Abgrund hinter dem Tunnel

Ahrweiler

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Es war der 25. November 1834. Kronprinz Friedrich Wilhelm hatte sich im Rheinischen Hof in Altenahr einquartiert. Es galt etwas zu feiern, was bis dahin einmalig war. Der erste Straßentunnel dieser Art wurde in Preußen eigenweiht. Bis zum Jahr 1864 war er auch der einzige. Das Bauwerk war eine wichtige Maßnahme zur Verbesserung der Infrastruktur. Der drei Kilometer lange Umweg durch das Langfigtal fiel damit für die Fuhrwerke weg. Altenahr erlebte einen wirtschaftlichen Aufschwung. Das Hotel Rheinischer Hof ist mittlerweile abgerissen. Eigentumswohnungen stehen an seiner Stelle. Der Tunnel existiert noch. Er hat das schreckliche Hochwasser im Juli 2021 überstanden. Doch die Zufahrt in Richtung Altenahr gibt es nicht mehr. Ein tiefer Krater ist nun da, wo früher die Bundesstraße 267 ihren Platz hatte.

Hochwasser
Völlig zerstört ist auch die Eisenbahnbrücke über der Ahr am Tunneleingang. (Foto: Lindemann)

Hochwassermarken im Inneren

Der Tunnel ist gesperrt. Geht man zu Fuß durch ihn hindurch, kann man nicht glauben, was man sieht. Im Inneren ist nichts mehr vom Hochwasser zu erkennen. Der Tunnel wirkt, als ob nie etwas geschehen ist.

Hochwasser
Am Ende des Tunnels beginnt der Abgrund. (Foto: Lindemann).

An seinem Ende ist die Straßenkante jäh abgebrochen, ein zwanzig Meter tiefer Abgrund tut sich plötzlich auf. Autos sind zu erkennen. Sie sind jedoch vom Geröll gefangen. An der rechten Seite im Inneren erinnern Hochwassermarken an frühere Überflutungen. Die starken Regenfälle im Juli haben jedoch so viel Wassermassen durch die Röhre gedrückt, dass kurz vor der Tunneldecke noch Spuren der reißenden Flut zu erkennen sind.

Hochwasser
Die alten Hochwassermarken sind zu erkennen – die neue Flut hat fast die Decke des Tunnels erreicht. (Foto: Lindemann)

Infrastruktur völlig zerstört

Die Infrastruktur ist nun völlig zerstört. Es wird sehr wahrscheinlich Jahre dauern, bis alles wieder aufgebaut ist. Wie wichtig der Tunnel ist, beschreibt der Landschaftverbad Rheinland (LVR) auf seiner Internetseite:

Mit dem zunehmenden Verkehr auf den Straßen Altenahrs und im Ahrtal erfolgte der erste Ausbau des Straßentunnels 1867. Im Zuge der Baumaßnahmen wurde der Tunnel geringfügig verbreitert und die Fassaden der jeweiligen Tunneleingänge im dezenten Bruchsteingewölbe verputzt. Erst ein Jahrhundert später, 1969, musste der Straßentunnel den neuen Gegebenheiten angepasst werden. Der Tunnel wurde ein weiteres Mal vergrößert, so dass dem Automobil- und Lastfahrverkehr nun eine sieben Meter breite Fahrbahn zur Verfügung steht. Darüber hinaus wurde ein Fußgängerweg errichtet, der mit Hilfe eines Geländers von der Fahrbahn separiert wurde. Weitere bauliche Veränderungen sind ein neuer Anstrich der Tunnelinnenwand im hellen Weiß, was wiederum zur Verkehrssicherheit beitragen soll und die bessere Isolierung gegen Bergwasser, so dass mögliche Gefahrstellen insbesondere im Winter auf Grund von gefrierender Nässe vermieden werden können.

https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-117916-20150313-8

Hochwasser
Die Straße an Ende des Tunnels existiert nicht mehr. (Foto: Lindemann)

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3 Antworten

  1. Das Tunnel-Hochwasser hat die Lage im unteren Ahrtal verschärft (größere Menge und größere Geschwindigkeit). Der Tunnel müsste bei Hochwasser geschlossen werden.

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