Hilfloses Tier am Siegufer

Ältere und kranke Tiere werden abgegeben. (Foto: Inga Sprünken)

Derzeit herrscht an der Sieg und anderen Flüssen im Rhein-Sieg-Kreis Hochwasser. Pitschnass und zitternd steht ein großer schwarzer Hund am Ufer in Eitorf. Eine Frau entdeckt das entkräftete Tier und nimmt es mit nach Hause. Sie informiert das Ordnungsamt und das wiederum das zuständige Tierheim. Die Finderin erklärt sich bereit, das Tier bei sich zu behalten, bis der Besitzer gefunden wird. Tage vergehen, doch niemand meldet sich. Schließlich hat die Finderin den Mischlingsrüden, den sie Max getauft hat, ins Herz geschlossen. Sie möchte dem Tier ein neues Zuhause geben, wenn es weiterhin keiner als vermisst meldet.

Hunde am Ufer des Sieg-Hochwassers. (Foto: Inga Sprünken)

Nicht jede Geschichte endet so glücklich. Unzählige Fundtiere wurden allein zum Jahreswechsel 2022/23 in hiesigen Tierheimen abgegeben. Denn immer öfter trennen sich Menschen insbesondere von ihren alten und kranken Tieren, weil sie das Geld für Futter, Tierarzt und Medikamente nicht mehr aufbringen können. Um 20 bis 25 Prozent und mehr haben die Tierärzte ihre Gebühren erhöht. Tierheime wie das in Remagen, in dem sich 60 bis 70 Katzen und etwa 25 Hunden befinden, bestätigen diesen Trend. Sie haben aber noch mit ganz anderen Dingen zu kämpfen.

Tiere im Tierheim. (Foto: Inga Sprünken)

Tiere sind die Leidtragenden

Laut Claus-Peter Krah, dem Ersten Vorsitzenden des Tierschutzvereins Kreis Ahrweiler, sind die Energiekosten von bislang 18.000 Euro auf 60.000 Euro im Jahr gestiegen. Von den Kommunen erhalten die Tierschutzvereine eine Pauschale für die Aufnahme von Fundtieren. Diese soll die Kosten dafür decken. „Doch damit kommen wir nicht mehr hin“, sagt Krah und erzählt, dass der Preis für das Heu für die Kaninchen sich von vier auf acht Euro pro Kilo verdoppelt hat. Darum hofft er auf eine Erhöhung der Pauschale von zehn Prozent in diesem Jahr.

Viele Tiere landen in den Heimen. (Foto: Inga Sprünken)

Laut dem Deutschen Tierschutzbund arbeiten viele Tierheime am Limit. Auch der auf Nutztiere spezialisierte Tierschutzhof Huppenhardt des Vereins ETN (Europäischen Tier- und Naturschutz) in Much verzeichnete Ende 2022 mehrere Neuaufnahmen von Tieren in Not. Darunter war etwa der kleine, nun Baldur genannte Soay-Schafbock, der maximal zwei Jahre alt und extrem menschenscheu ist. Baldur landete als Fundtier zuerst in einem Tierheim im Oberbergischen Kreis, das aber für die Haltung von Nutztieren nicht eingerichtet ist. Auf Hof Huppenhardt wird er nun liebevoll aufgepäppelt und kann endlich zur Ruhe kommen.

Der kleine Schafbock Baldur. (Foto: privat)

Auch der kleine Hahn Enyo wurde als Fundtier vom Ordnungsamt im Rhein-Sieg-Kreis ins Tierheim nach Troisdorf gebracht. Dort war man auf einen solchen Gast nicht eingestellt. Also wechselte Enyo nach Hof Huppenhardt, wo er nun stolz im Chor mit seinen Artgenossen René, Manfred, Ferdinand und Rudi kräht. Die Hähne-Schar hat sich Tierschutzhof bereits seit längerer Zeit bestens eingelebt. Laut ETN sind solche Fundtiere nicht unbedingt besitzerlos oder wurden ausgesetzt. Sie können auch entlaufen, ausgerissen oder von männlichen Konkurrenten vertrieben worden sein.

Hähne unter sich. (Foto: Inga Sprünken)

Tiere melden

Wer ein Tier findet, ist verpflichtet, das Ordnungsamt seiner Gemeinde oder im Notfall, etwa wenn ein Tier, wie vielleicht der Mischlingsrüde Max in die Sieg gefallen ist, auch die Polizei oder die Feuerwehr zu informieren. Man kann auch das gefundene Tier gleich in ein Tierheim bringen, das in die Fundanzeige weiterleitet. Wichtig dabei sind Angaben zum Fundort, zur Uhrzeit des Auffindens und zur Art des Tieres. All dies geschieht auch in seinem Interesse, denn so kann es von seinem Besitzer wieder aufgefunden werden. Ein aufgefundenes Tier einfach mit nach Hause nehmen, ist dagegen ebenso strafbar, wie ein Tier auszusetzen. Wer aufgrund der extrem gestiegenen Kosten sein Haus- oder Nutztier nicht länger bei sich behalten kann, kann es im Tierheim abgeben. Denn hier ist man im Sinne des Tierschutzes allen Tieren verpflichtet, die Hilfe brauchen.

Auch Schweine leben auf dem Tierschutzhof. (Foto: Inga Sprünken)

Bei kranken oder verletzten Wildtieren gelten dagegen andere Regeln: Hier empfiehlt sich die umgehende Kontaktaufnahme mit der nächst gelegenen Wildtierauffangstation, die alle erforderlichen Maßnahmen in die Wege leiten wird. In Eitorf etwa findet sich die Wildvogelhilfe Rheinland in der Uckerather Str. 10. Weitere Infos zu Auffangstationen gibt es im Internet.

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