Possierlich oder Tod bringend?

Foto: DJV, Rolfes

Ihr Name geht auf ihre Eigenart zurück. Denn sie nehmen die Nahrung in die Hände und machen eine typische Waschbewegung. Auch suchen sie gerne an Bachläufen nach Nahrung. Sie sind possierlich anzuschauen, doch ihr Aussehen täuscht darüber hinweg, dass mit diesen kleinen Raubtieren nicht unbedingt immer gut Kirschen essen ist. Die Rede ist von Waschbären. Der kluge und anpassungsfähige Neubürger ist auch im Rhein-Sieg-Kreis Zuhause. 15 Waschbären werden laut der Pressestelle des Rhein-Sieg-Kreises (RSK) jährlich hier erlegt.

Waschbär im Wald bei Kircheib. (Foto: Inga Sprünken)

Die putzigen Kleinbären sind in Deutschland weiter auf dem Vormarsch, insbesondere in Hessen. Nach Angaben des dortigen Regierungspräsidiums wurden in der Saison 2015/2016 knapp 28 000 Waschbären getötet, mehr als die Hälfte davon im Raum Kassel, wo sie gejagt werden. Aber auch im Rhein-Sieg-Kreis legen Jäger auf die Tiere an. „Jagdlich gesehen sind das Räuber. Die gehen an die Vogelbrut ran“, sagt ein Jäger aus Much. Im östlichen Rhein-Sieg-Kreis und der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz halten sich die Waschbären auf. Vor wenigen Tagen hat eine Wildkamera einen Waschbär in Kircheib direkt hinter der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen festgehalten.

Waschbären gehören zu den Kleinbären

Die aus Nordamerika stammenden Waschbären gehören mit ihrer Körperlänge zwischen 41 und 71 Zentimetern und einem Gewicht zwischen 3,6 und neun Kilogramm zu der Familie der Kleinbären. Typisch sind die schwarze Gesichtsmaske und das gute Wahrnehmungsvermögen der Vorderpfoten der sehr intelligenten Tiere. Sie verfügen über ein gutes Gedächtnis und können sich nach drei Jahren noch an die Lösung früher gestellter Aufgaben erinnern.

Zu 40 Prozent ernähren sich die Allesfresser von pflanzlicher Kost – sie lieben Mais – zu 33 Prozent von Weich- und zu 27 Prozent von Wirbeltieren. In der Dämmerung kommen die Waschbären aus ihren Baumhöhlen, alten Fuchsbauten oder auch aus Schuppen und Scheunen hervor. Sie jagen an Flussläufen nach Fischen, Krebsen und Echsen, verschmähen aber auch menschliche Nahrung nicht. Als Kulturfolger leben sie daher auch in Parks unweit menschlicher Siedlungen, wo sie nach Essensresten im Müll und auf dem Kompost Ausschau halten.

Waschbären können Staupe übertragen

Waschbär auf Erkundungstour im Wald. (Foto: Inga Sprünken)

Der BUND hat sich sich dafür ausgesprochen, den Neozoen (nicht heimische Art) von der Liste der jagdbaren Arten zu nehmen. Laut Schätzungen des NABU gibt es etwa eine halbe Million Waschbären in Deutschland. Sie entstammen den 1934 am Edersee ausgesiedelten Tieren und einigen Ausbrechern von Pelztierfarmen. Da sie zu zu den in Europa ursprünglich nicht heimischen Arten gehören, hat die Europäische Union die Tiere auf die Liste der sogenannten „invasiven gebietsfremden Arten“ gesetzt. Die Waschbären sollen damit in Europa ausgerottet werden. Das bedeutet, dass sie nicht gehalten, gezüchtet, importiert und verkauft werden dürfen. Das geht paradoxerweise soweit, dass auch der Kölner Zoo keine Waschbären mehr halten darf.

Die Freilebenden im Rhein-Sieg-Kreis stört das wenig. Allerdings geht von ihnen noch eine ganz andere Gefahr aus. Im Kreis Soest tauchen seit Jahresbeginn vermehrt Waschbären auf, die mit dem Staupevirus infiziert sind. Hundebesitzer sollten ihre Hunde in solchen Gebieten gegen Staupe impfen lassen. Denn während die Seuche für Menschen ungefährlich ist, endet sie für Tiere oft tödlich. Der Kontakt mit dem Virus erfolgt über das Schnüffeln im Gras, in dem sich Urin, Kot oder Speichel infizierter Tiere befinden können. Besonders gefährdet sind Welpen und alte Hunde.

Hier der Link zum Waschbär-Video: https://youtu.be/06O4zJyk19E

Lesen Sie auch: https://rheinland-reporter.de/tote-familienmitglieder-im-wald/

Facebook
Twitter
LinkedIn
Pinterest
Email

2 Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert