Gefährliche Reise ohne Wiederkehr

Distelfalter

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Er ist ein unscheinbarer Schmetterling, doch er leistet Beachtliches. “Distelfalter gibt es fast auf der ganzen Welt”, berichtet Dr. Marianne Espeland. Die Schmetterlinsgexpertin vom Museum Alexander Koenig in Bonn kennt viele Geschichten über dieses zarte Flügelwesen. “Auf ihren langen Reisen machen sie sogar Station auf Schiffen mitten im Atlantik, wenn sie sich ausruhen wollen.” Distelfalter bewältigen über drei oder noch mehr Generationen hinweg langen Strecken. Diese oft abenteuerlichen Reisen sind fest in ihrem Erbgut verankert. Es sind Touren ohne Wiederkehr an den Geburtsort.

Distelfalter
Distelfalter bevorzugen trockene Lebensräume. Dieses noch junge Exemplar ist wohl in Spanien geschlüpft. (Foto: Lindemann)

Im Winter in die Sahara

Das obige Bild aus dem Monat Mai stammt aus den Pyrenäen am Mittelmeer bei Ampuriabrava. Espeland nimmt an, dass der noch junge Falter in Spanien geschlüpft ist.  “Ältere Distelfalter tauchen schon im Februar und März im Süden Europas auf, wenn sie südlich der Sahara überwintert haben. Sie überqueren im Frühling die Wüste und legen ihre Eier in Süd- und Zentraleuropa”, so die anerkannte Expertin über das Reisefeber des Insektes. “Die zweite Generation fliegt dann Richtung Norden, bis Norwegen und Schweden und legt dort ihre Eier. Die dritte Generation fliegt dann von dort aus innerhalb etwa einer Woche nach Afrika wo sie dann wieder überwintert.” In England wurde mit Hilfe eines Radars festgestellt, berichtet Espeland, dass Falter im Herbst in einer Höhe von 500 Metern die Insel verlassen. Sie müssen auf dem Weg nach Afrika auch Berge überqueren und erreichen dann noch höherer Ebenen. “Wenn der Wind stark ist, können sie fast 50 Stundenkilometer Reisegeschwindigkeit erreichen”, so Espeland.

Distelfalter
In den Pyrinäen fühlt der Distelfalter sich wohl. (Foto: Lindemann)

Distel als Nahrungsquelle

Beim Distelfalter handelt es sich um eine Wanderfalterart mit einer Flügelspannweite bis zu sechs Zentimetern. Im Jahr 2019 waren sie in nahezu ganz Europa sehr häufig anzutreffen. “In diesem Jahr zeichnet sich ab, dass es weniger sein werden”, so Espeland über den weltweit am häufigsten verbreiteten Schmetterling. In Afrika, Asien, Nordamerika sowie in Australien sind diese Tiere auch heimisch. Dort legen sie ebenfalls über Generationen hinweg weite Strecken zurück, berichtet Espeland. In vielen Gegenden flögen die Falter nur ein, “pflanzen sich dort aber nicht fort.” In Europa sind sie insbesondere im Mittelmeerraum heimisch, sicher auch wegen des Klimas und der Vegetation. Wie schon ihr Name sagt, lieben sie ganz besonders Disteln.

Distelfalter
Distelfalter lieben trockene Flächen. (Foto: Lindemann)

Raupen mögen Brennnesseln

Eine der wichtigsten Futterpflanzen der Raupen des Distelfalters sind Brennnesseln. Dort sind mit geübtem Blick leicht zu finden. Aber auch Wegerich und Malvengewächse werden von ihnen geschätzt. “Insgesamt fressen die Raupen bis zu 300 Pflanzenarten”, so Espeland. “Sie sind damit nicht so wählerisch wie andere Arten, die sich nur auf eine Pflanze spezialisiert haben.”

https://www.birdguides.com/news/secrets-of-painted-lady-migration-unveiled/

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