Die Geister der Vergangenheit in alten Gemäuern

Leerstehende Stockwerke in alten Gemäuern. (Foto: Inga Sprünken)

Geheimnisvolle Orte haben unsere Vorfahren uns überlassen. Mal sind es Mauern im Wald, die keine Funktion mehr erfüllen, mal ist es ein von Wasser umgebender Hügel, der einst einen Wohnturm beherbergte, mal sind es seltsame Steinhaufen, Höhlen, leerstehende Häuser oder auch nur leer stehende Stockwerke in alten Gemäuern, die Neugierde wecken. Solche finden sich vielfach in Burgen und Schlössern. Denn der Erhalt der ehrwürdigen Gemächer ist teuer. So werden manches Mal nur das Erdgeschoss oder die unteren Stockwerke saniert, während in den oberen Etagen Spinnen, Fledermäuse und die Geister der Vergangenheit hausen.

Die oberen Stockwerke sind verwaist

Im Dachgeschoss des Schlosses wohnt die Ewigkeit. (Foto: Inga Sprünken)

Beispiel dafür ist die Burg Overbach in Much. Während der gleichnamige Golfclub, der die Burg 1984 übernahm, seine Verwaltungsräume zunächst im Erdgeschoss des Wohnturms einrichtete, verfielen die oberen Räume. Deren Erhalt war zu teuer und so bieten die einst wohnlichen Gemächer, in denen zuerst die Ritter hausten und später eine Bauersfamilie als Pächter lebte, heute nur noch Platz für Spinnweben. Inzwischen ist der Golfclub zwar mit seinen Verwaltungsräumen in die Remise gezogen, aber nach wie vor wird nur das hinter den dicken Burgmauern liegende Erdgeschoss gewerblich genutzt.

 

Der Geist der Vergangenheit weht durch den Flur in Georghausen. (Foto: Inga Sprünken)

Ähnlich sieht es in Schloss Georghausen bei Lindlar aus. Dort übernahm ebenfalls ein Golfclub das Schloss und richtete seine Verwaltungsräume zunächst in den Nebengebäuden ein. Im Laufe der Zeit ist die Verwaltung ins Erdgeschoss des Schlosses gezogen, in dem schon zu Zeiten des einstigen Hotelbetriebs, der von dem damaligen Schlossherrn in den 1950er Jahren eingerichtet hatte, ein Restaurant untergebracht war. Der Hotelbetrieb wurde Ende der 1990er Jahre aufgegeben. Eine Sanierung der einst hochherrschaftlichen Zimmer gilt bis heute als unrentabel. So führt die mächtige barocke Treppe ins Nichts. In den oberen beiden Stockwerken und im Dachgeschoss weht der Geist der Vergangenheit. Halb abgerissene Tapeten und Gardinen, Reste von Badezimmern und Stuckdecken berichten von vergangenem Luxus der früheren Bewohner und renommierten Hotelgäste. Auch die Wohnung der einstigen Schlossbesitzer im zweiten Obergeschoss steht leer.

Alle Stockwerke der Burg Welterode wurden saniert. (Foto: Inga Sprünken)

Mehr „Glück“ hatte die Burg Welterode in Eitorf, die der Mucher Burg ähnlich ist. Sie gehörte zuletzt einem „Burgenkönig“ genannten Immobilienmakler, der für jede seiner Töchter eine Burg kaufte und herrichten ließ. Die Eitorfer Burg wurde in allen Stockwerken einschließlich dem Keller stilgerecht renoviert. Im Letzteren wurden gar Schwimmbad und Sauna eingerichtet. Der heutige Burgherr nutzt die Burg als Gästehaus, während er selbst in einem der Nebengebäude wohnt. Denn es ist nicht nur die knarzende alte Holztreppe, die nachts ihr gruseliges Eigenleben entwickelt. Das Leben hinter den dicken Wänden einer Burg ist nicht gerade gemütlich. Es ist stets kühl und oftmals aufgrund kleiner Fensteröffnungen auch recht dunkel.

Geheimnisvolle Hügel im Wald

Mauern im Wald: Gut Eibach. (Foto: Inga Sprünken)

Immer mehr Herrenhäuser, stillgelegte Bahnhöfe, alte Fachwerkhäuser und Ruinen, die, gerade weil sie verwaist sind, eine unheimliche Faszination ausstrahlen, sind zu entdecken. Manchmal hängen noch Gardinen vor den Fenstern und man hat den Eindruck, von innen beobachtet zu werden. Putz bröckelt von Fassaden, Regen dringt durchs Dach. Diese „Lost Places“, verlassenen Plätze, üben eine starke Anziehungskraft nicht nur auf Fotografen aus. Denn es sind gerade die Spuren des Vergangenem, die einen Zauber in sich bergen und die Fantasie anregen. Hinter manch einer Fassade vermutet der Betrachter gar Dramen, die sich hier abgespielt und die zum Verlassen des Anwesens geführt haben könnten.

Die Motte Broichhausen wurde im 15. Jh. aufgegeben. (Foto: Inga Sprünken)

Vor dem inneren Auge laufen Bilder ab, wie es an solchen Plätzen wohl zuging, als noch Menschen dort lebten. Das ist auch so bei der Motte in Kircheib, einer von 147 im Rheinland. Mitten im Wald entdeckt der Wanderer unweit des Zeitreise-Wegs eine Wasserfläche, in deren Mitte eine Insel thront: die Motte Broichhausen, die als Ursprung des Ortes gilt. Die von Wasser umgebene einstige Turmhügelburg, von der nichts mehr übrig ist, war vermutlich fünf Meter hoch. Das älteste schriftliche Dokument, belegt, dass eine Familie Ütgenbach im Jahre 1350 hier wohnte. Die Motte wurde etwa um 1500 aufgegeben. Mögliche Gründe dafür können fehlende Erweiterungsmöglichkeiten gewesen sein. Wo einst rauschende Feste gefeiert wurden, wächst heute ein Wald heran.

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