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Kleine Kapelle an der Sieg – was sich dahinter verbirgt

Kleine Kapelle an der Sieg von vorne

Das Geheimnis der kleinen Kapelle an der Sieg

Mitten auf den Siegwiesen in Eitorf unweit des Halfterer Hängestegs, der 1947 aus bürgerschaftlichem Engagement einen einfachen Holzsteg ersetzte, findet sich eine kleine Kapelle aus dem 17. Jahrhundert. Einst als Unterstand für die Fährleute, die hier Bürger über die Sieg schipperten, erbaut, befindet sich hier heute die Apollonia-Kapelle. Liebevoll gepflegt und mit Blumen geschmückt von engagierten Bürgern, wird der kleine Fachwerkbau an jedem dritten Sonntag im Monat von 11 bis 20 Uhr geöffnet.

In ihrem wegen ihrer bunten Farben an irische Kapellen erinnerden Interieur trifft man auf eine ungewöhnliche Skulptur einer Heiligen: die Apollonia steht in einem blauen Gewand in einer Nische in der Mitte unterhalb des Altars und hält eine Zange mit einem Zahn in der Hand. Wie in der Kapelle zu lesen ist, verbirgt sich dahinter eine ungewöhnliche Geschichte. Denn Apollonia ist die Schutzheilige der Zahnmedizin. Und da unsere Altvorderen häufig Zahnprobleme hatten, beteten sie zu der Heiligen.

Kleine Kapelle an der Sieg Haengesteg

Die Geschichte der Heiligen Apollonia

Die Verbindung von Apollonia zu Zähnen entstand in der Zeit um 247 bis 265 n. Chr. im ägyptischen Alexandria. Damals empfanden die heidnischen Ägypter das aufkommende Christentum als Bedrohung, wie es in einer Legende heißt. Die straffe Organisation der Christen bildete einen Staat im Staat und brachte die Welt der Götter ins Wanken. Ein Seher hatte Pest, Hunger und Unheil für die damalige Weltstadt als Zorn der Götter prophezeit. Darum sollte das Christentum ausgerottet werden.

Ein Mob tat sich zusammen und plünderte die Häuser der Christen. Frauen, Greise und Kinder wurden misshandelt und durch die Straßen gezerrt. Dazu gehörte auch die damals wegen ihrer Wohltaten angesehene Apollonia, die schon in einem hohen Alter war. Man trat und schlug sie, so dass ihre Zähne herausbrachen. Vor den Toren der Stadt drohte man ihr, sie auf dem dort aufgeschichteten Scheiterhaufen lebendig zu verbrennen, wenn sie nicht ihrem Christengott abschwöre. Apollonia riss sich los und stürzte sich selbst in das entzündete Feuer, denn sie wollte eher Gott gehorchen, als den Menschen.

Kleine Kapelle an der Sieg Apollonia.

Die Kapelle steht unter Denkmalschutz

Die ersten Nachweise der Nutzung des kleinen Fachwerkbaus stammen aus den Aufzeichnungen des Klosters Merten. 1729 wurden zwei Morgen Land aus dem Siegwiesenbereich an eine Familie Lichius in Alzenbach verpachtet. Die Menschen pilgerten zu der später der Heiligen gewidmeten Kapelle, wenn sie Zahnschmerzen hatten und beteten um Linderung. Die Verehrung der Heiligen Apollonia wurde noch bis in den 1950er Jahren vollzogen. Doch die Verbesserung der Zahnmedizin ließ das Interesse an der Anbetung der Heiligen schwinden.

In der Folge verfiel der kleine Fachwerkbau. Anfang der 1980er Jahre engagierten sich Eitorfer Bürger für den Erhalt der Kapelle. An Fronleichnam 1981 wurde das kleine Gotteshaus vom ehemaligen Pfarrer der der Alzenbacher Pfarrgemeinde neu eingesegnet. Ab 1999 war die inzwischen unter Denkmalschutz stehende Kapelle in Besitz der Entwicklungs GmbH Eitorf. Bis dahin gehörte sie Frau Gertrud Brüderl, geborene Bourauel. Seit 2017 kümmert sich der Heimatverein Eitorf um den Erhalt der Kapelle und hat sie restauriert. Diese Geschichte ist nicht die einzige aus dem Rheinland und der Welt.

Kleine Kapelle an der Sieg innen.