Der Werwolf von Epprath

Stadttore und mittelalterliche Gässchen führen auf die Spuren des Werwolfs. (Foto: Inga Sprünken)

Die Figur des Werwolfs kommt in den Jahrtausenden in allen Kulturen vor. Sein Ursprung wird in den Bräuchen steinzeitlicher Jäger vermutet, die sich vor der Jagd in Wolfsfälle hüllten, damit die Stärke und der Mut des Raubtieres auf sie übergehen sollte. Die Grundlage der Hexen- und Werwolfverfolgung geht indes auf das 13. und 14. Jahrhundert zurück. In Schriften formulierte man den Glauben an die Hexen als Verkörperung von Frauen, die von Natur aus schlecht waren. Bei den rund 100.000 Hexen-Prozessen in Deutschland und Frankreich war die Anklage gegen Werwölfe eine besondere Variante.

Die Jagd nach dem Werwolf

Der Werwolf von Epprath in historischer Darstellung. (Foto: Inga Sprünken)

Unter Folter gestanden Männer, in Gestalt eines Mensch-Wolfs nicht nur Tiere gerissen, sondern auch Menschen zerstückelt zu haben. Der weltweit bekannteste Werwolf-Prozess fand im 16. Jahrhundert in Bedburg statt. Peter Stubbe ein Bauer aus Epprath, wurde gemeinsam mit seiner Tochter und seiner „Gevatterin“ festgenommen, vor das Blutgericht gebracht und am 31. Oktober 1589 wegen Hexerei und Werwolferei auf fürchterliche Art und Weise hingerichtet.

Peter Stubbe wurde 1540 in Epprath geboren und soll schon als Kind böse gewesen sein. Um seine abartigen Begierden zu befriedigen, übergab er seine Seele an den Teufel, der ihn dafür zum Werwolf machte. Es wird berichtet, dass Stubbe jahrelang den Menschen im Umland von Bedburg auflauerte und sie auf grausamste Art verstümmelte. In einer Flugschrift aus dem Jahr 1590 wird gar berichtet, dass er 13 Kinder ermordet haben soll, darunter seinen eigenen Sohn. Wenn er keine Menschen fand, riss er das Vieh. Die Körperteile der toten Tiere und Menschen lagen verstreut auf den Feldern. Das Entsetzen war groß. Die Bauern rotteten sich zusammen und versuchten ihn mit Hilfe von Hunden zu hetzen, aber das gelang jahrelang nicht.

Die Hinrichtung des Werwolfs

Aufs Rad gespannt und dann geköpft wurde der Werwolf von Epprath. (Foto: Inga Sprünken)

Schließlich wurde er jedoch gefasst und im Kerker von Schloss Bedburg der Folter unterzogen, damit er gestand. Die Hinrichtung erfolgte ebenfalls auf das Grausamste auf einer Erft-Halbinsel. Tausende Menschen versammelten sich, um dabei zuzuschauen, wie der „Werwolf von Epprath“ auf ein Rad gelegt und festgebunden wurde. Nach fürchterlichen Torturen schlug man ihm den Kopf ab. Sein Körper wurde zusammen mit den beiden Frauen auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

An Ort und Stelle wurde danach eine Stange aufgestellt, auf die der Kopf des Mörders gesteckt wurde – als ständiges Mahnmal an die Gräueltaten des Werwolfs. Ob Peter Stubbe tatsächlich ein Werwolf war und die ihm vorgeworfenen Taten begangen hat, konnte nie bewiesen werden. Aber man kann auf seinen Spuren wandeln: Von Alt-Kaster nach Schloss Bedburg verläuft der Werwolf-Wanderweg, an dem an sieben Stationen Schautafeln von den einstigen Grausamkeiten berichten.

Auf den Spuren des Werwolfs

Der Wolfgangstieg führt auf die Kasterer Höhe, wo der Werwolf geboren wurde. (Foto: Inga Sprünken)

Spukige Geschichten und verwunschene Landschaften begleiten den Wanderer auf dem neun Kilometer langen Rundweg. Geprägt durch den ehemaligen Braunkohleabbau ist das gesamte Gebiet seit den 1990er Jahren renaturiert und heute ein Naherholungsgebiet. Historisch sind indes die beiden Orte Bedburg und Alt-Kaster. Insbesondere in Letzterem scheint die Zeit stehengeblieben zu sein: Stadttore, Backsteinbauten und Kopfsteinpflaster erzählen von einer längst vergangenen Epoche – und vom Werwolf von Epprath, dessen Geschichten sich die Menschen sogar bis London und Augsburg erzählt haben sollen.

Los geht es am mittelalterlichen Stadttor, dem Agatha-Tor. Der Weg verläuft entlang der Stadtmauer zum Wolfgangstieg, der auf die Kasterer Höhe führt. Dort lag einst der Ort, in dem der Werwolf gelebt hat – das Dorf fiel jedoch dem Braunkohleabbau zum Opfer. Entlang des Waldrandes und der Mühlenerft geht es Richtung Bedburg.

Der Werwolf-Wanderweg führt von Alt-Kaster nach Bedburg. (Foto: Inga Sprünken)

Über die Erft führt die Epprather Brücke, über die auch Peter Stubbe auf der Jagd nach ihm geflohen ist, bevor er festgenommen wurde. Am historischen Rathaus in Bedburg erfährt man etwas über seine Verurteilung, am Schloss von den Folterungen. Dort saß er im Kerker ein. Der Hinrichtungsplatz befindet sich auf der Erft-Halbinsel, die man auf dem Rückweg nach Alt-Kaster passiert.

Wem angesichts der Horrorgeschichte die Puste wegbleibt, der sollte sich nicht wundern, denn der „Stüpp“ soll sich hier seinen Opfern auf den Rücken setzen und sich bis zu deren Erschöpfung tragen lassen.

Weitere Wanderungen gibt es in dem Buch Fred & Otto unterwegs im Rheinland: https://www.amazon.de/FRED-OTTO-unterwegs-Rheinland-Wanderf%C3%BChrer/dp/3956930118

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