Gestrandete Menschen haben hier eine heimliche Heimat gefunden. Die alten Fabrikationshallen der Dielektra-Werke in Köln rotten langsam vor sich hin. Wind und Wetter haben im Laufe der Jahre nachhaltige Arbeit geleistet. “Ab und zu sieht man hier scheue Menschen, die übernachten”, so ein Hundefreund, der mit seinem Rottweiler auf dem weitläufigen Areal unterwegs ist. Gleich am Anfang des Geländes an der Kaiserstraße in Porz steht eine große Halle. Ein Blick hinein zeigt, dass hier mit wenigen Mitteln ein wenig Gemütlichkeit geschaffen werden sollte.
Bunte Wände
Schon in der Steinzeit bemalten Menschen Wände. Sie beschrieben so, was sie sahen und empfanden. Diese Kunst hat bis heute überlebt. In der alten Halle gibt es keine weißen Flächen mehr. Bunte Werke unbekannter Künstler sind stattdessen zu finden. Wenn bald die Gebäude dem Erdboden gleich gemacht werden, dann sind auch diese Werke für immer verloren.
Zeichen der Zerstörung
In einer Ecke der Halle liegt ein abgebranntes Motorrad. Das scheint keinen zu stören. Die Bremsscheiben des Vorderrades glänzen noch leicht. Sichergestellt hat den verkohlten Rahmen mit den blanken Felgen keiner. Auch nicht die Polizei. Warum auch? Der Blick zur Decke zeigt, dass man nur unter Lebensgefahr in die Hallen kann. Lose Balken wiegen sich im Wind. Sie können jederzeit laut krachend herabfallen.
Erfindung des Internets
Früher wurden hier Halbleiter produziert. Als das Internet erfunden wurde, war die Halle voller Leben. Menschen hatten hier Arbeit. Doch die Entwicklung ging weiter. Die Firma Dielektra wurde verkauft und irgendwann schlossen sich die Tore der Werkshallen für immer. Eine kleine Anzahl von Arbeitern wickelte die Firma noch ab. Dann war alles vorbei. Das Areal zerfiel langsam immer mehr. Dann kamen wieder Menschen. Allerdings keine Arbeiter. Gestrandete unserer Gesellschaft suchten dort Schutz.
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