Die Toten im Wald

Schlachtfeld

Der Weg auf der B 8 von Hennef hinauf auf die Höhen des Westerwalds wird täglich von unzähligen Autofahrern befahren. Dass es an diesem Anstieg rechts und links der alten Köln-Frankfurter Landstraße vor 225 Jahren zu einer Schlacht gekommen ist, wissen indes die wenigstens. Am 17. September 1795 stießen am Käsberg die Franzosen und die Kaiserlich-Österreichischen aufeinander. Es war die Zeit der französischen Revolutions- und Befreiungskriege, in der diese Schlacht den vorläufigen Abschluss der Gefechte in den Niederungen des Siegbogens bildete, die von Bödingen bis Lohmar und sogar bis Troisdorf und Bergheim reichten.

Die Schlacht bei Kircheib und bei Käsberg

Wenn von der Schlacht bei Kircheib die Rede ist, meint das Gros der heutigen Bevölkerung, dass diese identisch ist mit der Schlacht am Käsberg. Das sind aber zwei ganz verschiedene“, erzählt Horst Weiß. Letztere habe schon 1795 stattgefunden, die andere, bei Kircheib, 1796. Der Buchholzer Heimatforscher befasst sich seit vielen Jahren mit diesen Kriegshandlungen, die Folge der französischen Revolution im Jahr 1789 waren. 1792 hatten die Franzosen Österreich und Preußen den Krieg erklärt und im Herbst 1794 die französischen Revolutionstruppen ihren Kreuzzug mit der Losung „Krieg den Palästen, Frieden den Hütten“ begonnen.

Auf dieser alten Schullandkarte erkennt man das Schlachtfeld an den gekreuzten Schwertern. (Foto: Inga Sprünken)

Die Franzosen kamen in dem festen Glauben, dem Deutschen Volk im allgemeinen die Errungenschaften der Revolution bringen zu müssen“, erklärt Weiß. Die Franzosen jener Zeit hätten sich als Missionare begriffen. Mit Verwunderung haben sie jedoch feststellen müssen, dass das Volk ihr „Liberté, Egalité, Fraternité“ nicht habe akzeptieren wollen. Zu den bekanntesten Schlachten im hiesigen Raum zählt die „Schlacht bei Kircheib“ am 19. Juni 1796, bei der 24 000 Franzosen 14 000 Kaiserlich-Österreichischen gegenüber gestanden hatten. 2000 Tote waren die Folge dieses Kampfes. Der Eitorfer Heimatforscher Hans Deutsch hat über dieses Ereignis schon 2010 ein gleichnamiges Buch verfasst, dass in 2017 in der dritten Auflage erschienen ist.

Der Buchholzer Heimatforscher hat sich indes mehr mit der Schlacht am Käsberg ein dreiviertel Jahr zuvor befasst und dazu unzählige Abhandlungen aus den Archiven zusammen getragen. Darin geht es auch um die Kampfhandlungen an der Sieg zwischen Siegburg und Hennef, „auf dem Hennefer Feld“, wo die Truppen in Höhe der heutigen Siegbrücke bei Allner den Fluss überquerten. „Die Kaiserlichen haben am Käsberg geschanzt“, erzählt der Heimatforscher. Die Franzosen sind gegen diese Verschanzungen angegangen und eroberten diese am 16. September 1795. Sie erbeuteten drei Kanonen und eine Fahne, 15 Tote waren zu beklagen, wie den im Jahr 1915 verfassten „Kriegsbildern aus der Franzosenzeit, 1902 – 1800“ zu entnehmen ist.

Mit Pferden rückte die Kavallerie in die Schlacht. (Repro: Inga Sprünken)

Ein Gedenkstein erinnert an die Schlachten

Dieser französische Sieg bedeutete das Ende der Kampfhandlungen für Siegburg und Umgebung, da die Kaiserlichen in den Westerwald Richtung Weyerbusch-Altenkirchen zurückwichen“, erklärt Weiß und erzählt von den großen Leiden, die der Krieg und die durchs Land ziehenden plündernden französischen Gruppen für die Bevölkerung bedeuteten. „Die Bauern und Dorfbewohner waren die eigentlich Leidtragenden, die diesen Krieg mit ihrem Hab und Gut oder mit ihrem Leben bezahlen mussten“, so der heute 79-Jährige, der der Meinung ist, dass es für die Franzosen nicht so gut ausgegangen wäre, wenn sie bei der Durchquerung der hochgehenden Sieg durch den Gegner erwischt worden wären.

Aktiv beteiligt war der Heimatforscher indes an der Planung des „Gedenksteins für den Frieden“, der sich vor dem Ortseingang von Kircheib unweit der B 8 befindet. Er erinnert an die Schlachten bei Kircheib und Käsberg und wurde im Auftrag des Buchholzer Gemeinderates im Jahr 2009 am Rande des früheren Schlachtfeldes bei Kircheib errichtet und zeigt den Verlauf der Front. Damals zurück geblieben waren die Toten, mit denen die von den in der gesamten Region umherziehenden Truppen arg gebeutelte Bevölkerung fertig werden musste. Um die „Pestilenz“ zu verhindern, schichteten die Bauern sie im Wald auf und deckten sie mit Steinschichten ab. Noch heute ist im Volksmund von einem Bereich mit sieben Hügeln “Im Heidenfriedhof” die Rede.

Ein Gedenkstein erinnert an die Schlacht bei Kircheib. (Foto: Inga Sprünken)

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