Die Schale ist zerbrochen, das Gegenstück fehlt. Reste von Flussmuscheln sind an den Ufern des Rheins leider immer seltener zu finden. Bis vor wenigen Jahrzehnten galt die Gemeine Fluss- oder Bachmuschel als häufigste heimische Fließgewässermuschel. Das hat sich dramatisch geändert. Darauf weist auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (Nabu) hin. In ganz Mitteleuropa seien die Bestände auf kaum mehr ein Zehntel früherer Zeiten zusammengebrochen, in vielen Regionen ist die Flussmuschel bereits ausgestorben. Bundesweit wird sie in der Roten Liste in die Kategorie 1 als “vom Aussterben bedroht” geführt.

Fast hundert Jahre alt
Flussmuscheln können in Mitteleuropa über 30 Jahre alt werden, in den kälteren Gewässern Nordeuropas sogar bis zu 90 Jahre. Sie wird im Alter von drei bis vier Jahren und mit einer Größe von zwei bis vier Zentimetern fortpflanzungsfähig. In den Kiemen von Fischen setzen sich die Larven fest, um heranzuwachsen. Die Muschellarven durchleben am Wirtsfisch eine parasitäre Phase und fallen nach vier bis sechs Wochen ab, so der BUND über die Fortpflanzung dieser Wasserbewohner. Anschließend wandeln sie sich zu Jungmuscheln um. Diese wandern für teils mehrere Jahre in die Gewässersohle. Sobald sie eine Länge von einem Zenitmeter erreicht haben, kommen sie wieder an die Oberfläche und richten sich so wie die erwachsenen Tiere aus.

Doch leider ist es in den Gewässern nicht mehr so, wie es vor der industriellen Nutzung war. Eingriffe in die Flußläufe durch Menschen sowie Überdüngung und vermehrter Schwebstoffeintrag gefährden den Lebensraum dieser Urzeittiere. Alle diese Eingriffe führen zur Verstopfung der Sand- und Kieszwischenräume in der Gewässersohle und Sauerstoffmangel, so dass die Jungmuscheln dort absterben. Fast alle noch bestehenden Flussmuschelvorkommen sind deswegen hoffnungslos überaltert, Jungmuscheln kommen kaum noch hoch, warnen die Umweltschüter des BUND.
Seltene Süsswasserperlen
Damit werden auch die echten Süsswasserperlen immer seltener. Sie sind in der heimischen Flussmuschel zu finden. Doch mit dem Rückgang dieses Tieres werden auch sie verschwinden. Perlen aus Züchtungen werden allerdings noch angeboten. Doch fehlt ihnen die Romantik des Rheines.
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