Ständig neue Eigentümer: die Burg Welterode
Kaum ein Gebäude wechselt so oft seine Eigentümer, wie die Burg Welterode – liegt ein Fluch auf ihr? Nach nur etwas mehr als drei Jahren stand die Burg Welterode Ende 2022 wieder zum Verkauf – zum Preis von 5,8 Millionen. Es mutet seltsam an, dass das 18 Zimmer umfassende Gemäuer mit einer Wohnfläche von 350 Quadratmeter zuzüglich dreimal 90 Quadratmeter in der Vorburg, niemals wirklich lange im Eigentum von jemanden war, sondern immer wieder neue Bewohner hatte.
Die Burg Welterode gehört zu den Niederungsburgen und ist erstmals 1249 urkundlich erwähnt worden, als Mechthild, die verwitwete Gräfin von Sayn, dem Kloster Herchen den Hof Mauchenrode und die Zehnten zu Schönenberg und Waldenrode schenkte. Schon 1289 kam die Burg in den Besitz der Stadt Köln.
Im Besitz der Stadt Köln
Für das Jahr 1404 ist ein Friedrich von Welterode erwähnt, der sich mit der Stadt Köln aussöhnte – warum auch immer. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg Welterode wie viele andere auch geschliffen und stand als Ruine leer. Neu aufgebaut wurde sie vermutlich im 17. Jahrhundert von den Grafen von Nesselrode-Ehreshoven.
Im Jahre 1712 jedenfalls heiratete ein Peter Ennenbach eine Cillig und wohnte auf Welteroth. War es ein Verwalter – ebenso wie Henricus Barrig, der 1730 die Susanne Catharina Wilhelmina ehelichte? Jedenfalls ist er als Herr Henricus Barrich Kellmann in den Schriften erwähnt. 1870 wurde das Rittergut von Reichsgraf Maximilian Nesselrode-Ehreshoven an einen Jakob von Kaufmann-Asser aus Köln veräußert.
Die Stadt Köln als Eigentümer
Nur kurze Zeit später ging die Burg an Graf Hoensbroech zu Schloss Türnich, der bis 1938 Eigentümer blieb. Ob die Burg danach leer stand oder wie sie genutzt wurde, lässt sich nicht nachvollziehen. Etwa in den 1960er Jahren erwarb sie jedenfalls der als Miethai verschrieene Dr. Günther Kaußen.
Seit einer Erbschaft in den 1960er Jahren sammelte Kaußen sanierungsbedürftige Altbauten und drängte vielfach die Mieter heraus, um die Wohnungen an neue Eigentümer gewinnbringend zu verkaufen. Oder er vermietete sie zu horrenden Preisen an Ausländer. Auch die Burg Welterode war zu dieser Zeit an eine vierköpfige Familie aus der Eifel verpachtet, die nur im Erdgeschoss lebte und eine kleine Landwirtschaft betrieb.
Forderungen an die Mieter
Kaußen stellte ständig überhöhte Forderungen an die Mieter und ließ Wohnungen gezielt verrotten. 1985 erhängte er sich an einem Heizungsrohr in seinem Badezimmer. Er soll dem Bankrott nahe gewesen sein.
Zu dieser Zeit gehörte die Burg Welterode schon einem aus Jugoslawien stammenden Dr. Bosco. Der in Eitorf praktizierende Zahnarzt hatte die Burg etwa ab Mitte der 1970er Jahre erworben. Er nahm gewisse bauliche Veränderungen an der Burg vor und soll Steuervergünstigungen nicht in den Denkmalschutz, sondern in den Bau von Tennisplätzen gesteckt haben. Irgendwann Anfang der 1980er Jahre verschwand er in einer Nacht-und-Nebel-Aktion Richtung Italien.
Der Eigentümer war verschwunden
Dass die Burg verlassen war, fiel auf, als plötzlich schwarze Schwäne auf dem Eipbach schwammen. Diese waren bekanntermaßen Bewohner des Burggrabens gewesen. Als das Ordnungsamt nachschaute, kamen den Mitarbeitern halb verhungerte Hunde entgegen.
Wie 1983 der Kaufvertrag mit dem nächsten Eigentümer, dem Burgenkönig Herbert Hillebrand, zustande kam, bleibt ein Geheimnis. Möglicherweise haben auch die Gläubiger den Verkauf abgewickelt. Der Burgenkönig erwarb die Burg für eine seiner Töchter und sanierte sie in den folgenden drei Jahren. Zu diesem Zeitpunkt gehörten dem Vater von 15 Kindern 27 Burgen und Adelssitze. Er war mit Immobiliengeschäften zu großem Reichtum gekommen, hatte aber später auch viel Geld verloren.
Sauna im Gewölbekeller
Es wird gesagt, dass eine Hillebrand-Tochter auf der Burg Welterode gelebt haben soll, ebenso wie er selbst mit seiner Ehefrau. Im Jahr 2011 jedenfalls wurde die Burg erneut saniert. Während der Hillebrandt-Zeit verwandelte sich auch der alte Gewölbekeller, von dem der Legende nach ein unterirdischer Gang bis Stadt Blankenberg führen soll, zu einer Saunalandschaft mit Pool.
Die Burg Welterode stand schon längere Zeit zum Verkauf, als der Halb-Indonesier Sebastian Dayun Tohir Bourmann sie in 2019 erwarb. Dazu gehörte auch eine Herde Dammwild sowie Ziegen, die auf dem 30 Hektar großen Grundstück leben. Der Unternehmer, der sein Geld mit diversen Firmen in Indonesien gemacht hatte, hatte große Pläne mit dem historischen Gemäuer. Er wollte seine Geschäftskunden aus Indonesien und anderen Ländern dort beherbergen, lebte aber selbst in der Vorburg.
Eigentümer hat große Pläne
Zu seinen Plänen gehörten auch diverse Events. Eine Kostprobe davon hatte er bei der Einweihung im September 2019 gegeben, bei der sich die geladenen Gäste an indonesischen Tänzen, einem Konzert und einem Höhenfeuerwerk erfreuen durften. Und auch für die Eitorfer wollte Bourmann regelmäßig die schmiedeeisernen Pforten zu seinem Anwesen öffnen und einen Weihnachtsmarkt, einen Martinszug und Konzerte veranstalten.
Dafür hatte er eigens hinter der Burg eine Bühnenanlage eingerichtet. Der geplante Bau einer Eventhalle scheiterte jedoch an einem fehlenden Bebauungsplan, da sich die Burg im Außenbezirk befindet. Zuletzt lebten auf dem komplett umfriedeten Burggelände Pferde, Känguruhs, Enten, Strauße, Schweine und Ziegen in Ställen, Gehegen und einer Scheune.
Vier Etagen in der Burg
Die Burg selbst verfügt über vier Etagen. Im EG befindet sich ein Herrenzimmer, ein Speisezimmer mit Kamin und die Küche. Die ersten bis dritten Etagen verfügen über jeweils zwei bis drei Schlafräume und ein Bad. Die Treppe, die die Etagen verbindet, stammt aus dem 18. Jahrhundert und führt ein makabres Eigenleben, wie die Lebensgefährtin des letzten Eigentümers berichtete. Sie soll wohl insbesondere nachts ständig Geräusche machen – ein Spuk vielleicht?
Jedenfalls entschloss sich Bourmann nach der Trennung von seiner Lebensgefährtin und der Heirat mit seiner Assistentin, mit der er inzwischen zwei Kinder hat, wieder zurück nach Indonesien zu ziehen. Das weitere Schicksal der Burg Welterode ist ungewiss. Wird sie jemals einen Eigentümer finden, der sie zu schätzen weiß und sich dauerhaft dort aufhält? Oder liegt ein Fluch auf dem Gemäuer, der jeden Bewohner schnell wieder vertreibt?