Es war ein warmer Sommernachmittag im Oktober 2021. Auf Rhodos herrschte endlich wieder geschäftliches Treiben. Rhodos heißt die Hauptstadt der gleichnamigen Insel. Der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle. Doch wegen des Lockdowns in der Coronazeit brach auch hier der Umsatz in Läden und Lokalen ein. Weniger Menschen waren in der Altstadt von Rhodos-Stadt mit seiner mittelalterlichen Ritterstraße und dem festungsartigen Großmeisterpalast unterwegs. Deswegen wurden auch Absperrungen nicht kontrolliert.

Wackeliges Brett für mutige Entdecker
Der Weg an der Stadtmauer entlang führt bis in den Hafen. Dort soll der sagenumwobene Koloss gestanden haben. Der Weg durch die historischen Gassen ist geprägt von Ruinen auf der linken Seite. Plötzlich steht der Zaun zu einer Baustelle vor der Stadtmauer offen. Ein wirklich wackeliges Brett zeigt, dass hier ein gefährlicher Weg in die Stadtmauer führt. Vorsichtig kann man einen Fuß darauf setzen. Das Brett hält, der Weg über den Graben ist frei.

Die Spannung wächst
Weitere Bretter sind in Sicht. Nur durch einen mutigen Sprung über den Graben sind sie zu erreichen. Die Spannung wächst. Rhodos ist die größte der griechischen Dodekanes-Inseln und für seine antiken Ruinen und Bauwerke aus der Zeit der Besatzung durch die Ritter des Johanniterordens während der Kreuzzüge bekannt. Vielleicht gibt es Unerwartetes zu sehen? Der Tritt auf zwei mit Leisten verbundenen Brettern scheint sicher. Man gelangt in einen kleinen Raum.

Wie eine kleine Höhle
Rhodos ist seit rund 7000 Jahren besiedelt. Die Stadtmauern sind jedoch deutlich jünger. Die Johanniter begannen um 1300 mit der Eroberung der Insel. Gewaltsamer Imperialismus unter dem Zeichen des Kreuzes; mit christlicher Nächstenliebe hatte dies wenig zu tun. Die Eindringlinge bauten Festungen und schützen diese durch hohe Mauern. Von außen wirken sie mächtig – Blicke ins Innenleben sind selten möglich. Eine Chance hat sich durch Zufall ergeben. Der Weg über das Brett führt in einen weiteren Raum.

Mehrere Etagen
Wie ein kleines Haus ist die Stadtmauer aufgebaut. Durch Baubretter werden weitere Räume im Inneren überbrückt, die früher vielleicht über Balkendecken begehbar waren. Der Blick geht wieder ins Freie, allerdings muss erneut ein wackeliger Steg überquert werden. Vorsichtigen Schrittes geht es über das Brett. Der Boden ist staubig, die Luft stickig.

Ein Wiese in der Mauer
Knarrend geht die Eisentüre auf und gibt die Sicht auf eine Wiese frei. Vögel schrecken auf, Eidechsen suchen schnell Deckung. Im Lauf der Jahrhunderte scheint sich hier soviel Erde angelagert zu haben, dass Rasen wurzeln bilden konnte. So entstand ein kleines Biotop zwischen alten Mauern. Tiere finden hier Schutz vor den Menschen, die im Sommer zu tausenden durch die Altstadt strömen – wenn nicht gerade Coronazeit ist.
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3 Antworten
Hey,
Warst du auch in den Gängen unter der Stadtmauer?
Hab 2 schöne Videos.
Hatte leider nix dabei
um weiter reinzugehen.
Grüsse Jens
Leider war ich da nicht.