Es war eine der schönsten Reden, die ich als Berichterstatter gehört habe. 1987 gab es noch kein Corona, Deutschland war geteilt. Der völlig unerwartete Fall der Berliner Mauer überraschte zwei Jahre später im November 1989. Köln dümpelte in rheinischer Selbstzufriedenheit vor sich hin. “Gehe mal zur Einweihung vom Brunnen”, sagte mein Redaktionsleiter damals. Er drückte mir die offizielle Einladung in die Hand und ich notierte den Termin. Karl Berbuer war da gerade mal vor zehn Jahren gestorben und auf dem Kölner Südfriedhof beerdigt. Ein Brunnen sollte nun an den Komponisten zahlreicher Lieder erinnern. Mit Kamera und Notizblock machte ich mich auf den Weg. Damals gab es noch keine digitalen Kameras. Ein Film mit 36 Aufnahmen musste genügen, pro Termin maximal sechs Bilder. Und natürlich in Schwarz-Weiß – man konnte ihn noch am selben Tag im Keller-Labor entwickeln.

Karl hört im Himmel mit
Es war eine kleine Gruppe, die sich am Vormittag am Klar-Berbuer-Platz zusammen fand. Nach den üblichen Begrüßungen hielt ein Karnevalist die Rede. In kölscher Mundart berichtete er vom Leben des Berbuers Karl. Wie er Gefallen am rheinischen Brauchtum fand, zahlreiche Schunkelhits komponierte. “Der Karl schaut uns jetzt im Himmel zu und freut sich, dass wir ihn nicht vergessen haben.” Ich war gerührt über diese gelungenen Worte. Rund 120 Lieder hat der kölsche Komponist hinterlassen, sie werden nicht nur im Rheinland gesungen. Es war die Zeit des Wiederaufbaus nach dem Krieg. Für kurze Zeit war „Heidewitzka Herr Kapitän“ damals sogar die „Nationalhymne Deutschlands“. Denn dieses Lied wurde unter anderem bei einem Staatsempfang im Jahr 1953 in den USA zu Ehren des ersten deutschen Bundeskanzlers und ehemaligen Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauers gespielt und gesungen. Denn die noch junge Bundesrepublik Deutschland hatte zu dieser Zeit noch keine offizielle Hymne. Hier noch einmal der Refrain:
Heidewitzka, Herr Kapitään,
mem Möllemer Böötche fahre mer su jään,
mer kann su schön em Dunkle schunkele,
wenn üvver uns de Stääne funkele!
Heidewitzka, Herr Kapitään,
mem Müllemer Böötche fahre mer su jään!

Höchste Auszeichnung im Karneval
Für seine Verdienste um den Karneval erhielt Karl Berbuer im Jahr 1970 die Willi-Ostermann-Medaille. Sie wird nur an ganz besondere Künstler verliehen. Und der Brunnen soll nun für jeden sichtbar an diesen herausragenden Karnevalisten erinnern. Das „Müllemer Böötche“ erinnert an eine umgedrehte Narrenkappe. An Bord sind markante Personen des jecken Brauchtums: Heinzelmännchen, die Kölner Straßenmusiker „Orgels Palm“ und „Fleuten-Arnöldche“, zwei Lappenclowns mit Instrumenten, ein tanzender Funke mit Mariechen. Karl Berbuer findet sich am Heck des Böötchens, Mutter Colonia steht am Bug. Gestaltet wurde der Brunnen vom Aachener Bildhauer Bonifatius Stirnberg.
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