Die Hornissenlarvenleiche – oder 5 Gründe, warum man Hornissen schützen sollte

Hornissen lieben Fallobst. (Foto: Inga  Sprünken)

Sie wirken angsteinflößend und machen jede Menge Krach: Hornissen. Allein schon wegen ihrer Größe haben viele Respekt, wenn nicht sogar Angst vor ihnen. Und das insbesondere, wenn sie ihre Nester in der Nähe menschlicher Behausungen bauen – so geschehen in einem kleinen Mucher Dorf. Dort haben die prächtigen Hautflügler ihr Nest unmittelbar an einer Gaube am Schlafzimmer errichtet. Doch die Besitzerin des Hauses gibt sich relaxt. „Die tun doch nichts. Nur manchmal verirrt sich eine in mein Schlafzimmer und die trage ich dann wieder heraus“, sagt sie und freut sich, dass sie seither keine Wespen mehr auf ihrer darunter liegenden Terrasse hat. Denn Hornissen sind deren größte Feinde – dafür aber viel friedlicher als Wespen. Und sie interessieren sich im Unterschied zu Wespen auch nicht für menschliche Speisen.

Hornisse auf einem Apfel. (Foto: Inga Sprünken)

Hornissen schlafen nie

Doch sie haben eine Macke. Hornissen schlafen nie. Laut NABU kehrt lediglich in den frühen Morgenstunden für ein bis zwei Minuten Ruhe im Nest ein. Ansonsten sind sie permanent auf der Jagd nach Futter für ihre Brut. Und so haben sie nichts Besseres zu tun, als abendliche Gäste auf der Terrasse zu erschrecken. Denn sobald irgendwo ein Licht angezündet wird – und sei es nur das einer Kerze – lehren sie die Menschen mit ihrem tiefen bedrohlichen Brummen das Fürchten. Das liegt nicht daran, dass sie jemanden angreifen wollen, sondern daran, dass sie sich im Dunkeln bei ihrer Jagd nach Insekten am Mondlicht orientieren. Künstliches Licht erscheint ihnen als solches und so fliegen sie herbei.

Teile des Nestes schauen aus der Verschalung hervor. (Foto: Inga Sprünken)

Laut NABU erreicht das Hornissenvolk zwischen Mitte August und Mitte September seinen Entwicklungshöhepunkt. Es kann dann bis zu 700 Tiere zählen. Die Königin legt zum Ende ganz gezielt Eier, aus denen nur noch Drohnen und die Jungköniginnen schlüpfen. Denn Letztere sichern den Bestand für die nächste Generation im Folgejahr. Anfang Mai erwacht eine im Herbst des Vorjahres geborene und begattete Jungkönigin aus ihrem Winterschlaf, den sie im Holz eines morschen Baumes oder im Erdreich verbracht hat. Zuerst unternimmt sie Erkundungsflüge nach einem geeigneten Nistplatz und stillt ihren Hunger am Saft von Bäumen und ersten Insekten. Manchmal überwintert sie aber auch in alten Schuppen, Holzverschalungen an Terrassen, Balkonen oder Rollladenkästen.

Hornissen lieben Fallobst. (Foto: Inga Sprünken)

Hornissen bauen gerne Nester an Häusern

Und diese wiederum findet sie auch für ihr neues Nest ganz in Ordnung. Sie heftet zunächst einen kleinen Stiel aus selbst gefertigtem Baumaterial an die Decke und formt dann an dessen Ende die ersten sechseckigen Wabenzellen aus. An die ersten Zellen baut sie bis zu 40 oder 50 weitere an, die bald mit einem Ei belegt werden. Nach fünf bis acht Tagen entsteht daraus jeweils eine kleine Larve, die sich über ein Puppenstadium zu einer Arbeiterin entwickelt. Sobald die ersten fünf bis zehn Hornissen Anfang Juli geschlüpft sind, fliegt die Königin immer seltener aus, denn die anfallenden Aufgaben übernehmen jetzt die neuen. Die sind mit 18 bis 25 Millimetern deutlich kleiner als die 35 Millimeter lange Königin. Und da sie Tag und Nacht im Einsatz für die Brut sind, beträgt ihre Lebenserwartung nur etwa drei bis vier Wochen. Die Königin, die außer Eier legen nichts mehr zu tun hat, kann bis zu ein Jahr alt werden.

Hornissen sind groß, aber friedlich. (Foto: Inga Sprünken)

An schönen Herbsttagen schwärmen die zuletzt geschlüpften Hornissen aus und sammeln sich an einzeln stehenden Bäumen oder in unmittelbarer Umgebung des Nestes zur Paarung. Die begatteten Jungköniginnen suchen sich nun für den Winter ihren Unterschlupf und das Ganze beginnt von vorne. Die letzten Arbeiterinnen sterben Anfang November. Zuvor jedoch tun sie sich gerne an Fallobst gütlich.

Keine Angst vor den friedlichen Hornissen

Wen die friedlichen Hornissen stören, die – anders als Wespen – weder auf Kuchen, noch auf Eis scharf sind, der hat schlechte Karten. Denn die einheimische Hornisse zählt wegen ihrer akuten Bestandsgefährdung zu den besonders geschützten Arten. Sie darf nicht getötet und ihr Nest nicht zerstört werden. Die Beseitigung eines an kritischer Stelle erbauten Nestes ist nur mit Genehmigung der Naturschutzbehörden möglich.

Eine Hornisse am Fenster. (Foto: Inga Sprünken)

Für einen gesunden Menschen stellt ein Hornissenstich keine besondere Gefahr dar. Er ist nicht toxischer als ein Bienen- oder Wespenstich, dafür aber etwas schmerzhafter. Das liegt zum einen am stärkeren Stachel, zum anderen an Acetylcholin, ein Gift, dass im Bienen- und Wespengift fehlt. Lediglich Allergiker können, wie bei Bienen- und Wespenstichen auch, Probleme bekommen. Die Reaktionen reichen von Nesselsucht, Schwellungen und Rötungen an der Einstichstelle bis hin zur Atemnot. Gefährdet sind jedoch nur Menschen, die zuvor schon einmal gestochen wurden, denn Allergien entwickeln sich in der Regel erst nach mehreren Stichen. Grundsätzlich sind Hornissen jedoch absolut friedlich und scheuer als Honigbienen. Sie flüchten lieber, als anzugreifen – es sei denn, sie fühlen sich und ihr Nest bedroht.

Eine tote Hornissen-Larve. (Foto: Inga Sprünken)

Schön ist es jedenfalls, ihr interessantes Verhalten zu beobachten. So ging es auf der Terrasse unterhalb des Hornissen-Nestes eines Tages „plopp“. Die Hornissen aus der Dachgaube hatten eine Larve aus ihrem Nest geworfen. Als die Bewohner sie in Augenschein nahmen, stellten sie fest, dass es sich um eine „Hornissenlarvenleiche“ handelte. Damit das Nest sauber bleibt, werden tote Larven kurzerhand entsorgt.

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