Mutig muss der Erkunder einen Schacht hinab springen – die Türe zum Bunker steht dort offen. Am Strand der griechischen Insel Rhodos erinnern diese Bauwerke an die Zeiten drohender kriegerischer Auseinandersetzungen. Erstaunlich gut hat sich die weiße Farbe an den dicken Betonwänden erhalten. Man könnte denken, dass erst gestern die Soldaten ihre Stellung verlassen haben. Doch es ist nicht so. Sie stehen seit Jahren leer. Im Gegenteil zu den mächtigen Hochbunkern, in denen Menschen bei Angriffen Platz finden sollten, sind hier reine technische Anlagen zu sehen. Sie sollen nur die Soldaten schützen, wenn die Insel vom Meer aus angegriffen wird. Früher sorgten riesige Stadtmauern für den Schutz der Menschen auf der Insel. Heute sind sie technisch überholt.
Jährliche Kontrollen durchs Militär
Dass die Bunker allerdings nicht vollständig aufgegeben sind, erkennt der Betrachter daran, dass Türen noch gängig sind. Informationen über diese Bauwerke sind schwer zu bekommen. Das Militär hat kein Interesse daran, dass potenzielle Angreifer zu viele Hinweise erhalten. Jürgen Gräser berichtet auf seiner Internetseite, dass viele Bunker auf der Insel in den Jahren 1974/75 entstanden seien. Sie würden auch vor einem Angriff des Nato-Partners Türkei schützen können. Die Griechen würden, so sein Bericht, sich auch heute noch an die Besetzung des griechischen Reiches durch das türkische Osmanenreich im 14. Jahrhundert erinnern. Erst ab 1824 begann ihr Kampf um die Befreiung, der im wesentlichen fast 100 Jahre andauerte und 1974 im militärischen Konflikt um die Insel Zypern mündete, in deren Folge 200.000 Griechen vor den Türken und 45.000 Türken vor den Griechen in den jeweils anderen Teil der Insel flüchteten. Auch heute schwelt dieser Konflikt unter den NATO-Partnern weiter – nicht umsonst wird die griechisch-türkische Grenze auf Zypern auch heute noch von UN-Blauhelmtruppen bewacht. Und so stehen auf der griechischen Sonneninsel, nur rund 20 km vor der südsüdwestlichen türkischen Küste die Relikte dieser Auseinandersetzung – auf Rhodos.
Keine Spuren von Menschen
Bei Betreten des schmalen Ganges ist sehr gut die Funktionalität des Bunkers zu erkennen. Schnell führt der Weg zu den Scharten, in den Waffen Platz finden können. Spartanisch ist die Einrichtung, Luxus stört im Verteidigungsfall eher. Schnelle Wege zum Nachladen oder der Weitergabe von wichtigen Informationen sind wichtig. Die von uns besuchten Bunker befinden sich an der östlichen Küste zwischen den Ortschaften Archangelos und Lindos. Hier hatten die Deutschen Besatzer im Zweiten Weltkrieg einen Militärflugplatz angelegt. Gut zu erkennen sind noch die breiten Betonplatten am Kiesstrand, die vom Sand nur teilweise bedeckt sind. Keiner pflegt diese Pisten heute mehr. Flugzeuge landen an anderen Plätzen auf der Insel.