Kommunist starb nach Folter im Haus der Nazis

Der Keller des Folterhauses

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Neue exclusive Bilder vom SA-Folterhaus der Nazis, ein Mensch starb sogar nach den Misshandlungen. Das ist klar bewiesen.  Leser unseres exklusiven Berichtes teilen neue Fakten mit. Riesengroß war das Interesse an unserem Bericht über den ehemaligen SA-Folterkeller der Nazis. Vor allem politisch anders Denkende wurden dort von der SA der Nazis gleich zu Beginn ihrer Machtergreifung gequält. Hier die Kommentare der Leser.

Folterhaus der Nazis in Köln
Komplett verwahrlost ist das Haus im Inneren. (Foto: Lindemann)

KPD-Anhänger aus dem Umland

Nach meiner Kenntnis wurden dort überwiegend politische Häftlinge untergebracht. Das Schutzhaftlager Hochkreuz war der SA-Brigade 71 in Porz-Gremberghoven unterstellt und wurde 1933 eröffnet. Polizei und Justiz wussten von dieser Einrichtung, da sie mit der SA zusammenarbeiteten. Der größte Teil der Häftlinge waren KPD-Anhänger aus dem Umland die ins Lager Hochkreuz verbracht worden waren. Nach Aussagen wurden dort von 32 Häftlige, 16 Insassen misshandelt, gefoltert. Ein Insasse erlag sogar seinen Verletzungen, diese wurden ihm überwiegend im Nierenbereich zugefügt. Einige politische Gefangene wurden im August 1933 ins Kölner Gefängnis Klingelpütz überstellt und der Rest wurde entlassen und sie sollten über die Vorfälle im Schutzhaftlager Stillschweigen bewahren. Drei Häftlinge wurden mit durch Folter erpressten Geständnissen, die zu Waffenverstecken führten, mit Hochverrat angeklagt.

.Ein gelber Judenstern an der Wand.

Zufall oder ein Hinweis: Solche gelben Sterne mussten Juden während der NS-Diktatur in Deutschland gut sichtbar tragen. (Foto: Lindemann)Dann gab es noch das Kriegsgefangenenlager Rheinische Eisenwerke Gebr. Faber auf der Siegburgerstr (Porz) Besonderes: 1948 wurden gegen den Ingenieur Engelbert W., den Schmelzmeister Ludwig K. und den Maschinenformer Nikolaus M. Ermittlungen wegen der Mißhandlung von Kriegsgefangenen in der Firma Faber aufgenommen. Laut Aussage von W. seien kurz nach Kriegsbeginn französische, seit Ende 1941 russische Kriegsgefangene eingesetzt worden, zunächst 70, später 120 Personen, die in einem Lager auf dem Firmengelände wohnten. Die “rauhe” Behandlung der Arbeiter sei in einem Gießereibetrieb völlig normal gewesen, Mißhandlungen habe es keine gegeben. Im August 1948 wurde das Verfahren eingestellt. Außerdem wurde gegen den ehem. Unteroffizier eines Landesschützenbataillons Karl Wilhelm K. ermittelt, der bis August 1944 Lagerleiter (“Kommandoführer”) im Lager Faber war und im Juli 1944 einen Russen auf der Flucht erschoß. Auch dieses Verfahren wurde im August 1949 eingestellt.

Türen sind herausgerissen
Die Türen im Inneren sind aus dem Folterhaus herausgerissen. (Foto: Lindemann)

Stadt Köln hat nichts getan

Vielen Dank für die Fotos. Wenn ich dort an der Ampel stehe, habe ich mich schon oft gefragt, wie es wohl innen aussieht.
Vermutlich kennen die meisten Porzer gar nicht den historischen Hintergrund.
Die Stadt Köln hat als Eigentümerin nichts getan gegen den Verfall.
Der Ausbau der Kreuzung ist längst überfällig. Auch weil sie der Ort im Stadtbezirk mit den meisten Unfällen ist. Die Verkehrssituation muss sicherer und flüssiger werden.
Trotzdem sollte eine würdige Art der Erinnerung geschaffen werden. In Form eines Mahnmals oder ähnlichem.

Das Haus ist von außen verrammelt.
Das Haus ist von außen verrammelt. (Foto: Lindemann)

Gedenktafel ist wichtig

Ich wusste das gar nicht. Bin aber auch kein eingeborener Porzer. Man sollte auf jeden Fall einen Gedenkstein oder ähnliches dort hinstellen. Das Haus muss ja wegen der Strassenverbreiterung weg.

Na ja, schön ist auch anders, Gedenktafel würde reichen. Im übrigen ist der ganze Kreuzungsbereich einschließlich diesem Restaurant und der häßlichen Autohalle gegenüber nicht unbedingt ein Aushängeschild. Das Gelände des dahinter liegenden Ex-Wohnmobil-Händlers ist auch sehr gruselig. Hier könnte man im Gesamten auch was Schöneres hinstellen…

Das Haus ist komplett verwahrlost.
Kabel hängen von der Decke. (Foto: Lindemann)

Völlig isolierter Komplex

Das Schutzhaftlager Hochkreuz wurde am 09. Juli 1933 durch den Bürgermeister von Porz Oedekoven zusammen mit der SA als Nachfolger des Lagers Stellawerk Bergisch Gladbach in der stillgelegten Sprengstofffabrik Hochkreuz bei Porz eingerichtet. Es war ein völlig isolierter Komplex unter Bewachung der SA und daher keine Einrichtung der Justiz oder der Polizei. Lagerkommandant war nach Auflösung des Lagers Stellawerk der Sturmbannführer Schreiber. Die Wachen wurden täglich alternierend von den SA-Stürmen Porz und Bergisch Gladbach gestellt. Da die Wachen 24 Stunden dauerten, wurden hierzu im Besonderen die arbeitslosen Mitglieder der SA eingeteilt. Die SA unterstützte aber auch die örtliche Polizei bei Verhaftungen. Die Vernehmungen führte der SA Sturmbannführer Schreiber durch. Auch die SA-Obertruppführer Bauch und Vierkötter wurden vom Lager Stellawerk ins Lager Hochkreuz verlegt und terrorisierten dort zusammen mit dem SA-Mann Georg Broich weiter die Häftlinge.

Bretter liegen herum
Bretter sind von der Wand gerissen und besprüht. (Foto: Lindemann)

Im Lager Hochkreuz wurden durchschnittlich 40 bis 50 Häftlinge inhaftiert. In der Woche vom 14./15. Juli 1933 wurde in Porz in Zusammenarbeit von Bürgermeister Oedekoven, Polizei, SA, Rheinisch-Bergischen Kreis (Landrat) und NSDAP-Führung eine Aktion gegen vermeintliche Kommunisten durchgeführt. Ohne Haft- bzw. Durchsuchungsbeschlüsse wurden entsprechend einer Liste mit 65 Namen Hausdurchsuchungen und Verhaftungen vorgenommen. 32 Personen wurden verhaftet und im Lager Hochkreuz inhaftiert. Dort wurden 16 von ihnen schwer misshandelt. Die Berichte im Bestand Best. 121 des Kreisarchivs schildern Schläge mit Stöcken und Gummiknüppeln, minutenlanges Eintauchen in Eiswasser und Aufhängen an der Decke.

Blick auf das Gelände in Porz
Baucontainer zeigen, dass hier Abrissarbeiten stattfinden. (Foto: Lindemann)

In Hochkreuz war ein spezieller Raum mit der Beschilderung „F.K.“ für Folterkammer eingerichtet. Ende August werden weitere 23 Personen aus Köln und Umgebung sowie 10 vermeintliche KPD-Anhänger (8 aus Lindlar) ins Lager Hochkreuz verbracht. Im August werden einige in das Kölner Gefängnis Klingelpütz überstellt. In der Nacht vom 20. auf den 21. November 1933 folgten weitere nicht legale Durchsuchungen und Verhaftungen, wobei 24 Personen aus Lindlar verhaftet und ins Lager Hochkreuz gebracht werden.

Blick ins Dachgeschoss.
Auch die erste Etage des Hauses ist baufällig. Lebensgefahr beim Betreten. (Foto: Lindemann)

In Porz war sehr schnell bekannt, was sich am Hochkreuz abspielte, obwohl die Fabrik etwas abseits lag. Es konnte auch nicht geheim bleiben, dass der nierenkranke Matthias Neu aus Eil, den man bewusst in die Nierengegend geschlagen hatte, am 30. Januar 1934 an seinen inneren Verletzungen verstarb. Nach 14 Tagen wurden fast alle Inhaftierten entlassen; so konnten viele Bewohner von Porz sehen, was man ihnen angetan hatte. Die Entlassenen hatten sich zu Stillschweigen über die Vorfälle während ihrer Gefangenschaft verpflichten müssen. Unter Folter wurden drei Geständnisse über versteckte Waffen erpresst, die zu Anklagen wegen Hochverrats führten.

Quelle: Gebhard Aders, Das Schutzhaftlager der SA am Hochkreuz in Porz-Gremberghoven, Rechtsrheinisches Köln 1982

Bald wird das Haus abgerissen.
Baufällig ist das weiße Gebäude an der Frankfurter Straße in Köln-Porz. Foto: Lindemann)

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