Jeder Dino war einzigartig

Dinosaurier

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Die Menschen unterscheiden sich in ihren typischen Merkmalen. So ist jeder ein einmaliges Individuum. Bei den Dinosauriern war dies nicht anders. Wie jetzt eine Studie von Wissenschaftlern der Universität Bonn und des Sauriermuseums Frick in der Schweiz zutage fördert, war die Variabiltät des Plateosaurus trossingensis deutlich größer als bislang angenommen. Die Paläontologen untersuchten insgesamt 14 vollständige Schädel dieser Spezies, acht davon beschrieben sie erstmals. Die Ergebnisse sind nun im Fachjournal “Acta Palaeontologica Polonica” veröffentlicht. So die Uni Bonn in einer Pressemitteilung.

Dinosaurier
Das komplette Fossil eines Plateosaurus trossingensis, eine Leihgabe des Sauriermuseums Frick, das im Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn ausgestellt wird. Foto: Volker Lannert/Uni Bonn

Vor über 200 Millionen Jahren

Plateosaurus lebte während der Obertrias – etwa vor 217 bis 201 Millionen Jahren. “Mit weit über 100 teils vollständig erhaltenen Skeletten ist er einer der am besten bekannten Dinosaurier”, sagt Dr. Jens Lallensack, der an der Universität Bonn die Dinosaurierbiologie erforschte und seit einigen Monaten an der Liverpool John Moores University (Großbritannien) arbeitet. Der Pflanzenfresser verfügte über einen kleinen Schädel, einen langen Hals und Schwanz, kräftige Hinterbeine und starke Greifhände. Die Spannweite ist groß: Ausgewachsene Exemplare reichten von wenigen bis zu zehn Metern Länge, das Gewicht lag zwischen rund einer halben und vier Tonnen.

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Foto eines Schädels
von Plateosaurus trossingensis (oben) und eine Rekonstruktion des Schädels mit den verschiedenen Knochen farbig hervorgehoben. (Foto: Jens Lallensack)

Der erste in Deutschland gefundene Dinosaurier

Die ersten Knochen von Plateosaurus wurden bereits 1834 bei Nürnberg gefunden; damit war es der erste in Deutschland gefundene Dinosaurier, und einer der ersten überhaupt. Zwischen 1911 und 1938 brachten Grabungen dutzende Skelette aus Dinosaurier-“Fiedhöfen” in Halberstadt (Sachsen-Anhalt) und Trossingen (Baden-Württemberg) zu Tage. Ein dritter solcher Friedhof wurde in den 1960er Jahren in Frick (Schweiz) entdeckt. “Er ist der einzige, in dem noch immer jährlich gegraben wird”, sagt Lallensack. Das zum ersten Mal genau beschriebene Material aus Frick umfasst acht vollständige und sieben fragmentarische Schädel, die der Schweizer Paläontologe und Saurierforscher Dr. Ben Pabst mit einem Team ausgegraben hat, so die Pressemitteilung.

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Foto (oben) und 3D-Modell (unten, Draufsicht) eines durch die Auflast bei der Fossilisation deformierten Schädels eines Plateosaurus trossingensis. (Foto: Jens Lallensack)

Dinosaurier sind der Nachwelt vor allem durch Knochen überliefert. Paläontologen stützen sich auf anatomische Details, um verschiedene Arten unterscheiden zu können. “Eine fortwährende Schwierigkeit dabei ist, dass derartige anatomische Unterschiede auch innerhalb einer Art auftreten können – als natürliche Variation zwischen Individuen”, berichtet Lallensack. Forscher der Universität Bonn und des Sauriermuseums Frick (Schweiz) konnten nun zeigen, dass die Anatomie von Plateosaurus deutlich variabler war als bislang angenommen – und die Gültigkeit mancher Art einer erneuten Überprüfung bedarf. Möglich wurden diese Erkenntnisse durch Analysen von 14 vollständigen und weiteren unvollständigen Schädeln von Plateosaurus. “Eine derart große Anzahl eines frühen Dinosauriers ist einzigartig”, sagt der Paläontologe Prof. Dr. Martin Sander von der Universität Bonn.

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Das komplette Fossil eines Plateosaurus trossingensis, eine Leihgabe des Sauriermuseums Frick, das im Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig (ZFMK) in Bonn ausgestellt wird. (Foto: Volker Lannert/Uni Bonn)

Sorgfältig dokumentiert

Die Forscher haben die Variationen in den Schädeln unterschiedlichen Alters nun sorgfältig dokumentiert. Ein beträchtlicher Anteil der Unterschiede lässt sich auf Knochenverformungen während der Fossilisation tief unter der Erdoberfläche zurückführen. Davon sind die individuellen Variationen abzugrenzen: Am auffälligsten erschien den Forschern der hintere Ast des Jochbeins, der teils gegabelt ist und teils nicht. Eine stark skulpturierte Knochenspange über dem Auge war ebenfalls nur bei einigen Schädeln vorhanden. Auch die relative Größe der Nasenöffnung ist unterschiedlich.

Das Bild von Volker Lannert am Textanfang zeigt das Fossil eines Plateosaurus trossingensis, eine Leihgabe des Sauriermuseums Frick, das im Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig (ZFMK) in Bonn ausgestellt wird. Links Dr. Katja Waskow vom ZFMK und rechts Prof. Dr. Martin Sander von der Universität Bonn.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) förderte die Studie. Für die Ausgrabung und Präparierung erhielt das Projekt finanzielle Unterstützung durch die Gemeinde Frick und den Kanton Aargau (Swisslos-Fonds) der Schweiz.

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