Ungewöhnlich ist die Formation der Wolsberge in Siegburg und ungewöhnlich der Stein, aus dem sie sind. In seiner Abhandlung aus dem Jahr 1834 berichtet ein Herr von der Marck, dass er während seines Aufenthalts in Siegburg in den Steinbrüchen der Wolsberge „Exemplare von versteinertem Holze“ gefunden habe.
Tatsächlich bestehen die beiden Wolsberge, der 120 Meter hohe Riemberg und der nordwestlich gelegene 110 Meter hohe Wolsberg, ebenso wie der Michaelsberg aus basaltischem Tuff, entstanden im Tertiär. Es handelt sich um die Überreste von Vulkanschloten, die etwa beim Bau der Abtei Michaelsberg, der Siegburger Stadtmauer, der Servatiuskirche und des Zeughauses verwendet wurden. Seit 1906 ist der Steinbruch an den Wolsbergen jedoch verboten.
Die Wolsberge sind geheimnisumwoben
Wie die Berge ist auch die Ebene des davor liegenden Siegtales geheimnisumwoben. Hier sollen des Nachts Spukwesen umhergehen. Vor allem aber der Wolsberg, früher nach dem hier vorbeifließenden Wolfsbach auch Wolfsberg genannt, birgt dunkle Geheimnisse. In seinem Inneren sollen sich große Felsenhöhlen und eine unterirdische Burg befinden. Auch Zwerge sollen hier einst gehaust haben.
Der Eingang zu der unterirdischen Burg ist in gewissen Nächten und zu gewissen Stunden geöffnet. So kam es, dass sich eines Tages ein Jäger hierein verirrte und auf einen dort hausenden König traf. Dieser erhob sich und fragte den Jäger, ob die Elster noch um den Felsen fliege. Nach der Ursage sei der schwarz-weiße Vogel ein Zeichen für den Wechsel der guten und der bösen Tage. Wenn der Vogel nicht mehr fliege, habe das Böse die Überhand gewonnen. Und das sei die Zeit, in er aus dem Felse trete und sein Heereshorn blase, um eine ruhmreiche neue Zeit zu begründen.
Der Schmied in den Wolsbergen
Dass diese Zeit kommen wird, belegt die Erzählung von einem Schmied. Der war auf dem Weg vom Rittergut Zur Mühle nach Siegburg. Das Mühlenanwesen aus dem Jahr 1312 ist heute als „Haus zur Mühlen“ bekannt. In Höhe der beiden Wolsberge überfiel ihn die Müdigkeit nach einem langen arbeitsreichen Tag. Er legte sich ins Gras und schlief ein. Als er erwachte, war es dunkel. Die Siegburger Abtei verkündete mit ihrem Glockenschlag die zwölfte Stunde. Da gewahrte er vor sich einen Ritter mit einem eisgrauen Bart.
Dieser forderte ihn auf, mitzukommen. Er folgte dem Ritter zum Wolsberg, in welchem er ein Eisentor erblickte, an dem zwei riesige Wächter standen. Einer nahm einen Schlüssel zur Hand und drehte ihn dreimal im Schloss um. Das Tor sprang krachend auf und der Ritter führte den Schmied durch einen langen finsteren Gang zu einem weiteren bewachten Tor. Auch hier wurden sie durchgelassen und gelangten in eine weite Rotunde, von deren Decke eine Ampel hing, die Tausende von Edelsteinen in den Felsspalten erblinken ließ.
Der Herrscher der Wolsberge
In der Mitte saß ein schlafender Herrscher auf einem goldenen Thron, um ihn herum lagen seine Getreuen ebenfalls im Schlafe. In einer weiteren Halle, in die der Ritter den Schmied führte, standen Hunderte von Rossen an vollen Krippen. „Hier findest du Arbeit bis zum Morgen. Diese Pferde müssen mit neuen Hufeisen versehen werden“, sagte der Ritter. Der Schmied wusste, dass dies die Arbeit von Wochen bedeuten würde, doch sein Begleiter mahnte ihn, sofort ans Werk zu gehen.
Ein Schmiedefeuer flackerte bereits in einer Ecke. Werkzeug und Eisen lagen bereit und der Schmied begann seine Arbeit. Das Schmieden ging ihm so schnell von der Hand wie nie, sodass in jedem Augenblicke ein fertiges Hufeisen zur Erde klimmperte. Bald schon hatte er sie alle fertig. Nun mussten die alten Hufeisen abgerissen und durch die neuen ersetzt werden. Hierbei stand ihm der Ritter hilfreich zur Seite und noch ehe der Morgen graute, war die Arbeit vollendet.
Die Legende vom Schmied
Der Ritter lobte den Schmied und gab ihm als Lohn die Nägel, mit denen die alten Hufeisen befestigt gewesen waren. Der Schmied wunderte sich über diese karge Entlohnung, aber er war bescheiden und gab sich zufrieden. Der Ritter geleitete ihn wieder aus dem Berg. Es war früher Morgen und der Schmied legte sich wieder ins Gras in der Siegaue, um erschöpft in einen tiefen Schlaf zu sinken. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als er erwachte.
Er schaute hinüber zum Wolsberg, aber konnte kein eisernes Tor mehr entdecken. Da dachte der Schmied, das alles nur ein Traum gewesen sei. Er stand auf und fasste in seine Tasche. Doch in dieser befand sich das Säckchen mit den Hufnägeln. Als er sie näher betrachtete, bemerkte er, dass sie aus purem Gold waren. So war der Schmied über Nacht zum reichen Manne geworden.
Die Zwerge in den Wolsbergen
Die Zwerge, die in den Wolsbergen lebten, waren indes schon im Jahre 1800 ausgezogen. In großen Mengen hatten sie sich auf an den Rhein bei Beuel gemacht. Ihr Anführer war ein großer berittener Mann. Er bewog den Fährmann gegen einen guten Lohn die Überfahrt zu übernehmen. Während der Fahrt wunderte sich der Fährmann, dass von dem großen Manne das Boot so tief einsank, denn außer ihm war niemand zu sehen.
Als der Ferge danach fragte, ließ der Mann ihn über seine Schulter schauen. Nun gewahrte er das unzählige Heer der kleinen Leute, die bis dahin unsichtbar gewesen waren. Wohin genau die Zwerge weiterzogen, bleibt ein Geheimnis. Es wird vermutet, dass sie sich das Siebengebirge ausgesucht haben. In den alten Ofenkaulen ist jede Menge Platz für das Zwergenvolk, dem es in den Wolsbergen zu eng geworden war.
Ein blaues Schimmern
Und so nehmen manchmal Spaziergänger ein blaues Schimmern auf den Wegen wahr. Das ist die Zeit, in der die Zwerge, die den Menschen um einiges voraus sind, aus der Erde Wasserstoff herstellen. Die blaue Farbe entsteht durch die Dampfreformierung, denn normalerweise ist Wasserstoff durchsichtig.
Und eines Tages, wenn die Menschen ihre Gier nicht zügeln können und beginnen, nach der Erde, auch noch den Mond auszubeuten, wird es ein böses Ende nehmen. Dann tun sich alle Energien im Universum zusammen und vernichten die Menschheit. Und dann ist die Zeit der Zwerge gekommen.
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