Legenden umranken keltisches Heiligtum

Die Externsteine in Horn-Bad Meinberg sind sagenumwoben.

Mythen und Legenden ranken sich um die Externsteine. Sie sind Gegenstand zahlreicher Theorien – die teils wissenschaftlich belegt sind und teils auf unbestätigten Überlieferungen beruhen. Die Rede ist von der seltsamen Formation der Externsteine im westfälischen Horn-Bad Meinberg. Entstanden ist die rund 40 Meter hohe Felsformation vor rund 130 Millionen Jahren, als das Meer des Niedersächsischen Beckens an das Münsterländer Festland grenzte. Die Ablagerungen am Meeresgrund wurden zu Sandstein. Gewaltige Druckkräfte bewirkten vor 80 Millionen Jahren, dass sich die Sandsteinschichten senkrecht aufstellten und die Gebirge des Teutoburger Waldes bildeten. Gebirgsbäche spülten sie aus und ließen die Externsteine zurück. Ein Übriges tat das Gletschereis.

Die Felsformationen sind skuril. (Foto: Inga Sprünken)

Steinzeitmenschen lebten an den Externsteinen

Die monumentale Felsengruppe ist eines der bemerkenswertesten Natur- und Kulturdenkmäler Europas. Und sie faszinierte schon die Steinzeitmenschen, wie Funde von Spitzen und Klingen unterhalb des kleinen Felsens im Wald zeigen. Es wird vermutet, dass die Ahrensburger Kultur vor 10.000 Jahren die Seine als natürliches Felsschutzdach genutzt hat. Die Steinformation könnte auch als heidnisches Heiligtum oder Sternwarte gedient haben.

Archäologische Grabungen in den Jahren 1932 bis 1935 förderten zudem hochmittelalterliche Keramik und Metallfunde hervor und zeugen von einer Besiedelung im zehnten bis 13. Jahrhundert. Tatsächlich gab es hier auch ein herrschaftliches Anwesen, das durch Urkunden des 12. Jahrhunderts bestätigt wird. Der Abt des Klosters Werden bei Essen besaß an den Externsteinen einen Hof. Dieser diente ihm auf seinen Reisen ins Tochterkloster Helmstedt als Raststation, denn die Felsen lagen an einem bedeutenden Fernweg vom Rhein zur Elbe.

Die sagenumwobenen Externsteine. (Foto: Inga Sprünken)

Im 14. und 15. Jahrhundert lebten unter dem Schutz der Edelherren zur Lippe Einsiedler in der Grottenanlage in den Externsteinen. Die mysteriösen Grotten entstanden vermutlich im Spät- oder Hochmittelalter. Brandspuren zeugen von menschlicher Einwirkung. Eine Grotte stammt aus dem zehnten Jahrhundert, die zweite entstand mutmaßlich in der Zeit 735 n.Chr. Es wird vermutet, dass für die Kuppelgrotte eine Brandsprengung angelegt wurde. Darin finden sich Reste einer Petrusskulptur und ein offenes Felsengrab in einer Rundbogennische. Um 1660 errichtete Graf Hermann Adolph zur Lippe vor den Felsen eine Festung, die jedoch nicht lange Bestand hatte.

Der Stausee wurde im 19. Jahrhundert angelegt. (Foto: Inga Sprünken)

Mit dem aufkommenden touristischen Interesse ließ ab 1809 Fürstin Pauline zu Lippe die Steine mit einer Aussichtsplattform und einer Treppe versehen. Um 1837 wurde ein Stauteich angelegt. Die Steine wurden zur Attraktion besonders nach ihrer weiteren touristischen Erschließung seit den späten 1920er Jahren. Leider wurden dabei viele Spuren zerstört. Ihrem Hang zu heidnischen Heiligtümern trugen hier auch Vertreter der „völkischen Weltanschauung“ Rechnung, davon zeugen Gravuren im Stein. Zahlreiche Legenden ranken sich indes um ein Kreuzabnahmerelief, das vermutlich mittelalterliche Steinmetze in den Felsen schlugen.

Die Grotten in den Externsteinen. (Foto: Inga Sprünken)

Die Krallen des Teufels an den Externsteinen

Bereits im 16. Jahrhundert könnten die Externsteine von einem heidnischen Heiligtum in eine christliche Stätte umgewandelt worden sein – so wie es an vielen heidnischen Kultplätzen geschah. Wurde zu dieser Zeit die Höhenkammer mit einer Altarnische angelegt? Die kunsthistorische Forschung deutet die Anlage als mittelalterliche Nachbildung der heiligen Stätten in Jerusalem, mit dem Grab Christi, der Kreuzauffindungsgrotte und dem Felsen Golgatha.

Kreuzigungsszenen an den Externsteinen. (Foto: Inga Sprünken)

Eine Legende erklärt, wie ein lose aussehender Fels in schwindelnde Höhen kam. Demnach ärgerte sich der Teufel, dass er eine Gegend nach der anderen verlor. Da er aber überall flüchten musste, wollte er sich nun nach den Externsteinen zurückziehen. Er kam an und sah eine große Menge Menschen, die vor dem Kreuz niederfielen, das man noch an den Felsen ausgehauen sieht. Sie hielten zu der Kapelle auf der Spitze des steilsten Felsen und zum Grab am Abhang des vordersten Felsen eine Prozession ab. Das verdross den Teufel. Als er einen Priester mit einem Kruzifix von der Kapelle kommen sah, ergriff er ein großes Felsenstück und schleuderte es nach ihm. Aber die Macht des Kreuzes gab dem Stein eine andere Richtung und er blieb auf einer Felsenspitze hängen.

Der Stein des Teufels auf den Externsteinen. (Foto: Inga Sprünken)

Da sprach der Priester den Fluch über ihn aus, und der Teufel flüchtete bei dem ausgehauenen Kreuz vorbei zu dem Grab am untersten Abhang. Hier stieß er mit seinen Krallen hinein, die noch heute deutlich darin zu sehen sind, konnte es aber nicht zerstören. Da stemmte er sich gegen den großen Felsen, um ihn niederzuwerfen. Er drängte so gewaltig, dass er ein tiefes Loch in den Felsen drückte. Die Flamme schlug daran in die Höhe, wie noch deutlich zu sehen ist. Der Felsen blieb aber unbeweglich stehen, weil das Kreuz daran ausgehauen war. Da ging der Teufel fluchend fort und drohte, der Stein, den er zuerst gegen den Priester schleuderte, der solle noch einmal eine Bürgerfrau aus der Stadt Horn umbringen. Die Bürger aus Horn gaben sich alle Mühe, diesen Stein herunterzubringen, der ganz lose zu liegen schien. Doch es war ihnen bis heute unmöglich. Eine Straße führt heute hindurch.

Eine Verbindungsbrücke in schwindelnder Höhe. (Foto: Inga Sprünken)

Unweit der Externsteine findet sich auch das Hermannsdenkmal, dass an die Varusschlacht erinnert, in der die Römer von germanischen Stämmen vernichtend geschlagen wurden.

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