kann sogar so weit gehen, dass dem See jeglicher Sauerstoff entzogen wird. Dann „kippt“ der See.