Der Blick unter den Berg

Schlackeberg im Eitorfer Wald. (Foto: Sprünken)

Ein geschultes Auge erkennt, dass ein Berg manchmal nicht nur ein Berg ist. So geschehen im Jahr 1978 mitten im Wald südöstlich von Eitorf im Quellgebiet des Mühlenbachs. Hermann Ersfeld wurde dort auf zwei Bodenerhebungen aufmerksam. Der Hobby-Archäologe aus Eitorf war einer von vielen, die sich für das Amt für Bodendenkmalpflege beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) in Bonn ehrenamtlich auf die Suche nach kulturhistorischen Schätzen begeben. Er fand auf den beiden Erhebungen schwere schwarze Steine, die Fließstrukturen aufwiesen – und identifizierte den Berg als Schlackenhalde. Er war auf einen mittelalterlichen Verhüttungsplatz gestoßen. Solche finden sich üblicherweise in der Nähe von Eisenerzlagerstätten in nord-westliche Hanglagen, wo der Wind für die beim Schmelzprozess notwendige Sauerstoffzufuhr sorgte. Der Heimatforscher meldete den Fund dem damaligen Leiter der Außenstelle Overath des LVR-Amtes, der ihn überprüfte und in eine Karte eintrug. Seither schlummerte diese – wie viele andere – in den Archiven des Landschaftsverbandes.

Berg wird in Denkmalliste eingetragen

Dass sie nun, knapp 40 Jahre später, als Bodendenkmal eingetragen wurde, ist Wolfgang Wegener zu verdanken. Der Archäologe ist beim Landschaftsverband unter anderem für die Ausweisung historischer Funde als Bodendenkmal zuständig. „Seit der Reform des Denkmalschutzgesetzes im Jahr 1980 müssen die Denkmallisten stetig fortgeschrieben werden. Ich habe aus Zufall nochmal alte Fundstellen angeschaut, wo große Schlackenhaufen und Meilerplätze zu finden sind“, begründet der LVR-Mitarbeiter, warum er sich im Herbst 2016 aufmachte, um diesen Platz zu dokumentieren. Denn nicht jeder Ort, an dem sich die Zeitzeugen alter Bergbautätigkeit finden, wird unter Schutz gestellt. „Das ist eine Frage der Masse, der Möglichkeiten und des Erhaltungszustandes“, so Wegener. Laut seiner Aussage gibt es Hunderte dieser Stellen überall in den Waldgebieten von Eitorf, Windeck, Reichshof-Eckenhagen und an der westfälischen Landesgrenze, wo im Mittelalter Eisenerz gewonnen wurde. Nur 30 bis 40 von ihnen sind bisher in die Denkmalliste eingetragen worden.

So sehen die Schlackesteine aus. (Foto: Sprünken)

Die Berge sollen nicht zerstört werden

Bei der Eintragung geht es darum, dass die Plätze bei der Waldbewirtschaftung nicht zerstört werden“, erklärt Wegener. Denn das Denkmalschutzgesetz besagt, dass die Eigentümer solcher Waldstücke verpflichtet sind, am Erhalt und Schutz des Bodendenkmals mitzuwirken. Noch in den 70er Jahren seien die alten Schlackenhalden aus wirtschaftlichen Gründen abgefahren worden, weil sie noch sehr viel Eisen enthielten, sagt Wegener. „Dabei wurden 30 bis 40 Prozent zerstört“, berichtet Wegener. Schon im vorchristlichen Jahrhundert sei in der Region Eisenerz gewonnen worden. Die überwiegend in den 70er Jahren von Heimatforschern gefundenen Reste der Verhüttung stammten aus dem 11. bis 13. Jahrhundert.

Der Schlacke-Berg

Die Eisenerze wurden in Rennöfen geschmolzen. „Das waren einfache Trichter-Öfen, in denen Erz und Holz im Verhältnis 1:7 geschichtet, von unten angezündet und in mehreren Stunden geschmolzen wurde“, erklärt der Archäologe. In den mittelalterlichen Rennöfen, die ihren Namen der „herausrinnenden“ Schlacke verdanken, wurden allerdings „nur“ etwa 1200 Grad Celsius erreicht, so dass das Eisen nicht vollständig ausschmolz. Aus diesem Grund musste die sogenannte „Eisenluppe“ zur Weiterverarbeitung etwa zu Ackergeräten noch einmal im Schmiedefeuer ausgeschmiedet werden. Vor der Verhüttung stand aber zunächst einmal die Gewinnung von Holzkohle, so dass die Verhüttungsplätze stets mitten im Wald waren und immer auch Holzkohle-Meiler enthielten. Zudem siedelten die Menschen auch dort, wo sie arbeiteten, so dass sich unter Umständen auch davon noch Reste finden lassen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Schlackeberg_Eitorf

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