Fingerhut: heilsam und tödlich
Derzeit leuchten seine Blüten überall am Waldesrand oder in Bauerngärten in einem tiefen Pinkrot. Es gibt ihn auch in Weiß, Gelb und Rosa. Seine Größe ist mit 80 bis 150 Zentimeter beeindruckend, seine glockenförmigen Blüten ebenfalls: der Fingerhut. Die zweijährige Pflanze gehört zur Familie der Wegerichgewächse.
Sie bildet im ersten Jahr eine Blattrosette, im zweiten Jahr die Blüte, die zwischen April und August erscheint. Der Fingerhut ist eine uralte Heil-, aber auch gefürchtete Giftpflanze. Aus seinem Gift, Digitalis, wird das gleichnamige Herzmedikament gewonnen. Man sollte sich nur am Aussehen des Fingerhuts erfreuen – berühren oder pflücken besser nicht. Denn alle Pflanzenteile sind sehr giftig.
Fingerhut nur anschauen, nicht anfassen
Schon zwei bis drei verzehrte Blätter können bei einem Erwachsenen tödlich sein. Darum sollte man den Fingerhut, wenn überhaupt, nur mit Handschuhen anfassen. Bereits im Frühstadium können Übelkeit und Erbrechen, Durchfall und schwere Herzrhythmusstörungen, zentralnervöse Sehstörungen, Delirium und Halluzinationen auftreten. Schon bei geringen aufgenommenen Mengen ist ärztliche Hilfe angeraten.
Als erste Hilfe sollte man viel Flüssigkeit trinken. Nicht nur für Menschen sind alle Digitalis-Arten giftig. Auch Pferde, Rinder, Ziegen, Hunde, Katzen, Hasen, Kaninchen und Vögel können daran sterben. Dabei können Rinder bis zu 150 Gramm vertragen, für Hunde sind schon fünf Gramm tödlich. Grundsätzlich sind alle Pflanzenbestandteile giftig, wobei insbesondere in den Stängeln und Blätter die Digitaloide konzentriert sind.
Der Fingerhut ist sehr giftig
Eine der giftigsten Pflanzen der Welt und die giftigste in Europe überhaupt ist indes der Blaue Eisenhut, auch Blauer Fingerhut oder Wolfskraut genannt. Er ähnelt dem Fingerhut und wächst in fast ganz Mittel- und Nordeuropa in höheren Lagen. Vielfach aber wird er zudem in Hausgärten gezüchtet, weil sein leuchtendes Blau die Beete ziert.
Der Blaue Eisenhut gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse. Typisch ist das gefingerte Blattwerk. Sein Hauptgift ist das Aconitin. Innerhalb von wenigen Minuten kann es bei Verzehr oder bei bloßer Berührung zu Ateminsiuffizienz und schwerwiegenden Herzrhythmusstörungen kommen. Das Gift des Eisenhutes wirkt auf das gesamte Nervensystem und den Organismus.
Gleichzeitig eine Heilpflanze
Trotzdem gilt auch der Eisenhut als Heilkraut, das vorrangig für seine schmerzlindernde Wirkung bei Neuralgien, Ischias und Gicht bekannt ist. Zusätzlich wirkt es gegen Fieber und hilft bei Erkältungskrankheiten – aber nur in minimalen Dosen, etwa in der Homöopathie. Das Gift wird über die Schleimhäute und selbst die unverletzte Haut aufgenommen. Eine Berührung der Pflanze kann im harmlosesten Fall zu Hautirritationen führen.
Bereits wenige Gramm reichen für ein Kribbeln, sinkenden Blutdruck und Übelkeit – sämtliche Pflanzenteile enthalten Aconitin. Bei Verschlucken tritt zwischen 30 Minuten und drei Stunden Herzversagen und Atemstillstand ein. Drei bis sechs Milligramm der Blätter und Blüten, zwei bis vier Gramm der Knolle reichen dafür. Wichtig ist, sofortiges Erbrechen herbeizuführen und einen Notarzt zu rufen. Bei Hunden macht sich die Vergiftung durch Unruhe, Durchfall und Zittern bemerkbar. Man sollte sofort einen Tierarzt verständigen.