Der geheimisvolle Stein in der Villa Hügel der Famile Krupp

Schlacke be der Villa Krupp.

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Versteckt zwischen Bäumen liegt er vergessen: ein kleiner Schlackenstein im Juli 2022. Er ist ein Symbol dafür, dass die Familie Krupp in Deutschland unermesslich reich werden konnte. Doch daran erinnern will sich wohl keiner mehr. Das Schicksal hat die Schlacke aber mitten hinter der Terrasse der prächtigen Villa positioniert. Ein Rest der Verhüttung bei der Stahlproduktion. So ist die Vergangenheit immer präsent. Die Villa Hügel steht heute zur Besichtigung offen. Doch wer sich erhofft, Einblicke in das Leben der Familie Krupp zu bekommen, wird enttäuscht. Leere Hallen und Zimmer zeigen wenig davon, was hier früher passierte.

Auffahrt zur Villa Hügel in Essen
Über eine lange Auffahrt geht der Weg zur Villa Hügel in Essen. (Foto: Lindemann)

Lange Auffahrt führt zur Villa Hügel der Familie Krupp

Alfred Krupp ließ die Villa nach seinen Vorstellungen in den Jahre 1870 bis 1873 bauen. Der Bau sollte zeigen, welche Stellung die Familie in der Gesellschaft hatte. Prächtig und mächtig sollte die Villa die Gäste beeindrucken. Und das ist auch gelungen. Beim Betreten des Hauses spürt man, dass man sich in eine völlig andere Welt begibt. In der großen Eingangshalle finden sich zahlreiche Ölgemälde von Mitgliedern der Familie. Es fehlt jedoch das Herz des Hauses. Eine Möblierung sucht das Auge vergebens. So ist der erste Eindruck leider nur von Räumlichkeit geprägt.

In der Villa Hügel in Essen
Ein langer Flur führt durch die Villa Hügel. (Foto: Lindemann)

Vom Leben der Familie Krupp ist in der Villa Hügel nichts zu sehen

Das Gebäude hat 269 Räume und 8100 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche. Da könnte viel gezeigt werden. Die Besucher werden jedoch nur durch fast leere Hallen geführt. Ein Blick ins Arbeitszimmer von Bertha Krupp wird erlaubt, das Betreten ist verboten. Die Mutter von acht Kindern kümmerte sich hier um die Belange der Firma. Ein Bild links an der Wand zeigt sie mit zwei ihrer Kinder. Vom eigentlichen Leben der Familie ist jedoch nichts zu sehen.

Hier spielet sich das Leben der Familie Krupp ab.
Leer ist der große Raum, in dem die Familie Krupp sich versammelte. (Foto: Lindemann)

Wohnzimmer in der Villa Hügel wirkt wie eine leere Bahnhofshalle

Wie eine leere Bahnhofshalle wirkt das Wohnzimmer der Familie Krupp. Hier wurde gegessen, die Kinder durften herumtoben. Gekocht wurde im Erdgeschoß, über einen Aufzug kamen die Speisen in die Kaltküche, die ein kleiner Nebenraum ist. Auch hier darf nur von der Türe aus ein verschämter Blick in den gekachelten Raum geworfen werden. Der Besucher hätte jedoch gerne noch die Schlafzimmer, die Kinderzimmer, die Badezimmer und vieles mehr gesehen. 648 Angestellte gab es zu Spitzenzeiten in der Villa Hügel. Wo haben sie gearbeitet? Wo waren ihre Räume?

Villa Hügel
Wenigstens ein Speisetisch findet sich in der Villa Hügel. (Foto: Lindemann)

Nur ein Tisch ohne Decke findet sich

Geradezu verloren wirkt ein Holztisch, auf dem ein Leuchter steht. Er ist nicht gedeckt. Das rundet das Bild ab. Dinge des täglichen Lebens werden vermisst. Wie sah das Besteck der Krupps aus? Von welchen Tellern wurde gegessen? Aus welchen Gläsern getrunken? Alle diese Dinge, die das Bild aus dem Leben eines Menschen darstellen, fehlen leider. So ist der Rundgang auch schnell vorbei. Auffällig sind die in blauen Tönen dominierenden Gobelins an den Wänden. Viel zu viele denkt sich so mancher Betrachter.

Als 14-Jähriger hatte Alfred Krupp (1812–1887) beim Tod seines Vaters Friedrich (1787–1826) erste Verantwortung in der Firma übernommen.
Alfred Krupp lebte von 1812 bis 1881. Ein Denkmal erinnert an ihn. (Foto: Lindemann)

Denkmal im Garten erinnert an Alfred Krupp

Als Firmengründer Friedrich Krupp (1787-1826) starb, war sein Sohn Alfred (1812–1887) erst 14 Jahre alt. Er baute die Firma mit Geschick zu einem erfolgreichen Industrieunternehmen aus. Arndt von Bohlen und Halbach (1938-1986) war der letzte Krupp, der in der Villa lebte. Er fühlte sich dort jedoch nicht mehr wohl und baute auf dem Areal der Villa Hügel in einer Ecke eine kleine Villa für sich. Diese ist leider nicht zu besuchen. Das zeigt, dass wohl nichts Persönliches der Familie Preis gegeben werden soll. Für den interessierten Besucher ist dies jedoch ein echtes Manko.

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