Pilze: schwarzer Tod durch Einatmen

Schwarzer Tod durch Einatmen, Rheinland.

Schwarzer Tod
Jetzt im Herbst sprießen wieder überall die Pilze. Während es im vergangenen Jahr jede Menge dieser eukaryotischen Lebewesen (weder Tier noch Pflanze) gab, sucht man dieses Jahr im Rheinland lange nach ihnen. Champignons und Steinpilze sind rar. Dafür sprießen Fliegenpilze und einige Hexenkreise sowie das „Klebrige Hörnchen“.

Die in seiner Gesellschaft wachsende „Krause Glucke“, eine korallenartige Struktur, die bei Kennern als Speisepilz beliebt ist, fand sich bisher nicht. Offensichtlich war der Sommer zu kühl und zu nass für diese geheimnisvollen Gewächse.

Pilze beherrschen die Welt

Pilze sind die geheimen Herrscher der Welt. Sie sind giftig, gefährlich und gefragt. Es gibt sie überall. Sogar im Tiefseeboden, in erstarrter Lava, auf der Raumfähre ISS und in uns Menschen. Im Wurzelbereich von Bäumen sorgen Pilze mit ihrem breiten Netzwerk wie ein menschliches Internet für die Kommunikation ihrer Wirte, der Bäume. Doch Pilze sind nicht nur Freund, sondern auch Feind. In Indien sorgte im Mai 2021 der Schwarze Pilz für Tote inmitten der Corona-Krise.

Die Krankheit wird durch Schimmelpilze ausgelöst, die in der Erde unter verwesendem organischem Material wachsen. Durch Einatmen gelangen sie in den Körper und befallen dort die Nebenhöhlen. Die Pilzinfektion (Mukormykose) ist aggressiv und zu 54 Prozent tödlich. Sie geht häufig mit einer Schwarzfärbung der Nase einher.

Der größte lebende Organismus

Die Pilzsporen können auch in Blutgefäßen und menschlichem Gewebe wuchern. Die Krankheit ist daher schwer zu diagnostizieren. Mehr als 45.000 Fälle gab es in Indien. Doch ein gesundes Immunsystem wird damit fertig. Probleme gibt es bei Immungeschwächten wie Covid-19-Patienten, Krebskranken oder Transplantierten.

Der größte lebende Pilz-Organismus der Welt befindet sich im US-Staat Oregon. Oberirdisch sieht man nur einen Honigpilz aus der Gattung Halimasch. Unterirdisch haben seine fadenförmigen Zellen eine rund neun Quadratkilometer große Struktur (Myzelien) gebildet. Aus solchen Pilz-Strukturen lassen sich sogar Verpackungsmaterialien herstellen.

Pilze zersetzen Kunststoff

Ein New Yorker Unternehmen stellte 2007 erstmals eine Art Styropor aus Pilzgeflecht her. Zum Wachsen brauchen die Myzelien lediglich Wasser, Zucker und Kohlenstoff. Als leicht zu züchtender Rohstoff können daraus Lampenschirme, Teppiche, und Ziegel und sogar Beton hergestellt werden.

Im Jahr 2011 entdeckten Wissenschaftler der Universität Yale, dass Pilze auch Kunststoff zersetzen können. Der Pilz „Pestalotiopsismicrospora“ ernährt sich mithilfe eines bestimmten Enzyms davon. 2017 wurde auf einer Müllhalde in Pakistan ein weiterer Pilz „Aspergillus tubingensis“ entdeckt, der Polyurethan in einigen Wochen zersetzen kann. Die Zersetzung braucht normalerweise Jahrzehnte.

Nur zehn Prozent bekannt

Bisher sind laut Wissenschaftlern nur zehn Prozent aller Pilze der Welt bekannt. Darum besteht die begründete Hoffnung, dass weitere dieser geheimnisvollen Organismen entdeckt werden. Sie könnten eines Tages vielleicht sogar dazu beitragen, das Problem des Plastikmülls in den Weltmeeren in den Griff zu bekommen. Und manche könnten auch dazu beitragen, Umwelt-Schadstoffe abzubauen. Danach wird derzeit intensiv geforscht.

Fakt ist: diese Organismen sind vielseitig. Sie kommen als essbare Pilze im Wald vor, als Feinkost wie Trüffel unter der Erde, aber auch als Hautpilz auf der menschlichen Körperoberfläche. Sie können Mensch und Tier besiedeln, aber auch Lebensmittel. Schimmelpilze sehen unter dem Elektronenmikroskop aus wie eine Pusteblume.